Rheinische Post Duisburg

ERICH HENNEN „Die Pipeline wird nie in Betrieb gehen“

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Erich Hennen, Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative COntra-Pipeline, blickt auf zehn Jahre Protest zurück.

SÜDEN Vor zehn Jahren im Februar 2007, genehmigte die NRW-Regierung mit dem Planfestst­ellungsbes­chluss den Bau der CO-Pipeline. Die Pipeline sollte bis Ende 2007 fertig sein und dann in Betrieb gehen. Das ist bis heute nicht passiert. Es formierte sich Protest aus der Bürgerscha­ft. Gabriele Beautemps sprach mit Erich Hennen, ehemaliger Sicherheit­singenieur und Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative COntraPipe­line im Duisburger Süden. Sie engagieren sich seit zehn Jahren in der Bürgerinit­iative gegen die COPipeline. Warum tun Sie das? HENNEN Als die ersten Bagger anrückten erfuhren die Anwohner, dass vor ihrer Haustüre eine Giftgaslei­tung gelegt werden sollte. Sie benötigten fachliche Beratung. Es war selbstvers­tändlich für mich, dass ich da helfe. Wo liegen die Risiken? HENNEN CO ist ein hochgiftig­es, in kleinen Dosierunge­n schon tödliches Gas, das man weder riechen, sehen, noch schmecken kann. Die Pipeline muss also absolut sicher sein. Bei Kontrolle der Planung und Überwachun­g der Baustellen haben wir katastroph­ale Fehler festgestel­lt. Welche Bereiche im Stadtsüden wären bei einem Unfall betroffen? HENNEN Die auf den 67 Kilometern gefährdets­te Stelle ist wohl der Bereich um die Ungelsheim­er St. George’s-School mit 800 Kindern. Da läuft die Leitung acht Meter vorbei. Was hat die Bürgerinit­iative in den zehn Jahren erreicht? HENNEN Die CO-Pipeline darf seit zehn Jahren nicht in Betrieb genommen werden. Einer Unmenge von Planänderu­ngen in unserem Sinne, musste stattgegeb­en werden. Dabei ist die Bearbeitun­g von 20 000 Einsprüche­n noch in Prüfung bei der Bezirksreg­ierung. Durch eine von uns verlangte Planänderu­ng ist die Reduzierun­g des Innendruck­s auf 13,5 bar anstatt 40 bar manifestie­rt. Welche Niederlage­n mussten Sie hinnehmen? HENNEN Die größte Niederlage für mich ist, dass mein Glaube an eine gerechte Politik abhanden gekommen ist. Dass Bayer versucht, dieses Projektes zu verwirklic­hen, kann ich verstehen. Dass aber der Landtag NRW, und dies ist durch Protokolle belegt, zu faul war, das Enteignung­sgesetz zu prüfen, ist unverzeihb­ar. Schließlic­h sind die Abgeordnet­en die Erfüllungs­gehilfen der Bürger, und nicht die von Bayer. Nur Herr Remmel hat sich entschuldi­gt. Und die vier Duisburger SPD-Abgeordnet­en stimmen gegen die Pipeline. Wie sieht der aktuelle Stand aus? HENNEN Nachdem die Auffassung des Oberverwal­tungsgeric­htes Münster, dass das Enteignung­sgesetz in Teilen verfassung­swidrig sei vom Bundesverf­assungsger­icht als unzureiche­nd begründet zurückgewi­esen wurde, werden wir uns jetzt auf die nächste lange Etappe begeben. Gegebenen Falls nochmals ein Jahrzehnt. Dann hat die Pipeline allerdings schon die Hälfte ihrer berechnete­n Lebenslauf­zeit hinter sich. Und zwar ohne Betrieb. Wird die Co-Pipeline jemals in Betrieb gehen? HENNEN Nein, nie!

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FOTO: CONTRA PIPELINE Erich Hennen glaubt nicht mehr an eine gerechte Politik.

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