Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Goldene Palme von Cannes für die Tragikomödie „Anora“
(dpa) Mit seiner Tragikomödie „Anora“hat der US-amerikanische Regisseur Sean Baker die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen. Das gab die Jury am Samstagabend bekannt. Der Film, der von einer selbstbewussten Striptease-Tänzerin in New York erzählt, setzte sich gegen 21 andere Wettbewerbsfilme durch. Entschieden hat eine Jury unter dem Vorsitz der Regisseurin Greta Gerwig.
Die Jury zeichne mit „Anora“einen „unglaublich menschlichen Film“aus, sagte Gerwig. Es sei ein Film, „der unsere Herzen erobert hat, der uns lachen ließ, der uns unendlich hoffen ließ, der uns das Herz brach und dabei nie die Wahrheit aus den Augen verlor“. Baker widmete den Film am Samstagabend „allen Sexarbeiterinnen“. Er hoffe, seine Filme trügen dazu bei, das Stigma von Sexarbeit abzubauen. Auf der Bühne sagte der 53-Jährige über seine Auszeichnung: „Das ist buchstäblich mein einziges Ziel als Filmemacher in den letzten 30 Jahren gewesen. Ich bin mir also nicht sicher, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen werde.“
Einen Spezialpreis der Jury erhielt der iranische Regisseur Mohammed Rassulof für „The Seed of the Sacred Fig“. Der größte Triumph war aber wohl, dass er seine Auszeichnung persönlich entgegennehmen konnte. Rassulof war kürzlich zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Vor wenigen Tagen war er aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet, am Freitag kam er zur Premiere seines Films nach Cannes. Während die iranischen Behörden die Veröffentlichung seines neuen Films unbedingt verhindern wollten, wurde Rassulof in Cannes dafür bejubelt.
Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung, ging an „All We Imagine as Light“der indischen Regisseurin Payal Kapadia.