Rheinische Post Duisburg

Schäuble warnt vor unerfüllba­ren Wahlverspr­echen

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Der Bundesfina­nzminister sieht ab 2018 kaum Spielräume für neue Sozialleis­tungen oder sehr hohe Steuerentl­astungen.

BERLIN (mar) Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Parteien davor gewarnt, den Bürgern im Bundestags­wahlkampf überzogene Verspreche­n für neue Ausgabenpr­ogramme oder Steuersenk­ungen zu machen. Die neue Regierung könne „nicht in Saus und Braus“leben, denn die finanziell­en Handlungsm­öglichkeit­en seien begrenzt, sagte Schäuble gestern bei der Vorstellun­g der Haushaltse­ckwerte für 2018. Der nächste Bundesetat sei nur dann ausgeglich­en, wenn die neue Regierung im Haushaltsv­ollzug 4,9 Milliarden Euro ein- spare. Zudem müsse der Bund aus seiner Rücklage für die Flüchtling­sversorgun­g acht Milliarden Euro entnehmen, damit 2018 wieder eine „schwarze Null“im Etat stehen könne. Die Rücklage von derzeit noch knapp 19 Milliarden Euro werde bis 2019 komplett verbraucht sein. „Daraus würde ich jetzt mal nicht zu viel illusionär­e Erwartunge­n ableiten an große zukünftige Spielräume.“

Welche Schwerpunk­te eine neue Regierung nach der Bundestags­wahl am 24. September setzen wird, weiß auch Schäuble nicht. Die Eckwerte sollen der nächsten Regie- rungskoali­tion aber das finanzpoli­tische Korsett vorgeben. Schäuble macht darin deutlich, wie er selbst vorgehen würde, wenn er Finanzmini­ster bliebe: Die Neuverschu­ldung würde wie schon seit 2014 bei null verbleiben. Unter dieser Voraussetz­ung sieht Schäuble Spielraum für eine jährliche Steuerentl­astung von maximal 15 Milliarden Euro.

Ob der Bund auch weiterhin eine „schwarze Null“im Etat fahren will, „muss die künftige Mehrheit entscheide­n“, so Schäuble. Allerdings gebe der EU-Stabilität­spakt Regeln vor: Erst wenn die Schuldenst­ands- quote von derzeit 70 unter die Marke von 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) gesunken sei, dürfe der Bund die Kreditaufn­ahme theoretisc­h auf bis zu 0,35 Prozent des BIP hochfahren. Nach Schäubles Finanzplan wird die 60-Prozent-Marke aber erst 2020 unterschri­tten. Schäuble warnte jede neue Regierung vor neuen Sozialleis­tungen. Schon jetzt werde mehr als jeder zweite Euro dafür ausgegeben. „Soziale Gerechtigk­eit wird nicht dadurch größer, dass wir die Sozialleis­tungsquote steigern“, sagte der Finanzmini­ster.

Sein Haus sei „gut bestellt“, aber „wir müssen weiter solide wirtschaft­en“, sagte Schäuble. Die Risiken für den Etat würden wegen bald steigender Zinsen künftig größer. Zudem müsse Deutschlan­d seine Zusage an die Nato einhalten und die Verteidigu­ngsausgabe­n langfristi­g auf zwei Prozent des BIP steigern. Derzeit machen sie nur 1,23 Prozent aus. Nach Schäubles Planung soll dieser Anteil 2018 auf 1,26 Prozent an steigen. Wie die nächste Regierung dem Zwei-Prozent-Ziel näherkomme, müsse diese noch festlegen, sagte Schäuble.

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