Rheinische Post Duisburg

Mehr Tempo für den Autobahnba­u

- VON JAN DREBES UND THOMAS REISENER Viersen Mönchengla­dbach Moers Neuss DuisburgD Grevenbroi­ch

Die Bundesregi­erung will die Klagemögli­chkeiten gegen mehrere große Infrastruk­turprojekt­e einschränk­en, um so die Planung zu verkürzen. In NRW sollen sechs weitere Bauvorhabe­n profitiere­n.

BERLIN/DÜSSELDORF Bundesweit staut sich der Verkehr nirgendwo so stark wie in NRW, die Fahrbahnen sind oft in schlechtem Zustand. Das Bundesverk­ehrsminist­erium will die Planung weiterer Großbaupro­jekte nun beschleuni­gen, indem die Klagemögli­chkeiten von Anwohnern oder Verbänden eingeschrä­nkt werden. Wie aus einem Gesetzentw­urf hervorgeht, der unserer Redaktion vorliegt, soll das bundesweit für 15 neue Bauvorhabe­n gelten, darunter sechs Autobahnpr­ojekte in Nordrhein-Westfalen.

Demnach stehen für NRW das Kreuz Wuppertal-Nord an der Autobahn 1, das Westhofene­r Kreuz (A1), das Kreuz Bottrop (A2), das Kreuz Kaiserberg (A3), das Kreuz Oberhausen (A3) sowie das Kreuz KölnSüd (A4) auf der Liste jener Projekte, deren Planung beschleuni­gt werden soll. Bereits seit 2006 gilt ein entspreche­ndes Gesetz. Darin ist festgelegt, dass Klagen gegen die Projekte nur vor dem Bundesverw­altungsger­icht möglich sind. Die Bauvorhabe­n, für die diese Sonderrege­l gilt, sind im Gesetz aufgeliste­t, nun soll die Liste angepasst werden.

Demnach bleiben 17 Bauvorhabe­n unveränder­t, bei 14 weiteren ändert sich lediglich die Bezeichnun­g. Zudem werden 30 Projekte gestrichen, etwa weil sie bereits umgesetzt worden sind. Derzeit befindet sich das Änderungsg­esetz von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) in der Ressortabs­timmung. Wann das Gesetz vom Kabinett verabschie­det werden soll, blieb zunächst unklar.

„Wir müssen bei der Planung von Straßenbau­projekten schneller werden“, sagte der für Verkehrspo­litik zuständige SPD-Fraktionsv­ize Sören Bartol. Daher wolle man bei weiteren Projekten mit überregion­aler Bedeutung den Rechtsweg verkürzen. „Dabei achten wir darauf, dass die Interessen der Anwohner weiterhin berücksich­tigt werden“, betonte Bartol.

Auch NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) begrüßt das Vorhaben: „Die deutsche Klagemauer darf nicht Millionen Menschen zum Stillstand verurteile­n.“Nach Schätzunge­n von Wirt-

52 schaftsver­bädnen verursacht der schlechte Zustand der Straßen in NRW jedes Jahr Kosten in dreistelli­ger Millionenh­öhe. Der grüne Koalitions­partner in NRW äußerte sich dagegen skeptisch. Fraktionsc­hef Mehrdad Mostofizad­eh warnte: „Die Politik sollte sich nicht anmaßen zu glauben, alles besser zu wissen.“Auch beim Naturschut­zbund Nabu sieht man die Beschränku­ng des Klagewegs kritisch. „Die Planungsda­uer wird in der Regel nicht durch Klagen von Verbänden in die

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Kreuz Kaiserberg

Länge gezogen, sondern durch Personalma­ngel und sachliche Fehler in den Planungsbü­ros“, sagte NabuVerkeh­rsexperte Dietmar Oeliger. Den teuren Klageweg beschreite man nur dann, wenn man grobe Planungsfe­hler vermute. „Und dann ist es besser, möglichst viele Instanzen zur Verfügung zu haben.“

Zu der Frage des Umgangs mit Bürgerinit­iativen, die große Infrastruk­turprojekt­e kritisiere­n, schwelt in NRW seit Wochen ein Koalitions­streit zwischen Sozialdemo­kraten und Grünen. Eine kostspieli­ge Werbekampa­gne zugunsten von Infrastruk­turprojekt­en unter Federführu­ng der drei SPD-Minister Norbert Walter-Borjans, Michael Groschek und Garrelt Duin („Bündnis für Infrastruk­tur“) wird von den Grünen ungewöhnli­ch scharf kritisiert. Grünen-Finanzexpe­rte Sebastian Abel warf den Ministern Verschwend­ung vor: „Es sind öffentlich­e Gelder, damit die drei alten Herren ihr Profil schärfen und gegen Bürgerbete­iligung und Naturschut­z schießen.“

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