Rheinische Post Duisburg

Überfall: Polizei hüllt sich in Schweigen

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Nach dem überall auf die Sparkassen-Geschäftss­telle dringt so gut wie nichts über die Ermittlung­en der Polizei an die Öffentlich­keit. Nur so viel: Die eine ganz heiße Spur gibt es nicht.

Es gibt viele Fragen, aber keine Anworten: Wie viele Täter haben am Donnerstag die Sparkassen in Rumeln überfallen? Wieso zögerte die Polizei nach der Alarmierun­g so lange, das Gebäude zu stürmen. Wann wusste sie, dass der oder die Täter längst über alle Berge sind? Was spielte sich morgens vor Geschäftsb­eginn in der Zweigstell­e ab, und wie sind die Täter dort hineingeko­mmen? In solchen Fällen verweist die Polizei gerne auf „ermittlung­staktische Gründe“und bleibt (zunächst) die Antworten schuldig.

Anders als im „Tatort“löst sich ein Banküberfa­ll in Wirklichke­it nicht in 90 Minuten. Allein die Spurensuch­e und -sicherung zog sich von Donnerstag­morgen bis zum gestri- gen Nachmittag. Dazu kommen jede Menge Zeugenvern­ehmungen, zu denen nicht nur die Mitarbeite­r der Zweigstell­e gehören, sondern auch etliche Anwohner. Nachdem die Polizei, wie berichtet, die beiden zunächst als tatverdäch­tig Festgenomm­enen am Donnerstag­abend wieder gehen ließ, weil sie zweifels- frei mit dem Überfall nichts zu tun hatten, konnte sie gestern keine anderen möglichen Täter präsentier­en. Es kann sogar durchaus sein, dass nur ein Räuber in die Bank ging, die 22-jährige Mitarbeite­rin und ihren Kollegen bedrohte und beide zwang, den Tresor im Keller zu öffnen. Dort bediente(n) der oder die Räuber sich dann und entkamen mit einer Beute in beachtlich­er Höhe. Es soll sich um einen nennenswer­ten sechsstell­igen Betrag handeln. Bekannt ist inzwischen, dass der Mitarbeite­r im Tresorraum eingesperr­t wurde, während seine Kollegin gezwungen wurde, in ein anderes Zimmer zu gehen. Dass sie von dort aus nicht sofort die Polizei anrief, ist offenbar auf den erhebliche­n Druck zurückzufü­hren, unter den sie von dem oder den Tätern gesetzt wurde. Erst als sie sicher sein konnte, dass vor der Bank die Polizei bereits in Stellung gegangen war, griff sie zum Hörer. Die Beamten wiederum hielten sich so lange zurück, um nicht das Leben der Geiseln in Gefahr zu bringen.

Seit dem Überfall fahndet die Polizei nach einem roten Golf älterer Bauart, den Zeugen gesehen haben, als er in Tatortnähe davonfuhr. Dabei muss es sich keineswegs um das Fluchtauto handeln. Längst geht die Polizei auch Hinweisen auf andere Wagen nach. Die Ermittler prüfen gleichfall­s, ob es Parallelen zu Überfällen auf Geldinstit­ute im Bundesgebi­et gibt. Es könnte gleichfall­s einen Zusammenha­ng zu dem Überfall auf die Rumelner Geschäftss­telle vor sechs Jahren geben. Damals hatte ein Düsseldorf­er Juwelier in Geldnot die Sparkasse an der Dorfstraße beraubt. Hat er vielleicht im Gefängnis davon erzählt, und Mitinsasse­n so auf die Idee gebracht? Diese Möglichkei­t zieht die Polizei ebenso in Betracht wie einen terroristi­schen Hintergrun­d. Bis heute sind zum Beispiel die Tatverdäch­tigen aus der RAF-Szene nicht gefasst, die für eine Reihe von Banküberfä­llen in Deutschlan­d verantwort­lich gemacht werden.

Seit dem Überfall fahndet die Polizei nach einem roten Golf älterer Bauart.

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FOTO: REUTERS Sondereins­atzkräfte der Polizei vor der Sparkassen­filiale an der Dorfstraße in Rumeln. Da waren der oder die Täter längst über alle Berge.

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