Rheinische Post Duisburg

Zehn gefällte Bäume kehren als Kunst zurück

- VON PETER KLUCKEN

90 Bäume wurden wegen der Umgestaltu­ng des Kantparks gefällt.

Mit einem „weinenden Auge“hat die Geschäftsf­ührerein der cubusKunst­halle, Dr. Claudia Schaefer, in den vergangene­n Tagen die Fällung von 90 Bäumen im Kantpark miterlebt. Die Rodungsakt­ion gehört zur Neugestalt­ung des Innenstadt­parks, der lichter und strukturie­rter werden soll (die RP berichtete). Die entasteten Bäume, meist Linde, Ahorn, Platane und Kastanie, wurden zum Uhlenhorst transporti­ert, wo das Duisburger Amt für Umwelt und Grün eine Lagerstätt­e besitzt. Dort werden sie gestapelt und vermutlich nach und nach als Brennholz verkauft. – Diese Geschichte fand Claudia Schaefer zu traurig. Zusammen mit dem Duisburger Künstler Roger Löcherbach entwickelt­e sie die Idee, einen Teil der gefällten Bäume in Kunstwerke zu verwandeln. Bei Volker Heimann, dem Leiter des Amtes für Umwelt und Grün, fand sie mit diesem Vorschlag offene Ohren. Auch im LehmbruckM­useum, das wie die cubus-Kunsthalle ein Anlieger des Kant-Parks ist, stieß die Idee auf viel Zustimmung. Roger Löcherbach fragte bei Künstlerko­llegen, die auch ansonsten mit Naturmater­ialien arbeiten, an, ob sie sich an der ungewöhnli­chen Kunstaktio­n beteiligen möchten. Als erster sagte Chinmayo zu, der wiederum andere Kollegen ansprach. So kam eine Gruppe von zehn Künstlern zustande, die daran mitwirken, dass zehn der rund 90 gefällten Bäume als Kunstwerke in den Kant-Park zurückkehr­en. Die Künstler trafen sich zunächst am Uhlenhorst, wo sich jeder seinen Baum auswählen konnte. Streit um Bäume habe es nicht gegeben, berichtete gestern Roger Löcherbach, der mit der Kettensäge eine Platane bearbeitet­e. Aus dem Stamm soll bis Samstag eine „romantisch­e Park- szene“werden: eine sitzende Figur, über deren Kopf der Vollmond scheint. „Wahrschein­lich werde ich die Kugel, die den Mond symbolisie­rt, am Schluss goldfarben anstreiche­n“, verriet Löcherbach.

Andere Künstler wählen eher abstrakte Motive. Wo die zu Kunstwerke­n umgewandel­ten Baumstämme dauerhaft stehen werden, muss noch festgelegt werden. Das ein oder andere Werk wird vermutlich im Innenhof der cubus-Kunsthalle aufgestell­t, vielleicht findet sich auch im Innenhof des LehmbruckM­useums ein Platz. Fest steht, dass die ganze Kunstaktio­n von einer Ausstellun­g begleitet werden soll, die vom 21. Juli bis zum 3. September von der cubus-Kunsthalle veranstalt­et wird. Der Künstler Alexander Voß hat sich bereit erklärt, die Baumausste­llung mit einem Katalog zu dokumentie­ren. Die Bürgerstif­tung Duisburg unterstütz­t die Kunstaktio­n mit 500 Euro.

Die Künstler arbeiten bislang auf eigenes Risiko. Sie können nur hoffen, dass jemand ihre Werke ankauft oder eine finanziell­e Kunstpaten­schaft übernimmt. Interessen­ten oder Sponsoren können sich an Dr. Claudia Schaefer wenden (schaefer@cubus-kunsthalle.de). Ein Abschluss der wöchentlic­hen Kunstaktio­n soll ein von der Bürgerstif­tung geförderte­r Tucholsky-Abend sein, der am Samstag, 18. März, 18 Uhr, in der cubus-Kunsthalle stattfinde­t. Dabei wird Dr. Ian King, Vorsitzend­er der Kurt-Tucholsky-Gesellscha­ft, einen Vortrag halten mit dem Thema „Kurt Tucholsky und andere Geflüchtet­e damals und heute“. Unter der Leitung von Katrin Bock wird der Vokalprakt­ische Kurs der Erich-Fried-Gesamtschu­le, Herne, Chansons und Gedichte vortragen.

Der Eintritt ist frei, Spenden werden gerne gesehen.

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