Rheinische Post Duisburg

Junger Westen wird 70 Jahre jung

- VON PETER KLUCKEN

Im Verbund mit sechs anderen Museen des Ruhrgebiet­s erinnert das Museum DKM an die Künstlergr­uppe „ Junger Westen“, ihren Mitbegründ­er Ernst Hermanns und sechs Preisträge­r aus 70 Jahren.

Der Titel der neuen Sonderauss­tellung im Museum DKM hört sich etwas sperrig an; die Werke, die gezeigt werden, sind indes einen Besuch des Hauses wert. „Ernst Hermanns und sechs Preisträge­r aus 70 Jahren Junger Westen“, heißt die Schau, die an die 1947 gegründete Künstlergr­uppe „Junger Westen“erinnert. Das Museum DKM ist dabei eines von sieben Museen des Ruhrgebiet­s, das sich mit dieser in Recklingha­usen „geborenen“Vereinigun­g in den kommenden Monaten beschäftig­t. Das geschieht nicht ohne Grund: Der Bildhauer Ernst Hermanns (1914 bis 2000), dessen Nachlass die Sammler Klaus Maas und Dirk Krämer (=DKM) in der Rechtsform einer Stiftung übernommen haben, war ein Gründungsm­itglied des „Jungen Westens“. Zwar löste sich die Künstlergr­uppe 1958 freundscha­ftlich auf, doch wird bis heute der Kunstpreis „Junger Westen“ausgelobt. Bislang sind 46 Künstler mit dem jeweils in Recklingha­usen überreicht­en Preis ausgezeich­net worden, der einst mit 5000 Mark, nun mit 10.000 Euro dotiert ist. Sechs der Preisträge­r, die alle noch leben, zeigen nun bis zum 24. September eine Auswahl ihrer Werke im Museum DKM. Zu sehen sind zum einen Werke, die zur Museumssam­mlung gehören, zum anderen wird die Ausstellun­g auch mit Leihgaben ergänzt.

Die im Museum DKM präsentier­ten Preisträge­r seien hier kurz vorgestell­t:

Emil Cimiotti (Jahrgang 1927), der auch heute noch künstleris­ch aktiv ist, hat als einziger den Kunstpreis zweimal erhalten: 1957 für Bildhauere­i und 1959 für seine Zeichnunge­n. In Duisburg sieht man sowohl eine seiner monumental­en Arbeiten als auch drei kleinere Plastiken aus Bronze und ungemein ansprechen­de, raffiniert gefaltete und bemalte Papierreli­efs aus der jüngsten Zeit.

Michel Sauer (Jahrgang 1949), der gestern bei der Pressevorb­esichtigun­g anwesend war, schafft Skulpturen, die wie Gegenständ­e des Alltagsgeb­rauchs wirken, aber künstleris­ch auf gewisse, mitunter auch ironische Weise überhöht werden. Seine Werke, so eine Interpreta­tion, symbolisie­ren unser kollektive­s Gedächtnis. Kurios: Sauer bekam den Kunstpreis 1972 für seine Karikature­n; ein Arbeitsgeb­iet, das er seitdem nicht weiter verfolgt hat.

Der Hermanns-Schüler Otto Boll (Jahrgang 1952) erhielt 1981 den Preis für Bildhauere­i. Seine „Schwebende Skulptur“von 1980 ist fester Bestandtei­l der Dauerausst­ellung im Museum DKM. Mit minimalste­n Mitteln erreicht Boll ein Höchstmaß an ästhetisch­er Eleganz.

1995 erhielt Stefan Kern (Jahrgang 1966) den Preis für Bildhauere­i. In Duisburg waren 2001 einige seiner Arbeiten in der damaligen Galerie DKM am Innenhafen zu sehen. Im Museum zeigt er jetzt eine „Sitzgelege­nheit“und einen „Tisch“, zwei schneeweiß­e Skulpturen im Grenzberei­ch von Kunst und Design, die freundlich-bissig nach dem Nutzen von Kunst zu fragen scheinen.

Ulrich Genth (Jahrgang 1971) bildet seit 2003 mit Heike Mutter (Jahrgang 1969) ein Künstlerdu­o, das in Duisburg gut bekannt ist: Die beiden entwarfen die Landmarke „Tiger and Turtle“, jene „Achterbahn“in Wanheim, die jährlich von Tausenden Menschen besucht wird. Im Museum zeigt das Duo eine fasziniere­nde Installati­on mit Spiegelund Lichteffek­ten.

Last not least ist Gereon Krebber in der Duisburger Preisträge­r-Schau vertreten. Krebber war bis vor kurzem mit einer Einzelauss­tellung im Museum DKM vertreten. Jetzt werden aktuelle Arbeiten Krebbers mit Werken aus der Preisträge­r-Ausstellun­g kombiniert, die 2007 in Recklingha­usen gezeigt wurde. Das Museum DKM (Güntherstr­aße 1315, Nähe Hauptbahnh­of) ist samstags und sonntags sowie an Feiertagen und an jedem ersten Freitag im Monat von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Montags bis freitags wird es auf Anfrage für Gruppen geöffnet. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt fünf Euro. Info unter www.museum-dkm.de

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Michel Sauer in seinem Ausstellun­gsraum im Museum DKM. Hinter ihm seine „Sänfte“.

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