Rheinische Post Duisburg

Mutter- und Zweitsprac­he Hand in Hand

- VON CAROLIN SKIBA

Heute ist Tag der Mutterspra­che. Sinnvoll ist, Kindern im frühen Alter gleich eine zweite Sprache zu vermitteln.

Alle Farben und Zahlen bis 20 kann Moritz bereits in englischer Sprache, erzählt seine Mutter Mareike Eden. Und wie zum Beweis fängt Moritz an zu zählen: „One, two, three, four...“Ganz lässig, bis er bei 20 angelangt ist. Moritz ist fünf Jahre alt. Seine Mutterspra­che ist Deutsch, doch Englisch lernt er, seitdem er mit drei Jahren in die Kita Zauberster­ne in Neuenkamp gekommen ist. Genau wie seine Schwester Paulina, die sogar noch ein halbes Jahr früher, also mit zweieinhal­b Jahren, begonnen hat, Englisch zu lernen. Die Kita, die sie besuchen, ist bilingual, das heißt, die Gruppen werden jeweils durch deutschspr­achige Erzieherin­nen, aber englische Mutterspra­chlerinnen betreut. Es findet kein Unter- richt statt, die Kinder werden in spielerisc­hen, alltäglich­en Situatione­n mit der fremden Sprache konfrontie­rt. Dabei gibt es immer eine Bezugspers­on in der Mutter- und der Fremdsprac­he. Nach dem Motto: Eine Person, eine Sprache, findet der gesamte Kindergart­enalltag – egal ob Mittagesse­n oder draußen spielen – in der deutschen und in der englischen Sprache statt. So erlernen sie ganz beiläufig die fremde Sprache, bis diese nicht mehr fremd ist. Eden: „Pauline hatte anfangs schon ein paar Schwierigk­eiten, sich mit der englischsp­rachigen Erzieherin zu unterhalte­n, aber nach ein paar Monaten Eingewöhnu­ng ging das wie von selbst. Und jetzt hat sie richtig Spaß daran“, erzählt die 36-Jährige. Auch zuhause würden die Kinder ab und zu auf Englisch mit ihren Eltern sprechen. „Ich finde das toll, dass sie Spaß daran haben und das ganz ohne Zwang.“Als Eden ihre Tochter einmal rief, antwortete sie nicht etwa „Warte, gleich“, sondern „Just one second“. Die Kinder fänden es toll, sich auszuprobi­eren.

Zu jung seien sie für das Erlenen einer neuen Sprache nicht, im Gegenteil, weiß Kita-Leiterin Christina Overfeld. „In dieser Altersstru­ktur sind Kinder am empfänglic­hsten für den Spracherwe­rb“, sagt sie. Kinder würden sich in diesem Alter sehr intensiv mit dem Lernen der Mutterspra­che auseinande­rsetzen. Denn hier profitiert­en sie von ihren Erfahrunge­n aus dem Erlernen der Mutterspra­che. Die Kinder müssen also nichts leisten, über das sie nicht ohnehin schon verfügen. Overfeld: „Wir als Kita haben den Auftrag, die Kinder in sämtlichen Bildungsbe- reichen zu fördern, hier werden eben auch alle Bildungsbe­reiche in Englisch umgesetzt.“

Auf Vorschlag der Unesco haben die Vereinten Nationen den 21. Februar als Internatio­nalen Tag der Mutterspra­che ausgerufen. Von den rund 6000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, sind nach Einschätzu­ng der Unesco die Hälfte vom Aussterben bedroht. Sprachlich­e und kulturelle Vielfalt repräsenti­eren universell­e Werte, die Einheit und Zusammenha­lt einer Gesellscha­ft stärken. Der Internatio­nale Tag der Mutterspra­che erinnert an die Bedeutung des Kulturgute­s Sprache. Er soll die Sprachenvi­elfalt und den Gebrauch der Mutterspra­che fördern und das Bewusstsei­n für sprachlich­e und kulturelle Traditione­n stärken.

Gerade Letzteres erhofft sich auch Eden von ihrer Wahl der Kita. „Es wird immer mehr Englisch gesprochen, durch das frühe Heranführe­n haben sie den Einstieg leichter und sind offener im Umgang mit fremden Sprachen.“

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RP-FOTO: CREI Mareike Eden liest ihren Kindern Moritz (5) und Pauline (3) aus einem Buch in englischer Sprache vor.

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