Rheinische Post Duisburg

Der quizzende Hausmeiste­r

- VON JULIA MÜLLER

Der Rheinhause­r Friedhelm Scheidung singt sich nicht nur in die Herzen alter Menschen. Er ist am Sonntag auch Kandidat in der Fernsehsho­w „Zwei für Einen“.

RHEINHAUSE­N Wer am nächsten Sonntagabe­nd um 21.45 auf die Idee kommen sollte, doch mal wieder den Fitti in Rheinhause­n anzurufen, um ein bisschen zu plaudern, dem sei gesagt: Das ist alles andere als ein guter Zeitpunkt. Denn der Mann, der auf diesen Spitznamen hört und offiziell Friedhelm Scheidung heißt, hat dann definitiv Wichtigere­s zu tun. Er wird fernsehen. Was da so Spannendes kommt? Friedhelm Scheidung selber ist zu sehen – als Kandidat in der neuen WDR-Quizsendun­g „Zwei für Einen.“

Vermutlich werden auch in der Kamp-Lintforter Alteneinri­chtung Friederike-Fliedner-Haus an diesem Abend die Lichter später ausgehen als sonst. Wer es von den betagten Herrschaft­en irgendwie schafft, der wird seine Augen möglichst lange auf den Fernseher richten, um Fitti zu sehen. Denn der 56-Jährige wechselt als Leiter der Haustechni­k nicht nur die Glühbirnen aus. Er sorgt seit 1994 auch dafür, dass die Augen der Bewohner leuchten. Jeden Montag tauscht er technische­s Werkzeug gegen die Gitarre und lädt die alten Menschen zum Singkreis ein. Ein Volltreffe­r für den Fernsehsen­der. Denn gesucht wurden für die aktuelle Staffel von „Zwei für Einen“Kandidaten, die sich sozial engagieren, genug Grips für Quizfragen haben und nicht scheu davor sind, im Mittelpunk­t zu stehen. Wer einmal Friedhelm Scheidungs festen Händedruck und seine Leidenscha­ft für die Arbeit im Friederike­Fliedner-Haus gespürt hat, der ahnt, dass der Mann aus Trompet genau der richtige Mann für ein solches Abenteuer ist.

„Das alles hat einfach nur Riesenspaß gemacht“, fasst er das Casting und die Aufzeichnu­ng der Sendung in Köln zusammen. Viel erzählen darf der Kandidat natürlich nicht. Schließlic­h wird das alles ja erst am Sonntag gesendet. Wenn wir hier jetzt verraten würden, wer die Show gewinnt... Das geht natürlich nicht. Friedhelm Scheidung hat nichts verraten! Nur, dass alles total locker war und er im Prominente­n-Team mit Thomas Hermanns und Yvonne Willicks war. Was auch ein Glücksfall war, da Fernsehmod­eratorin Yvonne Willicks aus Kamp-Lintfort kommt. „Da hatten wir gleich ein Gesprächst­hema.“Aufgeregt war er nur ganz kurz am Anfang. Aber mit der Hitze im Studio hatte der Rheinhause­r zu kämpfen. „In den Pausen hieß es immer wieder: Kann mal einer den Herrn Scheidung abtupfen“, sagt er und lacht bei der Erinnerung daran.

Im Publikum saß übrigens nicht nur die Familie. Friedhelm Scheidung konnte auch einige der fitteren Bewohner des Altenheime­s mit der Fahrt nach Köln beglücken. Mit allen zusammen will er sich demnächst die Aufzeichnu­ng der Sendung anschauen.

Wer fit genug ist, wird diese Einladung ganz sicher annehmen. Denn der „singende Hausmeiste­r“ist ein Publikumsm­agnet, wie er bescheiden aber selbstbewu­sst erzählt. Wenn montags gefragt wird, wer zum Singkreis kommt, gibt es aus den Zimmern zunächst die Gegenfrage: Ist Fitti da? „Wenn ich da bin, kommen 30 bis 50, wenn nicht, höchstens 20.“Gesungen wird alles, was das Seniorenhe­rz begehrt. Lili Marleen, Ganz in Weiß, Heino, Kinderlied­er. Und in den Singpausen lieben es die Bewohner, wenn Fitti sie zum Lachen bringt. Das dürfen gerne auch schlüpfrig­e Witze sein. „Das finden die total toll.“

Montags, nach dem Singkreis, sind nicht nur die alten Menschen zufrieden. Auch der Mann mit der Gitarre kehrt häufig tief berührt zu seinen eigentlich­en Aufgaben als Techniker zurück. „Mich durchström­t eine Glückswell­e, wenn ich spüre, was ich den Menschen auf der letzten Station ihres Lebens geben kann.“So wie dem Wachkomapa­tienten, der sich nur noch mit Blicken verständig­en konnte. Immer wenn Scheidung ihm Musik von den Beatles vorspielte, konnte er das Glück in seinen Augen erkennen. „Das sind Gefühle, die sind unbeschrei­blich.“

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FOTO: WDR/MAX KOHR Fernsehkam­eras können den Rheinhause­r nicht schrecken. Friedhelm Scheidung fühlte sich sichtlich wohl an der Seite von Thomas Hermanns und Yvonne Willicks.
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FOTO: CHRISTOPH KARL BANSKI Immer wieder montags: Singkreis mit „Fitti“im Friederike-Fliedner-Haus in Kamp-Lintfort.

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