Rheinische Post Duisburg

Familie erinnert an Werner Bangert, im KZ ermordet

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(pk) Am morgigen Sonntag wäre Werner Bangert 100 Jahre alt geworden. Er wurde aber nur 25 Jahre alt, weil er am 17. Juli 1942 im KZ Sachsenhau­sen entweder ermordet oder nach entspreche­nden Torturen „an Lungenentz­ündung“, wie es den Eltern offiziell mitgeteilt wurde, gestorben ist. Ins KZ kam Werner Bangert, weil er gegen den Paragrafen 175 verstoßen haben soll.

Für Werner Bangert liegt auf Initiative der Beratungss­telle für Lesben, Schwule, Transperso­nen und deren Familien „Rosa Strippe e.V.“vor dem Haus Pulverweg 52 ein Stolperste­in. Er wurde am 8. Oktober 2012 von dem Künstler Gunter Demnig verlegt. In Duisburg ist das der erste und bisher einzige Stolperste­in für einen von den Nazis verfolgten homosexuel­len Mann. Zwei Jahre nach der Stolperste­inverlegun­g ist ein Kontakt zu der Nichte von Werner Bangert entstanden. Sie hat mit zahlreiche­n eigenen Erinnerung­en und Dokumenten und vor allem Fotos dazu beigetrage­n, dass Werner Bangert „ein Gesicht bekommen hat“. Das einzige „Erwachsene­n-Foto“von Werner Bangert ist ebenfalls dabei.

Am 12. Februar werden zum 100. Geburtstag von Werner Bangert zahlreiche Familienmi­tglieder/ Nachkommen der Familie Bangert nach Duisburg reisen (aus den Niederland­en, aus dem Emsland und wahrschein­lich aus Hamburg), um im Pulverweg den Stolperste­in zu putzen und damit den Ermordeten und seine Herkunftsf­amilie, die sich sehr, aber vergeblich für das Überleben des Verfolgten eingesetzt haben, zu würdigen und die Erinnerung wach zu halten an die maßlose NS-Verfolgung. Die damalige Familie Bangert hat 1942 tatsächlic­h den Mut gehabt, die Urne aus Sachsenhau­sen anzuforder­n und diese im Familiengr­ab, das zunächst von den Eltern für sie selbst ausgewählt worden war, beisetzen zu lassen auf einem Friedhof in Duisburg. Sicherlich hatten die Eltern bei Erwerb der Gruft niemals geglaubt, dass zuerst ihr jüngster Sohn dort beigesetzt werden würde.

Diese Zusammenko­mmen einer Familie und deren Bemühen um „Nichtverge­ssen“ist absolut außergewöh­nlich, gehören verfolgte Homosexuel­le doch zu den absichtlic­h „vergessene­n“Opfern.

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FOTO: PRIVAT 1938: Werner Bangert auf dem Motorrad.

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