Enttäuschung über die Torflaute
MSV: Zwar gab es schon einmal ein „Null-Serie“in dieser Saison, damals kassierten die Zebras aber weniger Gegentore.
FUSSBALL Es war ohne Frage ein Versprecher. Nicht so gemeint. Dennoch aussagekräftig. Gerade nach dem 0:2 der Zebras an Ostsee bei Holstein Kiel. Ilja Gruev, der Coach des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, hatte nach dem trüben Spiel gegen Wiesbaden auf die Frage eines Journalisten geantwortet: Der wollte wissen, wie der Trainer den Spielwitz seiner Truppe fördern wolle. Gruev reagierte gereizt, gab zu, dass es gegen Wiesbaden wirklich wenig zu lachen gab. Aber in den Partien gegen Magdeburg und in Bremen habe man Chancen zu Hauf kreiert. Und jetzt kam es: „Eine Spitzenmannschaft macht daraus schon mal ein Tor.“Der MSV macht das aber nicht. Schon seit Stunden nicht mehr. Mit oder ohne Chancen. Drei Minuten fehlen an sieben Stunden ohne eigenen Torerfolg. Da kann man schon mal ins Grübeln über das Wort „Spitzenmannschaft“kommen.
Der MSV-Tross klammerte sich nach der Pleite in Kiel das Wort „Spitzenreiter“, wie ein Matrosen in Seenot den Rettungsring umklammert. Fabian Schnellhardt verwies ebenso auf die günstigste aller Tabellenlagen wie auch Tugrul Erat und der Trainer. Warum also zweifeln oder gar von Krise sprechen? Sie können gute Gründe anführen: Seit dem neunten Spieltag führt der MSV die Liga an. Und wir sind bereits bei Runde 27. Der MSV überstand 13 Partien ohne Niederlage, bevor Wehen Wiesbaden die Serie brach. Da muss man sich nicht gleich bei einer Schwächephase Sorgenfalten in die Stirn ritzen.
Zumal es nicht das erste Mal ist, dass der MSV auf Tore fastet. Vom 22. Oktober (0:1 gegen Rostock) bis zum 26. November (2:2 gegen Aalen) gönnte sich die Offensive ebenfalls eine Pause. Damals summierten sich 403 torlose Minuten auf. Der feine Unterschied: Damals kassierte man in vier Schieße-nurFahrkarten-Spielen lediglich einen Treffer. Dieses Mal sind es bereits drei. Die Defensive, das stets gelobte Prunkstück, schwächelt ohnehin. Von 19 Gegentoren schluckte der MSV in den letzten sieben Partien sieben. In den 20 Begegnungen zuvor waren es nur zwölf.
Wirkliche Probleme aber bereitet eindeutig der Sturm. Zlatko Janjic ist mit fünf Toren bester Schütze. In diesem Jahr gelang ihm noch kein Treffer. Kingsley Onuegbu bringt es ebenfalls auf fünf Tore, hat aber keinen Stammplatz. Simon Brandstetter genoss in Kiel das Vertrauen des Trainers, den Bock umzuschubsen. Er traf zweimal in diesem Jahr. Das letzte Mal am 1. Oktober gegen Chemnitz. Da hatten die Bäume noch Blätter. Dass Gruev vor dem Spiel in Kiel seinen ersten Sturm Onuegbu/Iljutcenko vom Rasen nahm und für Brandstetter (gemeinsam mit Engin und Janjic) entschied, deutet an: Der Coach tastet nach dem richtigen Ende, den Knoten zu lösen. Ruhe bewahren, das ist nun erste Zebra-Pflicht. So sieht es Übungsleiter. Weiterarbeiten und Gas geben. Was man so sagt. Und mehr davon: Gruev sprach vom fehlenden Quäntchen Glück und verwies auf Brandstetters Pfostenschuss. Fabian Schnellhardt erwähnte, dass „auch Pech dabei war“und der Kieler Torwart sehr stark gehalten habe. Alle waren sich einig, dass eine klare Leistungssteigerung zum Wiesbaden-Spiel erkennbar war. „Gut präsentiert“habe man sich bei einer extrem heimstarken Mannschaft, so der Trainer „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagte sein Chefingenieur Schnellhardt. Und dann schauten alle ganz rasch auf den Samstag, wenn die Mittelfeldmannschaft aus Erfurt kommt.
Tugrul Erat fasste es salopp zusammen: „Wir müssen einfach mal treffen. Einfach rein damit. Und wenn wir dann ein Tor machen, dann denke ich auch, dass wir das Spiel gewinnen.“Schnellhardt wiederholte es fast lippensynchron: „Zu Hause gegen Erfurt werden wir dann auch mal wieder ein Tor machen und dann auch gewinnen.“Spitzenmannschaften beenden auf diese Weise Diskussionen. Es wird höchste Zeit für einen Schlussstrich.