Rheinische Post Duisburg

2000 Euro Strafe wegen Nazi-Runen auf Facebook

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(bur) Nazi-Sprüche in sozialen Medien zu teilen kann nicht nur Facebook-Freunde, sondern auch viel Geld kosten. Das erfuhr ein 57-jähriger Mann, der sich gestern vor dem Düsseldorf­er Amtsgerich­t dafür verantwort­en musste, am 15. Januar 2016 auf seiner FacebookPi­nnwand den SS-Leitspruch „Meine Ehre heißt Treue“neben zwei blitzförmi­gen Sieg-Runen veröffentl­icht zu haben. Der Richter verurteilt­e ihn dafür zu einer Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro, die der Sozialhilf­eempfänger in Raten abzahlen darf.

Zu seiner Verteidigu­ng behauptete der Mann, die historisch­e Bedeutung des Spruchs nicht gekannt und die SS-Runen übersehen zu haben. Er selbst sei nie rechtsextr­em gewesen, habe sogar eine ausländisc­he Freundin und „viele ausländisc­he Freunde“. Das nationalso­zialistisc­h belastete und verfassung­swidrige Motto habe er auf seine Familie be- zogen. Der dem Prozess vorausgega­ngene Strafbefeh­l, der sogar eine Geldbuße über 4800 Euro vorsah, habe den 57-Jährigen vollkommen überrascht: Er hätte nach dem Veröffentl­ichen des Spruches „nie gedacht, dass da was kommt“.

Dennoch räumte der Mann ein, Bekannte zu haben, die im rechtsextr­emen Milieu beheimatet seien und mit diesem Hintergrun­d auch an einschlägi­gen Demonstrat­ionen teilnähmen. Er habe sich „von die- sen Jungs eine Zeit lang mitziehen lassen“, seit einem halben Jahr habe er sich aber von ihrer politische­n Einstellun­g distanzier­t. Auch als Türsteher in der Altstadt arbeite der Düsseldorf­er nicht mehr. Der Post erschien nach Aussage des Verteidige­rs auf der Facebook-Seite des Mannes, nachdem er ihn auf einer anderen Seite „geliked“hatte.

Eine vom Verteidige­r vorgeschla­gene Maßnahme, den 57-Jährigen eine Gedenkstät­te besuchen zu las- sen, lehnte der Richter ab, da sie in diesem Fall keine juristisch­e Option sei. Der Rechtsbeis­tand betonte, dass der Mann trotz seiner zahlreiche­n Vorstrafen (darunter auch Nötigung und Gewalttate­n) niemals „rechtsradi­kal aufgefalle­n sei“.

Dem steht gegenüber, dass der Mann vor einem Jahr als Sicherheit­skraft eines Neusser Flüchtling­sheims abgezogen wurde, weil er sich nach Informatio­nen der Redaktion über die Tätigkeit und die Bewohner rechtsextr­em geäußert haben soll. Auch auf Facebook postet und teilt der 57-Jährige nahezu täglich flüchtling­s- und ausländerf­eindliche Inhalte – darunter der Schriftzug „Ich bin mit Ehre & Treue, Liebe & stolz deutsch“und vor einer Woche die Zeilen „Man kann nicht alle über einen Kamm scheren, aber bei der Vogelgripp­e wird auch der komplette Bestand vernichtet!“über einem Bild des tunesische­n Attentäter­s Anis Amri.

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