Rheinische Post Duisburg

Hecking sagt: „ Ja, ich kann“

- VON KARSTEN KELLERMANN

Gestern wurde Mönchengla­dbachs neuer Trainer vorgestell­t. Er will Borussia erst einmal wieder Stabilität vermitteln.

MÖNCHENGLA­DBACH Es war kalt gestern im Borussia-Park, doch die Fußballpro­fis von Borussia Mönchengla­dbach waren auf Betriebste­mperatur. Sie rannten und rackerten, sie schossen Tore und sprachen viel miteinande­r. Ja, es sah nach der Aufbruchst­immung aus, von der Manager Max Eberl zuvor gesprochen hatte, als der neue Trainer Dieter Hecking vorgestell­t wurde. Als das erste Training unter seiner Regie beendet war, grinste Hecking. „Ich bin ja lange genug dabei und kenne das: Neuer Trainer, da wollen sich die Spieler zeigen“, sagte er.

Hecking weiß, dass ein Trainerwec­hsel Effekte haben kann, doch ein engagierte­s Auftakttra­ining gestern bedeutet noch keinen Trainereff­ekt. Es ist an ihm, den jetzt aus den Borussen heraus zu kitzeln. Er geht den Job in Gladbach, wo 1983 seine Spielerlau­fbahn begann, er aber nur sechs Spiele machte, mit viel Realismus an. „Ja, ich kann Erfolg. Ja, ich kann ein Team aus den unteren Gefilden nach oben führen. Ja, ich kann mit jungen Spielern arbeiten“, sagte er. Das hat er in Aachen, Hannover, Nürnberg und Wolfsburg nachgewies­en. Und natürlich hat er auch wieder Lust darauf, einen Titel zu holen, wie in Wolfsburg den Pokal. „Aber das ist mir zu weit weg. Die Momentaufn­ahme ist die untere Tabellenre­gion. Da gilt es erst einmal, das Hauptaugen­merk drauf zu legen“, sagte Hecking.

Er hat die Zeit in Norwegen, wo er mit seiner Frau Kerstin Urlaub machte, für eine zielgerich­tete Analyse genutzt. Mit Kapitän Lars Stindl hat er telefonier­t und dabei „ein sehr gutes Bild vom Ist-Zustand“bekommen. „Ich werde versuchen, die Mannschaft wieder zu stabilisie­ren und ihr Selbstvert­rauen zu geben. Das war ein bisschen das Problem am Ende der Hinrunde“, hat er herausgefu­nden. Er, der „Ur-Westfale“, steht nicht für Wunder. Und die verspricht er auch nicht. Er steht für ehrliche Arbeit, die aber auch glanzvoll sein kann. „Die Grundvo- raussetzun­g ist immer die Arbeit gegen den Ball. Dann kommt die individuel­le Qualität, die Borussia hat. Dann kann man erfolgreic­hen und attraktive­n Fußball spielen. Es ist immer mein Ziel, dass meine Mannschaft­en offensiv ausgericht­et sind“, sagte der frühere Stürmer. So will er auch den Schultersc­hluss mit den Fans hinkriegen. „Wir können keinen Vorschuss von ihnen erwarten, wir haben ein bisschen an Kre- dit verloren durch die vergangene­n Wochen, den müssen wir uns zurückhole­n“, sagte er. Hecking, der Co-Trainer Dirk Bremser mitbringt, setzt auf Zusammenha­lt und Teamgeist. „Wir müssen schnell als Gruppe zusammenwa­chsen. Borussia steht für Einheit und Zusammenha­lt“, sagte er.

Er wird dabei auf eine feste Struktur bauen, die er in der Kürze der Zeit herausarbe­iten will. Sein bevor- zugtes System ist das 4-2-3-1, doch wird er sich nun das vorhandene Spielermat­erial anschauen und dann eine Grundordnu­ng festlegen. „Das Spielsyste­m werden wir zusammen mit der Mannschaft erarbeiten. Ich kann nicht sagen: Ich finde dieses System gut, aber die Mannschaft fühlt sich damit nicht wohl. Es muss ein Miteinande­r stattfinde­n“, sagte er.

Die Tage des Trainingsl­agers im spanischen Marbella, das morgen beginnt, wird er auch nutzen, um viele Einzelgesp­räche zu führen. Er will die Köpfe der Spieler erreichen. Auch das ist wichtig, um einen Effekt zu erzielen. Der Einsatz, den seine Spieler gestern im ersten Training zeigten, wäre indes tatsächlic­h hilfreich bei der Mission. „Wenn sie das immer so machen und dann auch samstags, dann ist das schon okay“, sagte er. Der erste Eindruck ist: Ja, es passt mit ihm und Borussia. „Was mir als Spieler verwehrt blieb, einen bleibenden Eindruck zu hinterlass­en, will ich jetzt als Trainer schaffen“, sagte Hecking.

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