Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Begleiterin auf dem Weg zum Ja-Wort
Es soll einer „der schönsten Tage im Leben“sein, wenn zwei Liebende den Bund der Ehe eingehen. Aufregend und emotional ist es für alle Beteiligten – auch für die Person, die die Menschen traut. „Es bedeutet viel mehr, als nur eine Rede zu halten“, sagt Katja Nörenberg. Die Düsseldorferin ist seit rund neun Jahren nebenberuflich freie Traurednerin und begleitet Paare auf ihrem Weg zum Ja-Wort und zur Gelöbniserneuerung.
„Verliebte, Verlobte und bereits Verheiratete können ihre Trauung individuell gestalten“, beschreibt sie. „Und das Schöne ist; jede Trauung und Liebesgeschichte ist anders.“Als erfahrene Rednerin weiß sie, worauf es bei dieser Aufgabe ankommt. Neben Rhetorik und Organisation gehören auch Mut und Selbstbewusstsein dazu, vor Menschen sprechen zu können. Nötig seien auch Empathie und Feingefühl, ebenso Talent. „Es mag sich einfach anhören, aber dahinter steckt viel Arbeit“, sagt Nörenberg.
Mehrere Stunden verbringt sie mit der Vorbereitungszeit, den Vorgesprächen, in denen sie die Paare kennenlernt, und dem Schreiben. Je mehr Informationen sie vom Brautpaar hat, desto „runder“wird später die Rede – das Herzstück der freien Trauung. Diese ist eine Zeremonie jenseits von Standesamt und Kirche. Paare gelten danach allerdings noch nicht vor dem Gesetz als Ehemann- und frau.
Das Brautpaar und ihre Liebesgeschichte stehen in den Reden Nörenbergs im Mittelpunkt: Vom Kennenlernen zum ersten Kuss über schöne und herausfordernde Momente bis zum Antrag. Das Schreiben und Überarbeiten könne bei ihr bis zu 15 Stunden dauern, je nach Schreibflussphase und Idee, sagt Nörenberg.
„Authentizität ist das A und O. Ich möchte die Geschichte
am großen Tag gefühlvoll rüberbringen.“So bestehen ihre Reden aus zwei Parts. Erst geht sie auf das Kennenlernen bis zum Heiratsantrag ein, im Anschluss schickt sie das Brautpaar metaphorisch auf eine kleine Reise gepaart mit schönen wie herausfordernden Momenten in einer Ehe. „Ich versinnbildliche, dass es auch in einer Ehe Momente gibt, in denen man sich gegenseitig festhalten und füreinander da sein muss.“
Die freie Trauung führt sie im Stehen durch, um besser betonen und gestikulieren zu können. Nervös sind am Tag der Trauung alle, auch die Hochzeitsrednerin – zumindest, bis die Technik steht. „Die Trauung ist live. Ich glaube, die Organisation mit Ablaufplan hilft allen ein wenig, ruhiger zu werden“, sagt sie. Als Ansprechpartner versuche sie, dem Brautpaar die Nervosität zu nehmen und ein Ruhepol zu sein.
Katja Nörenberg begleitet gerne zwei Menschen auf ihrem Weg zum Ja-Wort und erlebt besondere Momente mit. Auch, wenn ein Ehepaar erneut „Ja“sagt. „Zu sehen, dass diese Menschen nach all den Jahren, nach Höhen wie Tiefen, so glücklich sind, das ist besonders.“Sie traute Paare auch schon an eher ungewöhnlichen Orten, zum Beispiel einer Apfelplantage, einem Reiterhof, einer Bahnhof-Location und an einem See.
Für Katja Nörenberg ist jede Trauung außergewöhnlich. Als Beispiel erzählt sie vom Applaus einer Eineinhalbjährigen, die sich einfach vor sie gestellt hatte. Oder als ihr ein Bräutigam erzählte, er konnte während der Rede für einen kurzen Moment den plötzlichen Verlust seines Vaters vergessen. Diese Rückmeldungen spornen sie an. Eine freie Traurednerin zu sein ist für sie ein Ausgleich zu ihrem Beruf im Dienstleistungsbereich.