Rheinische Post Duisburg

Mit der „Königin“auf Streife in Duissern

- VON FABIENNE PIEPIORA

Sigrid Hardebusch ist die neue Bezirksbea­mtin. „Ein Traumjob“, findet sie. Sie hat noch Gelegenhei­t, mit den Bürgern zu plaudern.

„Da kommt die Königin von Duissern“, begrüßt der Kollege Sigrid Hardebusch lächelnd. Zu ihrem Büro in der Polizeiwac­he Neudorf muss man zwei Stufen emporsteig­en. Daran liegt’s nicht. Seit einigen Wochen dreht die 53-Jährige als Bezirksbea­mtin ihre Runden durch das „Königreich“Duissern. „Dieser Stadtteil ist ein Traum. Mein Vorgänger hat gesagt, dass das hier die Insel der Glückselig­en ist – das kann ich nur bestätigen.“

Ursprüngli­ch hatte die Oberkommis­sarin, die aus dem Duisburger Norden stammt und einige Jahre Schwerpunk­tdienst in Hamborn versehen hat, sich auf den Stadtteil Beeck beworben. Aber der Kollege hat dort seinen Vertrag doch noch einmal verlängert. Nun freut sie sich über die beschaulic­hen Einsätze zwischen Mülheimer Straße und Werthacker. „Bei meinem ersten Rundgang durch den Werthacker habe ich ja nicht schlecht gestaunt.“– Und die Siedlung beinahe nicht gefunden. Dafür hat sie jetzt einen umso besseren Draht zu Wolfgang Stahl, dem Vorsitzend­en der Siedlergem­einschaft. Auch der Bürgervere­in Duissern hat schon Kontakt mit ihr aufgenomme­n. Einige Kinder erkennen sie auf der Straße, weil sie beispielsw­eise der Grundschul­e einen Besuch abgestatte­t hat. „Hier habe ich noch die Gelegenhei­t, mit den Bürgern zu sprechen, ihnen zu- zuhören. Sie freuen sich, wenn sie mal Polizei im Stadtteil sehen.“Und wenn sie an der Ampel steht, fahren alle automatisc­h langsamer und warten brav, bis es grün ist, obwohl einige Ampelphase­n länger dauern. Der Respekt ist groß.

Aber natürlich muss Sigrid Hardebusch auch manchmal in Duissern Haftbefehl­e zustellen oder Briefe vorbeibrin­gen, damit sich ge- suchte Personen bei ihr melden. So geschehen an der Mülheimer Straße, wo der Betroffene nicht auf Amtsbriefe reagiert. Nun gibt es einen Haftbefehl. Als zwei Männer aus dem Haus kommen, nutzt die Polizistin die Gelegenhei­t und spricht sie an. Die beiden erzählen Hardebusch, dass der Gesuchte nicht mehr im Haus wohne. Sie solle sich mal bei den Nachbarn erkundi- gen, die wüssten mehr. Nach einem kurzen Gespräch sieht die Beamtin klarer. „Die Post, die hier im Briefkaste­n landet, bekommt er offenbar zugestellt.“Wo genau er wohnt, bekommt sie aber nicht raus. Darum heißt es nun erst mal abwarten.

Wenn jemand kleinere Summen schuldig bleibt und deshalb ein Haftbefehl zugestellt werden muss, begleitet sie die Person manchmal direkt zur Bank und versucht, sich diskret im Hintergrun­d zu halten. „Mein Job ist ein Traum“, sagt Hardebusch. Ungehalten wird sie nur, wenn sie die gleiche Ausrede zum 20. Mal hört.

Dass sie bei der Polizei gelandet ist, war übrigens eher die Idee ihrer Brüder. Zunächst studierte sie Jura. Vier Semester, davon zwei ernsthaft, um dann festzustel­len, dass das doch nichts für sie ist. Die Brüder rieten ihr dann dazu, sich bei der Polizei zu bewerben, Ungerechti­gkeit war ihr schon immer ein Graus.

Den Sporttest packte sie, genau wie die anderen Aufgaben auch. Im März war die Prüfung, im April 1990 konnte sie anfangen. Als sie in der Hundertsch­aft war, bekam sie ihren Sohn, arbeitete deshalb einige Zeit im Innendiens­t. Sie hat es nie bereut, zur Polizei gegangen zu sein. „Schaulaufe­n“nennt sie die Runden, die sie durch ihren Stadtteil dreht.

Ihr Sohn ist inzwischen auch auf den Geschmack gekommen und macht eine Ausbildung bei der Polizei. „Der wollte schon als Kindergart­enkind immer Polizist werden.“

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FOTO: MICHAEL DAHLKE Sigrid Hardebusch hat sich in dem Stadtteil schon bekannt gemacht. Regelmäßig dreht sie ihre Runden.

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