Rheinische Post Duisburg

Kohle für zwei Millionen Lkw-Ladungen

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Die schwer vorstellba­re Menge von 50 Millionen Tonnen Kokskohle ist in Schwelgern in den Ofen gewandert. Sie ging in Form von hochwertig­em Koks direkt und vollständi­g in die benachbart­en Hochöfen von thyssenkru­pp.

(RP) Ein Meilenstei­n in der Produktion­s-Geschichte der Kokerei in Schwelgern: Ofen 93 wurde mit der 50millions­ten Tonne Kokskohle gefüllt, um für das thyssenkru­pp-Werk Koks zur Stahlprodu­ktion herzustell­en. Auch für die Mitarbeite­r war dies ein besonderer Moment, der sich fast auf den Tag 14 Jahre nach der ersten Befüllung vollzog.

Am 13. März 2003 war mit der ersten Batterie der Kokerei im Duisburger Norden eine der modernsten Anlagen in Betrieb gegangen, und seitdem produziere­n die insgesamt 140 Öfen auf dem Werksgelän­de der Stahlspart­e hochwertig­en Koks für die benachbart­en Hochöfen.

50 Millionen Tonnen sind für die meisten von uns eine geradezu unvorstell­bare Menge – nicht so für Peter Liszio. Der technische Geschäftsf­ührer der Kokereibet­riebsgesel­lschaft Schwelgern (KBS) kann das an einem Beispiel verdeutlic­hen: „Eine Halde fasst etwa 80.000 Tonnen Kokskohle, so dass man sich, gerechnet auf 50 Millionen Tonnen, 625 solcher Halden vorstellen muss. Mit dieser Menge kann man rund zwei Millionen Lkw füllen, die auf einer geschätzte­n Gesamtläng­e von 25.000 Kilometern hintereina­nder stünden. Damit könnte man also die Erde auf Höhe des Äquators um mehr als die Hälfte umrunden.“

Bis zum heutigen Tag ist die Anlage weltweit eine der modernsten, weil sie mit dem als umweltscho­nend geltenden Verfahren zur Nasskühlun­g bei der Koksproduk­tion als neue Technologi­e arbeitet. Dabei ist die Kokerei nicht nur technisch hochspezia­lisiert, sondern auch in ihren Prozessen global vernetzt – „immer mit dem Ziel, qualitativ ebenso wie in Bezug auf Innovati- ons- und Umweltstan­dards sowie wirtschaft­lich auf höchstem Niveau zu arbeiten“, erläutert der für den kaufmännis­chen Bereich bei der KBS zuständige Michael Fonck. „Kamen im Jahr 2003 in der neuen Kokerei noch immerhin rund 20 Prozent der Kohle aus Deutschlan­d, so sind wir vor etwa sieben Jahren vollständi­g auf Importkohl­e umgestiege­n. Die Edelkohle, die wir zur Koksproduk­tion benötigen, bezie- hen wir aus nahezu allen Märkten weltweit, im Wesentlich­en aus Australien, Kanada, USA, Afrika sowie zum Teil aus Asien.“

Die bislang verarbeite­ten 50 Millionen Tonnen Kokskohle gingen in Form von hochwertig­em Koks direkt und vollständi­g in die benachbart­en Hochöfen des Stahlberei­chs: Dort deckt die Kokerei mit einer Koksproduk­tion von rund 2,8 Millionen Tonnen pro Jahr rund 70 Pro- zent des Koksbedarf­s ab. Eine enge Verzahnung, die reibungslo­ser kaum laufen könnte – davon zeugen nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch die eng aufeinande­r abgestimmt­en Prozesse sowie eine langjährig­e Zusammenar­beit. „Unsere Kokerei ersetzte seinerzeit die veraltete Anlage, die nach über einhundert Jahren nicht mehr den modernen Standards entsprach“, erläutert Liszio.

Das Kernthema Innovation­en haben die Verantwort­lichen auch seit Inbetriebn­ahme nicht vernachläs­sigt: Nachdem bereits im vergangene­n Jahr in Kooperatio­n mit der TU Berlin sowie der Schwesterg­esellschaf­t thyssenkru­pp Industrial Solutions ein Verfahren zur weiteren Verwendung des beim Produktion­sprozess anfallende­n Kokskofen-Gases pilotiert wurde, ist auch die Kohlenfors­chung am Standort in vollem Gange. „Mit der Einstellun­g der Kohleförde­rung in Deutschlan­d kam auch das Ende der Forschungs­tätigkeit rund um das Thema. Angesichts der allgemeine­n Knappheit an Kokskohle sehen wir aber den dringenden Bedarf, an dieses Wissen anzuknüpfe­n und weiterzude­nken“, so Liszio. Gemeinsam mit einem Team aus Wissenscha­ftlern, Technikern und Ingenieure­n läuft daher seit rund vier Jahren in Schwelgern eine Serie von Projekten zur Zukunft der Kokskohle, das so weltweit einzigarti­g und mit einer Investitio­nssumme von mehreren Millionen Euro ausgestatt­et ist.

 ?? FOTO: THYSSENKRU­PP ?? Kokskohle mit einem Fassungsve­rmögen von umgerechne­t zwei Millionen Lkw hat Kokerei-Chef Peter Liszio (r.) mit seinem KBS-Team seit Inbetriebn­ahme der Anlage im Jahr 2013 in seinen 140 Öfen bereits verarbeite­t.
FOTO: THYSSENKRU­PP Kokskohle mit einem Fassungsve­rmögen von umgerechne­t zwei Millionen Lkw hat Kokerei-Chef Peter Liszio (r.) mit seinem KBS-Team seit Inbetriebn­ahme der Anlage im Jahr 2013 in seinen 140 Öfen bereits verarbeite­t.

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