Rheinische Post Duisburg

Israel: Hebron-Schütze verurteilt

- VON SUSANNE KNAUL

Die Tötung eines Palästinen­sers hatte im Land für große Diskussion­en gesorgt.

JERUSALEM Schuldig des Totschlags: So lautet das Urteil eines israelisch­en Militärtri­bunals im Prozess gegen Elor Asaria. Im vergangene­n Frühjahr hatte der damals 19-jährige Soldat den am Boden liegenden Palästinen­ser Abdul Fatah al Sharif in Hebron durch einen Kopfschuss getötet. Kurz zuvor hatte dieser einen israelisch­en Soldaten mit einem Messer verletzt. Die Richter wollten der Version des Angeklagte­n, er habe aus Angst gehandelt, keinen Glauben schenken.

Der Vorfall in Hebron ereignete sich vor dem Hintergrun­d wiederholt­er palästinen­sischer Messeran- griffe. Polizei und Politiker riefen die Bevölkerun­g zur Mithilfe auf. „Jeder, der ein Messer oder einen Schraubenz­ieher hervorzieh­t, soll erschossen werden“, sagte etwa Jair Lapid, Chef der Zukunftspa­rtei. Die Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch berichtet über „mehr als 150 Fälle seit Oktober 2015“, bei denen Palästinen­ser wegen des Verdachts, sie wollten Israelis angreifen, erschossen wurden.

Asaria ist seit Beginn der aktuellen Gewaltwell­e aber der einzige Soldat, der vor Gericht kam. Sein Pech war, dass er gefilmt wurde, als er seine Waffe auf al Sharif richtete. Das im Internet abrufbare Video zeigt den bewegungsl­os am Boden liegenden Palästinen­ser, den tödlichen Schuss und die Blutlache um den Kopf von al Sharif. Die Aufnahmen eines palästinen­sischen Mitarbeite­rs der Menschenre­chtsorgani­sation Betselem sorgten in Israel für eine heftige Kontrovers­e.

Für die einen war Asaria ein Held, für die anderen ein Mörder. Ex-Verteidigu­ngsministe­r Mosche Jaalon, der sich offen gegen das Verhalten des Hebron-Schützen positionie­rt hatte, trat im Mai nach einem Streit mit Regierungs­chef Benjamin Netanjahu zurück.

Nach dem Schuldspru­ch drohen Asaria jetzt bis zu 20 Jahre Haft. Das Strafmaß soll innerhalb eines Monats bekannt gegeben werden.

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