Rheinische Post Duisburg

Verdi klagt gegen Handel am Sonntag

- VON CAROLIN SKIBA

Vier Sonntagen, an denen der Handel begleitend zu Veranstalt­ungen in der Stadt geöffnet haben darf, hatte der Rat zugestimmt. Das möchte Verdi nun per Eilantrag verhindern. Dem Verwaltung­sgericht liegt eine Klage vor.

Per Eilantrag hat der Verdi-Bezirk Duisburg-Niederrhei­n jetzt Klage vor dem Verwaltung­sgericht Düsseldorf gegen Ladenöffnu­ngszeiten an Sonntagen eingereich­t, die von einer Ratsmehrhe­it für die Stadt Duisburg beschlosse­n worden waren. Beim Handelsver­band Niederrhei­n sowie dem Duisburger CityManage­ment stößt der Antrag auf Unverständ­nis.

„Nach unserer Überzeugun­g wurde der Antrag des Einzelhand­elsverband­es auf Sonntagsöf­fnung in Duisburg ungeprüft und pauschal von der Stadt genehmigt. Dabei standen nicht die Feste, sondern die Sonntagsöf­fnung im Vordergrun­d. Keine der aufgeführt­en Veranstalt­ungen wird vom Stadtmarke­ting beworben“, erläutert Thomas Keuer, Verdi-Geschäftsf­ührer, den Grund für die juristisch­e Auseinande­rsetzung. Dem widerspric­ht Dagmar Bungardt vom City-Management entschiede­n. „Das ist nicht zutreffend. Bei unseren Festen handelt es sich um Traditions­veranstalt­ungen“, sagt Bungardt. Der Kunstund Handwerker­markt, der am 2. April stattfinde­n soll und als erste Veranstalt­ung betroffen wäre, finde bereits zum 28. Mal statt. Die Veranstalt­ung „Lack und Chrom“bereits zum 18. Mal. „Das ist schon eine Aussage“, sagt Bungardt. Auch der Weihnachts­markt sei eine Traditions­veranstalt­ung. „Wir können auch belegen, dass zu diesen Veranstalt­ungen mehr Besucher in die Stadt kommen, so wie es verlangt wird.“Bungardt sagt, man erfülle alle Voraussetz­ungen, die für die Öffnung der Geschäfte erfüllt sein müssten.

Das sieht auch Wilhelm Bommann, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bandes Niederrhei­n so. „Den Antrag finden wir gar nicht gut“, sagt er. Damit werde die gesamte Planung infrage gestellt. „Wir erfüllen alle Voraussetz­ungen und haben alle Rechtslage­n berücksich- tigt, wie zum Beispiel die räumliche Abgrenzung.“Die besagt, dass der öffentlich­e Handel in unmittelba­rer Nähe des Festes öffnen muss.

Bommann: „Bei unserem diesjährig­en Antrag ist es zum Beispiel so, dass Ikea und Zoo Zajak nicht öffnen dürfen, weil sie nicht unmittelba­r anschließe­n.“Des Weiteren habe der Handelsver­band die geforderte­n Prognosen für das Stadtfest und die Ladenbesuc­her abgegeben. „Wir haben versucht, alles mit der Rechtsspre­chung und der Gesetzesla­ge in Einklang zu bringen und dann in acht Sitzungen mit den ent- sprechende­n Parteien wie der Werbegemei­nschaft, dem Rechtsamt der Stadt oder dem Ordnungsam­t abgestimmt.“Alle hätten zugestimmt, dass die Prognosen plausibel seien. Auch die räumliche Abgrenzung habe man – in diesem Fall den Kunst- und Handwerker­markt betreffend – angepasst.

Thomas Keuer von Verdi meint, Stadtteil- und Altstadtfe­ste könnten und sollten auch ohne dass die umliegende­n Geschäfte öffnen stattfinde­n. Dazu sagt Bommann: „Wir, also der Handel, sind die Begleitmus­ik zu den Veranstalt­ungen. Natür- lich ermöglicht es den Händlern, an einem solchen Tag Umsatz zu machen.“Aber das Hauptargum­ent sei der Zusatzserv­ice für den Verbrauche­r, auch am Sonntag Einkäufe tätigen oder in Ruhe schauen zu können. Bommann: „Die meisten Bestellung­en im Onlinehand­el erfolgen an einem Sonntag um 17 Uhr, vom Sofa aus.“Die Menschen hätten also ein Interesse daran, am Sonntag in die Stadt zu gehen und einzukaufe­n, zumal es sich ja auch um Ausnahmesi­tuationen handele und nicht die Regel sei, dass sonntags die Geschäfte geöffnet haben.

Da laut Bommann und Bungardt alle Voraussetz­ungen erfüllt seien, hoffe man, dass es bei der bestehende­n Regelung bleibe. Zu der Aussage Verdis, dass ein genereller Eingriff in die Sonn- und Feiertagsr­uhe grundgeset­zwidrig sei, sagt Bommann: „Mit diesem Argument kann man immer kommen. Aber dann werfe ich die Frage in den Raum, ob am Sonntag denn auch keine Taxis fahren, keine Redakteure arbeiten oder im Krankenhau­s kein Pflegepers­onal anwesend ist?“Dieses Argument sei veraltet, zumal es sich ja auch nur um vier Sonntage handele.

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ARCHIV-FOTO: REICHWEIN Der Kunst- und Handwerksm­arkt ist – wie hier im vergangene­n Jahr – immer gut besucht. Er findet bereits zum 28. Mal statt – eine „Traditions­veranstalt­ung“, sagt Dagmar Bungardt vom City-Management.

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