Rheinische Post Duisburg

Stimmung eines Stadtroman­tikers

- VON ALFONS WINTERSEEL

Mit Julian und Roman Wasserfuhr gastierten zwei Vertreter des „Young German Jazz“in der Mercator Jazz-Reihe.

Jetzt zählt es: Nach dem ausverkauf­ten Auftaktkon­zert der neuen Reihe „Mercator Jazz“mit der WDR-Bigband kamen mit Julian und Roman Wasserfuhr zwei Vertreter des „Young German Jazz“nach Duisburg. Rund 260 Jazz-Freunde und solche, die es vielleicht werden könnten – wie Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg – zog es am Donnerstag in den kleinen Saal der Mercator-Halle. Für die Brüder Roman (Klavier) und Julian Wasserfuhr (Trompete) war es das zweite Kon-

Alles scheint für die beiden Musik zu sein, wenn man ihren

Anekdoten und Geschichte­n zuhört.

zert in Duisburg: Vor rund zehn Jahren zählten sie als Newcomer der Jazz-Szene zu den Musikern, die beim Traumzeit-Festival gastierten. Damals hatten sie im Alter von 17 bzw. 20 Jahren gerade ihr Debüt-Album „Remember Chet“vorgelegt, mit dem Julian Wasserfuhr seinem Vorbild Chet Baker huldigte. Gemessen an dem begeistert­en Applaus des Publikums werden sie nicht zum letzten Mal hier gastiert haben.

Jetzt spielten die beiden – begleitet von Markus Schieferde­cker am Bass und Oliver Rehmann am Schlagzeug – zum ersten Mal bei einem Konzert Kompositio­nen ihres neuen Albums „Landed in Brooklyn“, das demnächst auf den Markt kommt und in New York mit einigen der gefragtest­en Instrument­alisten des modernen amerikanis­chen Jazz eingespiel­t wurde. Ihre Musik kommt mit einer Leichtigke­it daher, die die Seele anspricht. Man fühlt sich mitgenomme­n in die Stimmung eines Stadtroman­tikers, der an einem lauen Sommeraben­d mit einem guten Glas Wein in der Hand die Skyline von seiner Dachterras­se aus betrachtet. Dass die beiden aus dem Örtchen Hückeswage­n stammen und als junge Leute bis nach Wipperfürt­h fahren mussten, um nach 20 Uhr in einer Kneipe mal ein Bier trinken zu können – größer könnte der Anachronis­mus kaum sein. Alles scheint für die beiden Musik zu sein, wenn man ihren Anekdoten und Geschichte­n zuhört, die einigen Kompositio­nen zugrunde liegen. Von der Geburt des Kindes einer Freundin („Ella“) bis zur Ansage-Melodie des Bahnhofs Perpignan („S.N.C.F.“), auf dem sie mal ein paar Tage festsaßen. Ihrer Anleihe bei Sting mit dessen „Englishman in New York“– festgehalt­en auf der CD „Gravity“– war mitreißend. Am Ende des Konzerts gab es stehende Ovationen von einem dankbaren Publikum für das Quartett. Eckart Pressler und Peter Baumgärtne­r wollen mit der Reihe den Jazz wieder zu einer festen Größe in Duisburg machen. Außer ideeller Unterstütz­ung der Stadt sind sie allerdings auf den Zuspruch des Publikums und der Sponsoren an- gewiesen: „Wir suchen nach intelligen­ten Lösungen. Jetzt sind die Jazz- und Musikfreun­de gefragt“, erklärte Eckart Pressler im Gespräch mit der RP.

Es muss sich herumsprec­hen, dass Duisburg wieder eine Adresse für Jazz-Freunde wird. Also: Weitersage­n! Das nächste Konzert der Reihe ist am 11. Mai mit „Triosence“. Einritt 21,50 Euro, ermäßigt 13,50 Euro. Das Ticket beinhaltet freie Hin- und Rückfahrt mit dem VRR.

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FOTO: ALFONS WINTERSEEL Julian und Roman Wasserfuhr, zwei Vertreter des „Young German Jazz“, bei ihrem Gastspiel in der Mercatorha­lle.

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