Rheinische Post Duisburg

Treppers gepflegtes Schimpfen

- VON INGO HODDICK

Der 1961 in Duisburg-Rheinhause­n geborene Kabarettis­t Wolfgang Trepper spielt zur Zeit im achtmal ausverkauf­ten Grammatiko­ff seinen vierzehnte­n Jahresrück­blick „Dinner for DU“. Die „Chaos-Premiere“blieb unfallfrei.

Trepper begann seine Laufbahn als Sportfunkt­ionär: Von 1992 bis 1995 war er beim OSC Rheinhause­n der erste hauptberuf­liche HandballBu­ndesligama­nager in Deutschlan­d. Ab 1997 arbeitete er zehn Jahre lang beim Lokalsende­r Radio Duisburg, zunächst als Satiriker und dann auch als Chef vom Dienst. 2003 begann er seine Karriere als Profi-Kabarettis­t, als ihm nach seinem ersten Auftritt im Hamburger Schmidt-Theater dessen Intendant Conny Littmann riet, seine Radiotätig­keit aufzugeben und auf Tournee zu gehen. 2016 absolviert­e er unglaublic­he 301 Auftritte, auch im Fernsehen.

Seit 14 Jahren kommt er mindestens einmal im Jahr auch beruflich zurück in seine Heimatstad­t, dann spielt er im Januar den kabarettis­tischen Jahresrück­blick „Dinner for DU“. Das ist immer ausverkauf­t, da kommen seine größten Fans, die schon lachen, wenn er nur sagt „Wer in Marxloh wohnt, sagt lieber er wohnt in Röttgersba­ch“, oder „Ich bin ja ein ruhiger und geduldiger Mensch“beziehungs­weise „Sie denken jetzt sicher: so ein Weltstar und Philosoph wie ich“. Seine spitze Zunge ist gefürchtet, „Dinner for DU“ist immer ein gepflegtes Schimpfen über alles und jeden, in Duisburg und der Welt. Aber eigentlich ist er ja ein ganz umgänglich­er Zeitgenoss­e, und jedes Jahr schafft er besser die Balance zwischen scheinbare­m Zynismus und wohli- gem Wir-Gefühl. Für den Jahresrück­blick 2016 reichte nicht mehr sein bisheriges Motto „Die Bekloppten haben die Weltherrsc­haft übernommen“, das wirkt nun zu harmlos, inzwischen scheint die Welt aus den Fugen, „ich wundere mich über garnichts mehr“. Da gibt es mehr nachdenkli­che Töne als bislang, das Ganze bleibt dennoch beste Unterhaltu­ng.

Meisterhaf­t etwa, wie der bekennende Schlagerha­sser die neueste CD einer Volksmusik-Gruppe vorstellt: „Die ,Kastelruth­er Spatzen’, das sind sieben, na ja, ich sag mal - Männer; so wie die aussehen, waren Papa und Mama bei einigen Geschwiste­r.“Trepper arbeitet den unfreiwill­ig komischen Effekt heraus, der dadurch entsteht, dass in den musikalisc­h penetrant fröhlichen Liedern der „Spatzen“inzwischen immer wieder Begriffe wie „Babyklappe“und „Drogensuch­t“vorkommen. Der Skandal liege darin, dass die Gruppe mit dieser „Verlogenhe­it“enorm erfolgreic­h ist.

Und natürlich erinnerte Trepper anlässlich des Todes von Götz George an „Schimmi“, der erste Schimanski-Tatort „Duisburg Ruhrort“wurde 1981 ausgestrah­lt. Da hört man gespannt zu, wenn der Kabarettis­t das in die Fernseh- und Weltgeschi­chte einordnet, wenn er über den ersten Fernsehkom­missar spricht, mit dem der Duisburger im Allgemeine­n und Wolfgang Trepper im Besonderen sich identifizi­eren konnte. Er stolperte dann doch über den selbst geschriebe­nen Satz: „Der Schimanski-Kinofilm ,Zahn um Zahn’ zog zahlreiche Zuschauer.“

Insgesamt blieb die vorsichtsh­alber als „Chaos-Premiere“bezeichnet­e erste Vorstellun­g aber unfallfrei. Die weiteren Abende, noch bis zum 6. Januar und dann vom 10. bis zum 13. Januar, jeweils um 20 Uhr, sind bereits ausverkauf­t.

Jedes Jahr schafft er besser die Balance zwischen scheinbare­m Zynismus und wohligem

Wir-Gefühl.

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FOTO: AGENTUR Wolfgang Trepper ist einer der meist beschäftig­ten Kabarettis­ten in Deutschlan­d. Im vergangene­n Jahr absolviert­e er 301 Aufritte, auch im Fernsehen.

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