Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortuna muss jetzt mit beiden Händen zugreifen

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N2012 hat er Fortuna als Trainer in die Bundesliga geführt. Er sieht eine gute Chance, dass seinem Ex-Klub dies nun gegen den VfL Bochum noch einmal gelingt.

un also wieder eine Relegation mit Fortuna. So wie bei uns damals, als wir 2012 gegen Hertha BSC den Sprung in die Bundesliga schafften. Das heißt: Ganz so wie bei uns ist es diesmal nicht, denn wir haben vor einem Dutzend Jahren bis zuletzt um unseren dritten Tabellenpl­atz zittern müssen, während Fortuna diesmal schon am vorletzten Spieltag die Relegation sicher hatte, und das nach dieser Serie mit 14 Ligaspiele­n ohne Niederlage auch ganz sicher verdient.

Wir haben es uns damals selbst etwas schwer gemacht mit etwas zu vielen Unentschie­den in der

Rückrunde. Deshalb mussten wir am letzten Spieltag selbst noch gegen den MSV Duisburg punkten und zugleich nach Hamburg schauen, ob St. Pauli als unser punktgleic­her Konkurrent nicht noch höher gegen Paderborn gewinnt als mit 5:0 ohnehin schon. Das war schon schade nach unserer fantastisc­hen Hinrunde – unsere 41 Punkte haben noch heute Bestand als beste Hinrunde aller Zeiten in der Zweiten Liga!

Umso bitterer aber war das, was uns danach passierte. Das kam bei mir wieder so richtig hoch, als ich die Aufstiegsf­eiern von Kiel und

St. Pauli sah: All das ist meinen Jungs 2012 verwehrt geblieben. Einen Abend lang haben wir noch gefeiert. Aber schon am nächsten Morgen war die Stimmung nach Herthas Protest gegen die Spielwertu­ng sehr gedrückt. Und was dann noch alles kam!

Als am Tag nach dem Spiel Johannes B. Kerner, ein bekennende­r Hertha-Fan, in seiner Fernsehsen­dung eine Puppe mit einem Bengalo in Brand setzte, um zu demonstrie­ren, wie gefährlich das alles doch angeblich gewesen sei beim Platzsturm in Düsseldorf. Oder als wir ein paar Tage später mit der Mannschaft zu einem Essen eingeladen waren – und nebenbei guckten alle auf den Liveticker, was beim Sportgeric­htsprozess in Frankfurt passierte.

All das hatten die Jungs nicht verdient. Wie sie sich sportlich in den Spielen gegen die Hertha

präsentier­t hatte, war aller Ehren wert. Und schon in den Tagen vor der ersten Partie hatte man im Training spüren können, dass die Spieler fest daran glaubten, die Berliner schlagen zu können.

Genau das wird auch für die aktuelle Fortuna-Mannschaft ein Schlüssel sein. Natürlich ist es immer schwer für einen Zweitligis­ten gegen ein Bundesliga-Team. Aber Fortuna kommt mit dem Rückenwind ihrer tollen Serie, während Bochum noch drei Spieltage vor Saisonende vier Punkten Vorsprung auf Platz 16 sicher nicht mehr mit einem Absturz in die Relegation gerechnet hat.

Den Gegner halte ich somit aus Düsseldorf­er Sicht zunächst einmal für okay. Aber auch der VfL kann richtig aufdrehen, das hat er in dieser Saison schon gezeigt.

Die Chance ist auf jeden Fall da für Fortuna. Sie ist variabler geworden in ihrem Spiel, hat eine gute Balance gefunden. Und sie hat einen Christos Tzolis, der eine sehr gute Saison gespielt hat, ebenso einen Vincent Vermeij, der nach einem Durchhänge­r wieder getroffen hat. Ich sehe die Spiele bei 50:50. Von allein wird es nicht gehen. Aber Fortuna hat den Aufstieg dicht vor Augen – jetzt muss sie mit beiden Händen zugreifen.

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