Knigge-Kursus macht fit fürs Berufsleben
Seit 2011 veranstalten die Malteser mit Ehrenamtlichen Benimmkurse für benachteiligte Jugendliche an weiterführenden Schulen. Jürgen Lackhoff leitet den Kurs für die Jahrgangsstufe 13 der Emschertal Gesamtschule.
„Wir wussten, wie wichtig das für das Berufsleben ist“, sagt Mariella, Schülerin der Jahrgangsstufe 13 der Emschertal Gesamtschule, auf die Frage, warum sie an der Kursreihe „Dein perfekter Auftritt“des Malteserstiftes teilnehmen wollte. Seit 2011 organisieren die Malteser Benimmkurse in Gesamt-, Haupt- und Realschulen, bei denen ehrenamtliche Kniggetrainer den Schülern Grundkenntnisse guten Benehmens vermitteln. „Wir möchten erreichen, dass die Schüler formalen Situationen, wie z.B einem Vorstellungsgespräch, einem Restaurantbesuch oder an ihrem Ausbildungs-
Benimmtrainer Jürgen Lackhoff platz gut gewachsen sind“, erklärt Marion Wiemann, Projektleiterin „Dein perfekter Auftritt“.
An diesem Morgen steht Jürgen Lackhoff, der ehrenamtliche Knigge-Trainer, in Sakko und Krawatte vor den Schülern: „Ich habe mich schick gemacht, denn heute geht es um das äußere Erscheinungsbild.“Der erste Eindruck sei vor allem von der Kleidung bestimmt, sagt Lackoff. Er hat als langjähriger Serviceberater der Babcock-Werke Erfahrungen mit Bewerbungsgesprächen und angemessenem Auftreten ge- sammelt. „In meiner Altersteilzeit hatte ich Langeweile, da fand ich es toll, mein Wissen weiter geben zu können“, sagt Lackhoff. Er verteilt Fotos, auf denen auf der Vorderseite Menschen in angemessener Berufskleidung abgebildet sind und auf der Rückseite Freizeitkleidung demonstriert wird. Damit möchte er den Schülern verdeutlichen, wie wichtig die Kleiderwahl im Berufsleben ist. „Bei formellen Veranstaltungen hat man eine Krawatte an- zuziehen“, sagt Lackhoff und gibt Krawatten an die Schüler weiter. Schritt für Schritt erklärt er, wie man den einfachsten Knoten, den sogenannten „Four in Hand Knoten“bindet. Sowohl die Jungen als auch die Mädchen versuchen, den perfekten Knoten zu binden. „Falls ich später mal Söhne habe, ist das doch sehr praktisch“, sagt Tatjana Strelzov und grinst. „Ihr müsst einfach üben“, entgegnet der Trainer dem Mädchen mit der schwarz-rot ge- streiften Krawatte. Wie gut, dass alle die genaue Anleitung mit nach Hause nehmen können.
Nach dem Krawattenbinden gibt er Tipps für ein Vorstellungsgespräch. „Das Schlimmste ist, unpünktlich zu sein, da kann man eigentlich gleich wieder gehen“, erklärt Lackhoff. Nach dem Small Talk gehe es mit einem Frage-Antwort Spiel zwischen Bewerber und Chef in die „heiße Phase“des Bewerbungsgespräch. Dabei sei es wich- tig, dass die Schüler Fragen stellen, um nicht desinteressiert zu wirken. „Ich würde fragen, was denn der Betrieb von mir erwartet“schlägt Marius Slotta vor. „Am Anfang sollte man nicht direkt nach dem Gehalt fragen“, meint seine Klassenkameradin Meliassa.
Die Schüler zeigen sich dankbar, an dem Projekt teilnehmen zu dürfen. „Ich möchte mich bald für ein Stipendium bewerben. Durch den Kurs bin ich sicher gut vorbereitet“, sagt Meliassa. „Die älteren Schüler sehen den Sinn des Kurses schon ganz anders“, meint Lehrerin Sarah Meier, die Kontakt zu den Maltesern aufgenommen hatte. Die Lehrerin hatte sich wegen eines Schülers, der der Polizei respektlos begegnete, Sorgen um das Sozialverhalten der Schüler gemacht. „Diese Geschichte blieb mir so eindrucksvoll im Gedächtnis, dass ich mich nach Verhaltenskursen für Schüler erkundigt habe“, so die Lehrerin. Sie ist froh, auf den Benimmkurs der Malteser gestoßen zu sein.
In der nächsten Sitzung werden den Schülern Regeln des Begrüßens und Vorstellens näher gebracht. Den Abschluss des Kurses bildet der „Praxistest“in einem gutbürgerlichen Restaurant. Dort sollen die Schüler beim Essen am festlich gedeckten Tisch zeigen, was sie alles gelernt haben.
„Das Schlimmste ist, unpünktlich zu sein, da kann man eigentlich gleich wieder gehen“
Das Projekt finanziert sich durch Spenden und Sponsoren. IBAN: DE54 3706 0120 1201 206010 BIC: GENODED1PA7 Bank: Pax Bank eG. Stichwort: Benimmkurse