Beim gemeinsamen Frühstück hat’s gefunkt
(F.P.) Vor eineinhalb Jahren zog Walter Jonischkeit ins Ernst-Ermert-Seniorenzentrum in Duissern: Der 94Jährige nahm Platz an einem reinen Frauentisch. „Er war der erste, der zu uns kam“, erinnert sich Maria Willems an ihn. „Opa hat einen Putzfimmel und hat sich immer darum gekümmert, dass der Tisch anschließend schön sauber war. Und Maria passte auf, dass dabei nichts herunterfiel“, erzählt Jennifer Forner, Enkelin von Walter Jonischkeit. Irgendwann beobachtete sie, wie die beiden öfter zusammensaßen und auch mal Händchen hielten. „Opa, der alte Schlawiner“, dachte sich die 28-Jährige und spielte Kupplerin. „Wir sind öfter mit dem Opa spazieren gegangen, da haben wir Maria einfach mitgenommen.“Und der Plan ging auf: Seit einem Jahr sind die beiden nun ein Paar.
„Ich bin bis über beide Ohren verliebt“, sagt die 93-Jährige und lächelt. Mehr als 50 Jahre war sie früher verheiratet, doch ihr Mann ist vor 22 Jahren verstorben. Danach gab es keinen anderen.
Und bei Walter Jonischkeit war es ganz ähnlich. „Nur schade, dass er so wenig spricht“, bedauert sie. Seit einem Schlaganfall kann Walter Jonischkeit nicht mehr so gut reden. Seine Verliebtheit zeigt er seiner Maria indes mit Gesten. Allerdings: Geknutscht wird nicht. „Dafür sind wir zu alt“, findet Maria Willems.
Dass sich Paare in so einem hohen Alter finden, sei eine Seltenheit, weiß Rabea Gröning vom Ernst-Ermert-Senioren-Zentrum. Im Haus wohnen mehr Frauen als Männer. „Unsere Männer sind heiß begehrt“, sagt Gröning.
Getuschelt werde auf der Station eigentlich nicht, erklärt Maria Willems. Ein paar neidische Blicke ernteten die beiden aber schon manchmal.
Gemeinsam gehen sie zur Gymnastik oder feiern gerne. „Der Opa ist richtig aufgeblüht, seitdem er Maria hat. Und ich habe sie als meine Omma adoptiert“, erklärt Enkelin Jennifer Forner mit einem fröhlichen Augenzwinkern.