Rheinische Post Duisburg

Polizei kannte Amris Kontaktman­n

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Gegen den Tunesier wurde bereits 2015 wegen Terrorverd­achts ermittelt.

DÜSSELDORF (dpa/tor) Der am Dienstag festgenomm­ene mutmaßlich­e Kontaktman­n des Berlin-Attentäter­s Anis Amri ist im November 2015 schon einmal festgenomm­en worden. Der Sprecher der Berliner Staatsanwa­ltschaft sagte, dass gegen den 26 Jahre alten Tunesier wegen einer schweren staatsgefä­hrdenden Straftat ermittelt worden sei. Er und zwei weitere Männer standen damals im Verdacht, Sprengstof­f für einen Anschlag in Düsseldorf besorgt zu haben. Dafür hätten die Ermittler jedoch keine Beweise finden können.

Auch für einen Haftbefehl wegen einer Mitwissers­chaft des Tunesiers an dem von Anis Amri ausgeführt­en Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt reichen nach Angaben der Bundesanwa­ltschaft die Verdachtsm­omente nicht. Gegen den Mann erging aber nun Haftbefehl wegen Sozialhilf­ebetrugs.

Ermittler legten gestern neue Erkenntnis­se vor. Demnach handelte es sich bei der Waffe, mit der Amri vor seinem Tod bei Mailand auf Polizisten feuerte, um dieselbe, mit der bei dem Attentat in Berlin der polnische Lkw-Fahrer getötet worden war. Woher Amri die Waffe hatte, ist unklar. Offenbar wurde Amri kurz nach der Tat von Überwachun­gskameras am Bahnhof Zoo aufgezeich­net.

Als erstes parlamenta­risches Gremium in Deutschlan­d befasst sich heute der NRW-Innenaussc­huss mit dem Terroransc­hlag von Berlin. Die Opposition fordert Rechenscha­ft von Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD), weil Amri sich überwiegen­d in NRW aufgehalte­n hat. Für die meisten der Pannen im Fall Amri sind bisherigen Erkenntnis­sen nach allerdings wohl Behörden außerhalb von Jägers Zuständigk­eitsbereic­h verantwort­lich. Problemati­sch für Jäger ist jedoch, dass die NRW-Ausländerb­ehörden Amris Weiterreis­e nach Berlin nicht verhindert haben. Dies wäre unter Umständen über Melde- und Residenzau­flagen möglich gewesen.

Der Innenaussc­huss des Landtags will heute die Verantwort­ung von Minister Jäger klären

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