Vorsprung des Spitzenreiters schmilzt
MSV: Das Team von Ilia Gruev verliert auch bei Holstein Kiel mit 0:2 und kassiert damit die zweite Niederlagen in Folge..
FUSSBALL Der MSV Duisburg missbraucht seinen Vorsprung als Knautschzone. Vor 5475 Zuschauern unterlag der Spitzenreiter der 3. Liga gestern Abend bei Holstein Kiel mit 0:2 (0:1). Die Zebras kassierten die zweite Niederlage in Folge und blieb zum vierten Mal hintereinander ohne Sieg. Der MSV hält die Tabellenführung. Das Polster ist satt genug. Freilich: Gegen Erfurt am Samstag muss ein Sieg her. Sonst befindet sich das Team hochoffiziell in der Krise und aus einer englischen Woche wird eine schottische. Allzu sehr geizt das Topteam der Klasse mit Punkten. Und vor allem mit Toren: Seit vier Spielen gelang dem MSV kein Treffer mehr. Spitzenmannschaften tun so was nicht.
Trainer Ilia Gruev hatte den frischen Ostsee-Wind genutzt, um seine Mannschaft tüchtig durcheinander zu wirbeln. Gleich auf vier Positionen veränderte er die Formation. Einmal notgedrungen, weil Andreas Wiegel gelbgesperrt pausierte. Ahmet Engin übernahm den freien Platz rechts vorn. Dahinter ersetzte Tugrul Erat Fabio Leutenecker. Martin Dausch irgendwo hinter dem einzigen Stürmer Simon Brandstetter verbannten die zuletzt schartigen Messer Onuegbu und Iljutcenko auf die Ersatzbank. Das war schon nicht mehr Rotation. Das war eine Zentrifuge.
Die Zebras wirkten mit der neuen Ordnung durchaus frischer und aggressiver als beim luftleeren 0:1 gegen Wehen Wiesbaden. Umso ärgerlicher, dass die frühe Führung der Störche aus der elften Minute wesentlich durchs Stammpersonal verschuldet wurde. Der MSV lief in einen Konter, weil Kevin Wolze einmal mehr missachtete, dass sein Gegenspieler Kingsley Schindler über ein Fünf-Gang-Getriebe verfügte. Während sich Wolze auf links die Fersen von Schindler anschaute, flankte der in die Mitte, noch einmal abgelegt und Marvin Ducksch schob den Ball durch die Beine von Thomas Blomeyer zum 1:0 ein.
Damit war ein weiteres Mal die früher so kluge Rechnung nicht aufgegangen: Wenn wir schon kein Tor machen, der Gegner geht ja auch leer aus. Der Rückstand beeindruckte den Spitzenreiter nicht sonderlich. Der MSV wollte den Torfluch bannen, war aber ohne Zauberstab angereist. Ein Kopfball von Tim Albutat (12.) fiel knapp neben dem Tor auf den Rasen. Martin Dausch (24.) zwang Torwart Kenneth Kronholm mit einem 35-Meter-Schuss zur Rettungstat. Simon Brandstetter (28.) knallte die Kugel mit satter Wucht gegen den Pfosten, dass es bis hoch auf die Tribüne hinauf schepperte. Erneut Dausch (43.) schoss aus bester Lage übers Tor. So verstrich die inzwischen achte Halbzeit ohne MSV-Treffer. Nach dem Wechsel, gegen den Wind, den peitschenden Regen im Gesicht und den Rückstand auf den Schultern stemmte sich der MSV gegen alles Ungemach. Doch was hilft’s? Nichts, wenn Simon Brandstetter (48.) erst sich perfekt in Szene und dann aber den Ball neben das Tor setzt, wenn Zlatko Janjic (58.) einen Freistoß unters Wolkendach wuchtet oder Fabian Schnellhardt mit seinen Soli irgendwann vor dem Strafraum hängen bleibt. So erreichte das Zebra auch die nächste Negativmarke: 400 Minuten ohne Tor. Nach gut einer Stunde galt es auch dies zu notieren.
Ehrgeiz war da. Mühen war erkennbar. Vor allem auf der rechten Seite mit Erat und Engin herrschte Betrieb. Was zunehmend fehlte: der kluge Kopf, die klaren Chancen und ein Mann, der weiß, wo das Tor steht. Zugleich mussten die Meidericher aufpassen, nicht in den entscheidenden Konter zu laufen. Vor der Pause hatten die Störche deutlich gemacht: Sie wollten in die Partie investieren. Nach der Pause standen sie tiefer, suchten mit einem gefährlichen Zug die Zinsen für ihre Investition einzufahren. In der 69. Minute war es soweit, als Christopher Lenz mit einer direkt verwandelten Ecke das 2:0 erzielte. Rückenwind hat echte Vorteile.
Gruev reagierte, brachte Iljutcenko für Dausch und Baris Özbek für Albutat. Onuegbu kam für Engin. Ja, sie stemmten sich dagegen, das erste Mal zwei Spiele in Folge zu verlieren. Mehr als ein gefährlicher Schuss von Janjic, der per Kopf geklärt werden konnte, glückte nicht. Eher waren die Hausherren dran, die Niederlage noch unmissverständlicher zu machen.