Rheinische Post Duisburg

DEG-Trainer platzt der Kragen

- VON THOMAS SCHULZE

Christof Kreutzer redet sich nach dem 2:3 gegen Schwenning­en in Rage.

DÜSSELDORF Christof Kreutzer ist ein guter Trainer. Neben der sportliche­n Qualifikat­ion zeichnet ihn aus, dass er seinen Spielern vertraut, sich schützend vor sie stellt, jedoch nichts beschönigt, sondern Defizite klar benennt. Das hat er auch nach der 2:3-Heimnieder­lage der Düsseldorf­er EG gegen Schwenning­en getan, zuvor Schlusslic­ht der Deutschen Eishockey Liga. Kreutzer hatte in den vergangene­n Wochen so manche Enttäuschu­ng erlebt, immer zu seinen Spielern gehalten, doch dieser blutleere Auftritt hat doppelte Auswirkung: der lautstarke­n Wutrede in der Kabine folgen deutliche Worte in aller Öffentlich­keit.

„Jeder muss sich fragen, ob er das Richtige tut und bereit ist, für die DEG alles zu geben. Das war heute sicherlich nicht bei allen der Fall“, sagte Kreutzer, der es nicht bei der Analyse beließ, sondern konsequent­es Durchgreif­en ankündigte. „Aber wer das nicht macht, ist hier nicht richtig. Ich habe kein Problem damit, mit nur drei Verteidige­rn und zwei Sturmreihe­n zu spielen. Wer nicht mitmacht, braucht nicht für die DEG zu spielen.“

Christof Kreutzer hat jahrelang unter Trainer Hans Zach gespielt, manches erinnert an den ehemaligen Bundestrai­ner. Kreutzer ist ähnlich emotional, geradlinig und klar. Er legt großen Wert auf Disziplin und fordert höchsten Einsatz. Jeder weiß, wo er bei ihm dran ist. „Ich bin nicht enttäuscht, aber langsam platzt mir der Kragen. Das ist nicht der Anspruch der Mannschaft.“Die Fans sehen das ähnlich. Erstmals gab es Pfiffe des leidensfäh­igen und geduldigen Publikums, was Kreut- zer akzeptiert: „Die Fans haben uns in dieser Saison sehr gut unterstütz­t. Sie hatten heute das Recht zu pfeifen. Ich habe Verständni­s dafür, dass sie sauer sind.“Das hat auch DEG-Geschäftsf­ührer Stefan Adam, der geglaubt hatte, seine Ansprache von Mitte Dezember habe gefruchtet. Schon damals gab es eine Krisensitz­ung, es folgten vier Siege in Folge. „Wie viel sollen wir noch reden?“, fragt auch Nationalsp­ieler Stephan Daschner. „In der Kabine gewinnt man kein Spiel.“

Vielleicht wird das Leistungsv­ermögen der Mannschaft aber auch schlichtwe­g überschätz­t. Die DEG hat zu viele alte Spieler im Kader, neun Stürmer sind jenseits der 30 Jahre, haben ihren Zenit längst überschrit­ten. Sie können nicht mehr das hohe Tempo gehen, leisten sich aus Frust harmlose, unnötige Fouls. Vor allem das dicht gedrängte Programm mit einer Spielfolge im 48-Stunden-Rhythmus können die Oldies nicht mehr verkraften, denen die Zeit zur Regenerati­on fehlt. Heute spielt die DEG schon wieder – in Augsburg, nach siebenstün­diger Busfahrt. Das wird spannend.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Angefresse­n: DEG-Trainer Christof Kreutzer

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