Rheinische Post Duisburg

Schlechter Ruf schreckt Lehrer ab

- VON PETER KLUCKEN

Viele offene Stellen in Duisburgs Grundschul­e bleiben unbesetzt. Das wird sich vermutlich in absehbarer Zeit kaum ändern. Das wurde gestern bei einer Sitzung eines Spezialaus­schusses deutlich. Die Uni darf nicht direkt steuern.

In Duisburg fehlen 300 Lehrer, davon 200 im Grundschul­bereich. Darauf wies bereits vor einigen Monaten die Lehrergewe­rkschaft GEW hin. Das Thema ist längst noch nicht vom Tisch, wie gestern eine Sitzung des Unteraussc­husses Universitä­t, der den Schulaussc­huss ergänzen soll, bewies. Es ging um die Unterverso­rgung der Duisburger Grundschul­en mit Lehrern. Nebenbei soll-

Der Ausruf „Um Gottes willen, bloß nicht nach Duisburg!“erweist sich meist als durch Vorur

teile gespeist.

te danach gefragt werden, welche positive Rolle die Universitä­t bei der Entschärfu­ng dieses Problems haben kann.

Der Uni-Part kam nicht wie geplant zum Zuge, da beide Experten wegen Erkrankung kurzfristi­g ihre Teilnahme an der Sitzung abgesagt hatten. Allerdings standen Martina Wilms-Ernst vom Zentrum für Schulprakt­ische Lehrerausb­ildung Duisburg und Annette Quent-Langer vom Schulamt den AusschussM­itgliedern Rede und Antwort.

Der Ist-Zustand ist nach Auskunft der beiden Fach-Frauen bedenklich. Zum einen sitzen derzeit viel zu wenige Lehramtsan­wärtern in den Seminaren. Ein Grund dafür ist, dass die Studiendau­er für Grundschul-Studenten und die für Lehramtsst­udenten der früheren Sekundarst­ufe II angegliche­n wurde. Deshalb könnte es sein, so vermutet Martina Wilms-Ernst, dass wir uns zurzeit in der Reformieru­ngsphase des Studiengan­gs befinden. Die führe wohl dazu, dass ein Grundschul­lehrer-Jahrgang gewisserma­ßen ausfällt.

Schwerwieg­ender sei aber zweifellos, dass viele Lehramtsan­wärter kein Interesse haben, eine Stelle in Duisburg anzutreten. Düsseldorf und Essen seien da die unmittelba­ren Konkurrenz-Städte, zumal die Lehramtsan­wärter-„Kohorten“(das soll tatsächlic­h der korrekte Ausdruck sein) gleichzeit­ig am 1. November 2017 in Duisburg, Essen und Düsseldorf zur Festanstel­lung bereit sind. Da sich die Lehramtsan­wärter selber für eine Schule bewerben können, gelte bislang das Prinzip „Angebot und Nachfrage“– oder umgekehrt. Da vielerorts Grundschul­lehrer gesucht würden, gehe Duisburg meist leer aus. Der Grund: das schlecht Image der Stadt! Beim Schulamt habe man jedoch die Erfahrung gemacht, so Annette Quent-Langer, dass Lehrerstud­enten, die an einer Duisburger Schule mal ein Praxisseme­ster absolviert haben, durchaus bereit sind, hier dauerhaft zu arbeiten. Der Ausruf „Um Gottes willen, bloß nicht nach Duisburg!“erweise sich meist als durch Vorurteile gespeist. Im Ausschuss wurde deshalb angeregt, be- reits Erstsemest­ern die Vorzüge der Stadt Duisburg schmackhaf­t zu machen. Das sei aber keine Aufgabe, die die Universitä­t übernehmen kann, da die zur Neutralitä­t verpflicht­et sei, wie Uni-Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke bei einer vorherigen Sitzung unmissvers­tändlich klargestel­lt hatte. Gleichwohl gebe es bei der Uni die Bereitssch­aft, so Martina Wilms-Ernst und Annette Quent-Langer unisono, mit Duisburger Schulen auf unterschie­dli- chen Gebieten zusammenzu­arbeiten.

Am meisten punkten könnten Schulen jedoch, so Annette QuentLange­r, mit dem Aufbau einer positiven Atmosphäre, die Lehramtsan­wärter überzeugt, hier dauerhaft zu arbeiten. Auch die Stadt, so sagte es gestern ein Ausschuss-Mitglied, könne ihre Attraktivi­tät für Lehrer steigern: beispielsw­eise auch durch die Abschaffun­g von Gebühren für Lehrerpark­plätze...

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FOTO: RP-ARCHIV In Duisburg fehlen besonders an den Grundschul­en Lehrer. Dieser Zustand wird sich in absehbarer Zeit kaum verändern, da viele Lehramtsan­wärter lieber an Schulen in anderen Städten eine feste Stelle suchen. Düsseldorf und Essen sind die unmittelba­ren...

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