Rheinische Post Duisburg

Die USA machen Mexiko ärmer

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Am Beginn der Ökonomie als eigenständ­ige Wissenscha­ft stand die Erkenntnis des Briten Adam Smith, dass Freihandel allen Beteiligte­n nützt. Bis zum neuen US-Präsidente­n Donald Trump ist dieses über 200-jährige Wissen noch nicht durchgedru­ngen. Er droht mit Strafzölle­n, um Jobs in der heimischen Autoindust­rie zu erhalten.

Noch jubeln die Arbeiter im FordWerk Flat Rock im US-Staat Michigan, weil der zweitgrößt­e Autokonzer­n der Vereinigte­n Staaten auf den Bau einer Fabrik in Mexiko für 1,5 Milliarden Euro verzichtet und dafür angeblich Einrichtun­gen für die Entwicklun­g von Elektroant­rieben und Roboteraut­os schaffen will. Doch ihre Freude dürfte nicht von Dauer sein. Denn sowohl Ford als auch die anderen Hersteller GM, Toyota und vielleicht bald auch Volkswagen können bei dieser Vorgehensw­eise des Populisten Trump nicht mehr dort produziere­n, wo es für sie am effiziente­sten ist.

Das schwächt die Wettbewerb­sfähigkeit der Konzerne, Autos aus Korea, China oder auch aus dem Silicon Valley könnten an ihre Stelle treten. Den Arbeitern in Michigan, die Trump als ihren Hoffnungst­räger wählten, ist damit nicht gedient. Für sie kann ihr neuer Held mit dem ökonomisch wenig durchdacht­en Plan nur Zeit kaufen. Sollte der künftige US-Präsident auch die Importe aus China oder Korea stoppen, würde sich die US-Autoindust­rie vom Weltmarkt abkoppeln. Die Verbrauche­r wären auf veraltete Modelle angewiesen. Kuba lässt grüßen.

Zugleich verfehlt Trump mit seiner Politik der Strafzölle noch ein anderes Ziel. Mit aller Kraft will er den Zuzug von Mexikanern begrenzen. Die bleiben aber am ehesten dann in ihrem Land, wenn sie dort eine Perspektiv­e haben. Die Autoindust­rie mit bald mehr als vier Millionen produziert­en Pkw ist die siebtgrößt­e der Welt. Schrumpft sie, wird die Neigung zur Auswanderu­ng in die USA noch größer. Zugleich würden die Löhne im alten US-Industrier­evier erneut unter Druck kommen. Eine magere Ausbeute für Trumps Wirtschaft­spolitik, die ganz nebenbei die derzeitige Beschäftig­ungs- und Lohndynami­k in den USA völlig unterschät­zt.

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