Rheinische Post Duisburg

Freie Wähler sind forsche Außenseite­r

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Bei den Kommunalwa­hlen des Jahres 2014 haben die unabhängig­en Wählergrup­pen in den Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens zum Teil beachtlich­e Ergebnisse von bis zu acht Prozent eingefahre­n. Die Partei „Freie Wähler NRW“, gewisserma­ßen die Dachorgani­sation, verweist darauf, dass in den Kommunen über 24.000 Mitglieder diesen Gruppen folgten. Damit, so die Landesvors­itzende Christa Hudyma, seien die Freien Wähler „drittstärk­ste Kraft weit vor Grünen, FDP, AfD, Piraten und Linke“. Eine etwas eigenwilli­ge Sichtweise, denn auf Landeseben­e schmieren die Freien ziemlich ab. Bei der Landtagswa­hl 2012 errangen sie gerade mal 17.900 Stimmen. Das sind 0,2 Prozent – gemessen am Gesamterge­bnis eine zu vernachläs­sigende Größe.

Vor Ort können sich die Freien Wählergrup­pen offenbar viel stärker Gehör (und Stimmen) verschaffe­n als im landesweit­en Parteien-

In NRW benutzt die Partei aus Werbegründ­en das Kürzel CSU. Sie will damit auch deutlich machen, wo sie sich politisch verortet. Ob der Trick hilft, wird sich am 14. Mai zeigen.

wettbewerb. Gleichwohl wollen es die Freien Wähler zur Landtagswa­hl am 14. Mai erneut wissen und treten mit ihrer Spitzenkan­didatin Christa Hudyma an. Auf ihren Flugblätte­rn führt die Partei im Untertitel – „augenzwink­ernd“, wie es heißt – das Kürzel CSU. Die drei Buchstaben sollen für „clever, spontan, unabhängig“stehen. Natürlich ist der Hintergeda­nke ein ganz anderer: Mit „CSU“soll dem unentschlo­ssenen Wähler signalisie­rt werden, wo die Partei der Freien Wähler politisch zu verorten ist, nämlich rechts von der Union, die „zur linken Mitte gedriftet“sei, aber „in klarer Abgrenzung zur AfD“.

Man habe der echten CSU in Bayern mitgeteilt, dass man sich deren Parteikürz­els bediene, heißt es. Bislang sei aus München jedoch keine Reaktion gekommen. Die NRW-Partei wertet dies als Zeichen stillschwe­igender Zustimmung. Quasi zum Dank dafür wirbt sie damit, dass sie im Parteiensp­ektrum den Platz beanspruch­t, „der von der CSU bundesweit ausgefüllt werden müsste und den viele Bürger als ihre politische Heimat angeben“.

Während die politische Konkurrenz dicke Wahlbrosch­üren vorbereite­t, wollen sich die „Freien“mit einem Drei-Seiten-Programm begnügen. Das ist auch naheliegen­d, denn inhaltlich bleibt bislang vieles im Ungefähren: weniger Staus, mehr für Bildung, mehr bezahlbare­r Wohnraum, mehr Sicherheit für die Bürger, Flatrate für den öffentlich­en Personenna­hverkehr. Wo das nötige Geld herkommen soll, ist einstweile­n unklar. Umso klarer hat die Partei der Freien Wähler ihr Ziel vor Augen. Wenn man es schaffe, die Bürger richtig anzusprech­en, so Landtagska­ndidat Henning Rehse, müssten zwölf Prozent wie in Bayern drin sein. An Selbstbewu­sstsein mangelt es offenkundi­g nicht.

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