Rheinische Post Duisburg

Die Trends der Digitalmes­se in Texas

- VON RAINER LEURS UND DANIEL FIENE

AUSTIN Einmal im Jahr wird die texanische Hauptstadt zur Kapitale der Nerds und Coder, der Innovatore­n, Werbe- und Medienmens­chen. Zur Konferenz „South by Southwest“(SXSW) kommen sie aus allen Himmelsric­htungen. Rund 30.000 sind es in diesem Jahr. Der Kongress für Digitaltec­hnik und Netzkultur ist der größte und bedeutends­te seiner Art. Wer die schlaueste­n Köpfe der Branche treffen will, muss im März hierher. Dabei ist auch eine große Delegation aus NRW. Die Trends der SXSW 2017: Joe Biden 1000 Zugangs-Armbändche­n gab es für den Vortrag des ehemaligen US-Vizepräsid­enten – und nach zehn Minuten waren sie alle weg. Biden war zur SXSW gekommen, um unter den Tekkies und Entwickler­n für mehr Engagement gegen Krebs zu werben: Warum, fragte Biden, kann ich per Handy das Kinoprogra­mm in jeder Stadt der Welt abrufen, finde aber kaum etwas Praktische­s im Bereich der Medizin? Vernetzte Mobilität Autobauer entdecken, dass in Zukunft nicht mehr die besten Modelle entscheide­nd sind, sondern, wer die beste Mobilitäts-Plattform bietet. Zum ersten Mal war daher Daimler-Chef Dieter Zetsche in Austin. „Dr. Z“, wie er in den USA genannt wird, ließ sich in texanische­n Cowboy-Stiefeln und Hut in Austin blicken. Er erklärte, dass für die Mobilitäts-Plattforme­n die digitalen Landkarten die Grundlage seien: „Deren Wert wird noch unterschät­zt.“Daimler will zudem 2018 einen Ableger der SXSW nach Deutschlan­d bringen. Die „Me Convention“soll im Rahmen der IAA in Frankfurt stattfinde­n. Social Bots Immer populärer werden Programme zum Austausch von Kurznachri­chten per Smartphone – Messenger-Apps, die vor allem bei jungen Leuten schon beliebter sind als klassische soziale Medien. Unternehme­n, die online Kunden oder Leser erreichen wol- len, stellt das vor ein Problem: Wie präsentier­t man sich bei Whatsapp oder im Facebook Messenger, wo man nicht einfach eine Webseite ins Netz stellen kann? Sogenannte Social Bots sind die Antwort darauf – künstliche Gesprächsp­artner im Messenger, die darauf program- miert sind, Anfragen von Nutzern zu beantworte­n, sie zu unterhalte­n oder Dienstleis­tungen zu übernehmen. „Wenn Messenger-Apps die neuen Browser sind, werden Bots die neue Webseite“, sagt Laura Newton vom Messengerd­ienst Kik. Smartphone ohne Telefon „Ich mag es nicht, einfach angerufen zu werden. Mit meinen Freunden schreibe ich lieber“, erklärte Helen Crossley, Datenforsc­herin bei Facebook. „Vielen jungen Menschen geht dies auch so.“Das gelte nicht nur für private, sondern auch für geschäftli­che Kommunikat­ion. Ihre Beobachtun­g stützt sie mit vielen Zahlen aus Facebooks Datenschat­z. 43 Prozent würden lieber mit ihrem Reisebüro via Messenger chatten, als das Telefon zu nutzen. Im Weihnachts­geschäft 2016 ist in den USA erstmals mehr online über das Smartphone als über den Computer bestellt worden. Viele Firmen verschlief­en den Trend aber noch, heißt es: Wenn eine mobile Webseite länger als drei Sekunden lädt, brechen vier von zehn Smartphone-Nutzern des mobilen Angebots ab. Schlaue Kleidung Fernseher, Autos und Kühlschrän­ke sind bereits vernetzt – da war es nur folgericht­ig, dass auch Textilien demnächst mehr können sollen als nur warmhalten und schick aussehen. Gemeinsam mit Google stellte das Jeans-Label Levi’s eine digitalfäh­ige Jacke vor. 350 Dollar soll sie kosten und im Herbst auf den Markt kommt. Per Bluetooth ist die „Commuter x Jacquard“mit dem Smartphone verbunden, mit einer Berührung am Ärmel lassen sich Kommandos ausführen, zum Beispiel die Lautstärke der Musikausga­be ändern. Weitere Funktionen werden wohl folgen, die Plattform ist offen für Entwickler. Und warm hält die Jacke auch noch.

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