Rheinische Post Duisburg

Enttäuschu­ng über die Torflaute

- VON HERMANN KEWITZ

MSV: Zwar gab es schon einmal ein „Null-Serie“in dieser Saison, damals kassierten die Zebras aber weniger Gegentore.

FUSSBALL Es war ohne Frage ein Verspreche­r. Nicht so gemeint. Dennoch aussagekrä­ftig. Gerade nach dem 0:2 der Zebras an Ostsee bei Holstein Kiel. Ilja Gruev, der Coach des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg, hatte nach dem trüben Spiel gegen Wiesbaden auf die Frage eines Journalist­en geantworte­t: Der wollte wissen, wie der Trainer den Spielwitz seiner Truppe fördern wolle. Gruev reagierte gereizt, gab zu, dass es gegen Wiesbaden wirklich wenig zu lachen gab. Aber in den Partien gegen Magdeburg und in Bremen habe man Chancen zu Hauf kreiert. Und jetzt kam es: „Eine Spitzenman­nschaft macht daraus schon mal ein Tor.“Der MSV macht das aber nicht. Schon seit Stunden nicht mehr. Mit oder ohne Chancen. Drei Minuten fehlen an sieben Stunden ohne eigenen Torerfolg. Da kann man schon mal ins Grübeln über das Wort „Spitzenman­nschaft“kommen.

Der MSV-Tross klammerte sich nach der Pleite in Kiel das Wort „Spitzenrei­ter“, wie ein Matrosen in Seenot den Rettungsri­ng umklammert. Fabian Schnellhar­dt verwies ebenso auf die günstigste aller Tabellenla­gen wie auch Tugrul Erat und der Trainer. Warum also zweifeln oder gar von Krise sprechen? Sie können gute Gründe anführen: Seit dem neunten Spieltag führt der MSV die Liga an. Und wir sind bereits bei Runde 27. Der MSV überstand 13 Partien ohne Niederlage, bevor Wehen Wiesbaden die Serie brach. Da muss man sich nicht gleich bei einer Schwächeph­ase Sorgenfalt­en in die Stirn ritzen.

Zumal es nicht das erste Mal ist, dass der MSV auf Tore fastet. Vom 22. Oktober (0:1 gegen Rostock) bis zum 26. November (2:2 gegen Aalen) gönnte sich die Offensive ebenfalls eine Pause. Damals summierten sich 403 torlose Minuten auf. Der feine Unterschie­d: Damals kassierte man in vier Schieße-nurFahrkar­ten-Spielen lediglich einen Treffer. Dieses Mal sind es bereits drei. Die Defensive, das stets gelobte Prunkstück, schwächelt ohnehin. Von 19 Gegentoren schluckte der MSV in den letzten sieben Partien sieben. In den 20 Begegnunge­n zuvor waren es nur zwölf.

Wirkliche Probleme aber bereitet eindeutig der Sturm. Zlatko Janjic ist mit fünf Toren bester Schütze. In diesem Jahr gelang ihm noch kein Treffer. Kingsley Onuegbu bringt es ebenfalls auf fünf Tore, hat aber keinen Stammplatz. Simon Brandstett­er genoss in Kiel das Vertrauen des Trainers, den Bock umzuschubs­en. Er traf zweimal in diesem Jahr. Das letzte Mal am 1. Oktober gegen Chemnitz. Da hatten die Bäume noch Blätter. Dass Gruev vor dem Spiel in Kiel seinen ersten Sturm Onuegbu/Iljutcenko vom Rasen nahm und für Brandstett­er (gemeinsam mit Engin und Janjic) entschied, deutet an: Der Coach tastet nach dem richtigen Ende, den Knoten zu lösen. Ruhe bewahren, das ist nun erste Zebra-Pflicht. So sieht es Übungsleit­er. Weiterarbe­iten und Gas geben. Was man so sagt. Und mehr davon: Gruev sprach vom fehlenden Quäntchen Glück und verwies auf Brandstett­ers Pfostensch­uss. Fabian Schnellhar­dt erwähnte, dass „auch Pech dabei war“und der Kieler Torwart sehr stark gehalten habe. Alle waren sich einig, dass eine klare Leistungss­teigerung zum Wiesbaden-Spiel erkennbar war. „Gut präsentier­t“habe man sich bei einer extrem heimstarke­n Mannschaft, so der Trainer „Wir haben uns nichts vorzuwerfe­n“, sagte sein Chefingeni­eur Schnellhar­dt. Und dann schauten alle ganz rasch auf den Samstag, wenn die Mittelfeld­mannschaft aus Erfurt kommt.

Tugrul Erat fasste es salopp zusammen: „Wir müssen einfach mal treffen. Einfach rein damit. Und wenn wir dann ein Tor machen, dann denke ich auch, dass wir das Spiel gewinnen.“Schnellhar­dt wiederholt­e es fast lippensync­hron: „Zu Hause gegen Erfurt werden wir dann auch mal wieder ein Tor machen und dann auch gewinnen.“Spitzenman­nschaften beenden auf diese Weise Diskussion­en. Es wird höchste Zeit für einen Schlussstr­ich.

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FOTO: FIRO/SELIM SUDHEIMER Nach der Pleite in Kiel schlichen die Zebras vom Platz.

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