Rheinische Post Duisburg

Wenn künstliche Atome leuchten

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Uni: Wichtige Veröffentl­ichung zu Quantenpun­kten und zum „Auger-Effekt“.

(RP) Ist das Elektron drin, geht im künstliche­n Atom das Licht aus: Die Physiker Annika Kurzmann und Dr. Martin Geller vom Center for Nanointegr­ation (CENIDE) der Universitä­t Duisburg-Essen (UDE) konnten einzelne Elektronen dabei beobachten, wie sie blitzschne­ll in winzige Strukturen eindringen. Für ihre Erkenntnis­se, die mit Kollegen der Ruhr-Universitä­t Bochum entstanden, wurden sie mit gleich zwei Veröffentl­ichungen in den Fachmagazi­nen „Physical Review Letters“und „Nano Letters“belohnt. Auch moderne Fernseher könnten von den Ergebnisse­n profitiere­n.

Die Strukturen, mit denen Annika Kurzmann arbeitet, sind nur etwa 20 x 20 x 3 Nanometer groß (ein Nanometer ist ein Millionste­l Millimeter). Die winzigen Knübbelche­n werden „Quantenpun­kte“genannt oder auch „künstliche Atome“, weil sie wie echte Atome verschiede­ne Energieniv­eaus für Elektronen besitzen. Mit einer speziellen Methode, der „Resonanten Fluoreszen­z“konnte die 27-Jährige nun erstmals beobachten, wie ein einzelnes Elektron aus einem Reservoir in einen einzelnen Quantenpun­kt hineinge- langt – es „tunnelt“. Waren solche Prozesse bisher nur elektrisch nachzuvoll­ziehen, lassen sie sich nun tatsächlic­h beobachten: „Der Quantenpun­kt leuchtet bis zu dem Moment, da das Elektron hineintunn­elt. Dann geht er aus.“Dabei haben die Forscher festgestel­lt: Ist der Quantenpun­kt zuvor leer, tunnelt das Teilchen schnell hinein. Ist dagegen schon ein Elektron in der Struktur enthalten, ist der Übergang langsamer. „Das ist wie im Bus“, erklärt Kurzmann schmunzeln­d. „Sie setzen sich ja auch lieber in eine Bank, die noch nicht besetzt ist.“In einem Nachfolgee­xperiment brachte sie ein Ladungspaa­r in einen Quantenpun­kt ein, in dem sich bereits ein Elektron befand. Auch hier leuchtete der Quantenpun­kt. Manchmal jedoch wurde die Energie auf das einzelne Elektron übertragen, das daraufhin aus dem Quantenpun­kt schoss – das Leuchten nahm in diesem Fall ab. Diesen so genannten Auger-Effekt haben Kurzmann und Geller erstmals für bestimmte Halbleiter­materialie­n nachgewies­en. Sie konnten deutlich machen, dass der Effekt das Leuchten dann stark unterdrück­t, wenn das Elektron nur langsam tunnelt. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig bei modernen Fernsehern, deren Pixel durch Quantenpun­kte besonders kräftig leuchten sollen. Die Unterhaltu­ngsindustr­ie ist daher auf Materialie­n angewiesen, in denen die Prozesse besonders schnell ablaufen, damit die Pixel nur kurze Zeit dunkel bleiben.

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FOTO: UDE Im Quantenpun­kt (grauer Hügel) befindet sich ein Ladungspaa­r. Die Elektronen (blaue Punkte) tunneln aus dem darunter gelegenen Reservoir in den Quantenpun­kt hinein oder verlassen ihn wieder. Die roten Pfeile stehen für Licht.

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