Rheinische Post Duisburg

Vorsprung des Spitzenrei­ters schmilzt

- VON HERMANN KEWITZ

MSV: Das Team von Ilia Gruev verliert auch bei Holstein Kiel mit 0:2 und kassiert damit die zweite Niederlage­n in Folge..

FUSSBALL Der MSV Duisburg missbrauch­t seinen Vorsprung als Knautschzo­ne. Vor 5475 Zuschauern unterlag der Spitzenrei­ter der 3. Liga gestern Abend bei Holstein Kiel mit 0:2 (0:1). Die Zebras kassierten die zweite Niederlage in Folge und blieb zum vierten Mal hintereina­nder ohne Sieg. Der MSV hält die Tabellenfü­hrung. Das Polster ist satt genug. Freilich: Gegen Erfurt am Samstag muss ein Sieg her. Sonst befindet sich das Team hochoffizi­ell in der Krise und aus einer englischen Woche wird eine schottisch­e. Allzu sehr geizt das Topteam der Klasse mit Punkten. Und vor allem mit Toren: Seit vier Spielen gelang dem MSV kein Treffer mehr. Spitzenman­nschaften tun so was nicht.

Trainer Ilia Gruev hatte den frischen Ostsee-Wind genutzt, um seine Mannschaft tüchtig durcheinan­der zu wirbeln. Gleich auf vier Positionen veränderte er die Formation. Einmal notgedrung­en, weil Andreas Wiegel gelbgesper­rt pausierte. Ahmet Engin übernahm den freien Platz rechts vorn. Dahinter ersetzte Tugrul Erat Fabio Leutenecke­r. Martin Dausch irgendwo hinter dem einzigen Stürmer Simon Brandstett­er verbannten die zuletzt schartigen Messer Onuegbu und Iljutcenko auf die Ersatzbank. Das war schon nicht mehr Rotation. Das war eine Zentrifuge.

Die Zebras wirkten mit der neuen Ordnung durchaus frischer und aggressive­r als beim luftleeren 0:1 gegen Wehen Wiesbaden. Umso ärgerliche­r, dass die frühe Führung der Störche aus der elften Minute wesentlich durchs Stammperso­nal verschulde­t wurde. Der MSV lief in einen Konter, weil Kevin Wolze einmal mehr missachtet­e, dass sein Gegenspiel­er Kingsley Schindler über ein Fünf-Gang-Getriebe verfügte. Während sich Wolze auf links die Fersen von Schindler anschaute, flankte der in die Mitte, noch einmal abgelegt und Marvin Ducksch schob den Ball durch die Beine von Thomas Blomeyer zum 1:0 ein.

Damit war ein weiteres Mal die früher so kluge Rechnung nicht aufgegange­n: Wenn wir schon kein Tor machen, der Gegner geht ja auch leer aus. Der Rückstand beeindruck­te den Spitzenrei­ter nicht sonderlich. Der MSV wollte den Torfluch bannen, war aber ohne Zauberstab angereist. Ein Kopfball von Tim Albutat (12.) fiel knapp neben dem Tor auf den Rasen. Martin Dausch (24.) zwang Torwart Kenneth Kronholm mit einem 35-Meter-Schuss zur Rettungsta­t. Simon Brandstett­er (28.) knallte die Kugel mit satter Wucht gegen den Pfosten, dass es bis hoch auf die Tribüne hinauf schepperte. Erneut Dausch (43.) schoss aus bester Lage übers Tor. So verstrich die inzwischen achte Halbzeit ohne MSV-Treffer. Nach dem Wechsel, gegen den Wind, den peitschend­en Regen im Gesicht und den Rückstand auf den Schultern stemmte sich der MSV gegen alles Ungemach. Doch was hilft’s? Nichts, wenn Simon Brandstett­er (48.) erst sich perfekt in Szene und dann aber den Ball neben das Tor setzt, wenn Zlatko Janjic (58.) einen Freistoß unters Wolkendach wuchtet oder Fabian Schnellhar­dt mit seinen Soli irgendwann vor dem Strafraum hängen bleibt. So erreichte das Zebra auch die nächste Negativmar­ke: 400 Minuten ohne Tor. Nach gut einer Stunde galt es auch dies zu notieren.

Ehrgeiz war da. Mühen war erkennbar. Vor allem auf der rechten Seite mit Erat und Engin herrschte Betrieb. Was zunehmend fehlte: der kluge Kopf, die klaren Chancen und ein Mann, der weiß, wo das Tor steht. Zugleich mussten die Meideriche­r aufpassen, nicht in den entscheide­nden Konter zu laufen. Vor der Pause hatten die Störche deutlich gemacht: Sie wollten in die Partie investiere­n. Nach der Pause standen sie tiefer, suchten mit einem gefährlich­en Zug die Zinsen für ihre Investitio­n einzufahre­n. In der 69. Minute war es soweit, als Christophe­r Lenz mit einer direkt verwandelt­en Ecke das 2:0 erzielte. Rückenwind hat echte Vorteile.

Gruev reagierte, brachte Iljutcenko für Dausch und Baris Özbek für Albutat. Onuegbu kam für Engin. Ja, sie stemmten sich dagegen, das erste Mal zwei Spiele in Folge zu verlieren. Mehr als ein gefährlich­er Schuss von Janjic, der per Kopf geklärt werden konnte, glückte nicht. Eher waren die Hausherren dran, die Niederlage noch unmissvers­tändlicher zu machen.

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FOTO: FIRO/SELIM SUDHEIME Kiels Angreifer Marvin Ducksch (links), hier im Duell mit Dustin Bomheuer, gelang das, was der MSV im Moment herbeisehn­t: ein Treffer.

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