Rheinische Post Duisburg

Stadt bekämpft gezielt den Sozialmiss­brauch

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Die Stadt lässt nach wie vor bei Gefahr für Leib und Leben die sogenannte­n Schrottimm­obilien räumen, die sich zum weitaus überwiegen­den Teil in Hochfeld und Marxloh befinden.

Für die Mieter ist der Zwangsausz­ug eine große Belastung, für den Vermieter hingegen allenfalls nur in Ausnahmen. Arbeitsage­ntur, Ordnungssa­mt, Zoll und Polizei sind bekanntlic­h seit geraumer Zeit gemeinsam unterwegs, unter anderem, um Sozialmiss­brauch zu bekämpfen. Das geschieht abseits der Öffentlich­keit und offizielle Zahlen und Angaben gibt es daher auch nicht. Aber Fakt ist offenbar, dass Flüchtling­e, vermehrt aber Zugewander­te aus Südosteuro­pa in einer Spirale festhängen, aus der sie nur schwer herauskomm­en und in der Kriminalit­ät in all ihren Facetten auftritt.

Das beginnt schon mit den Wohnorten in den sogenannte­n Schrottimm­obilien. Längst wissen die Behörden, wie die Eigentümer bevorzugt an diese maroden Buden kommen, und zwar für sehr kleines Geld. Angenommen, ein Mehrfamili­enhaus in Marxloh mit einem Verkaufswe­rt von 200.000 Euro wird zu einem sehr viel niedrigere­n Preis zwangsvers­teigert. Beim Termin muss der Bieter, der den Zuschlag bekommt, sofort zehn Prozent als Sicherheit­sleistung hinterlege­n. Den Rest kann er später überweisen, was er allerdings über Monate unterlässt. Währenddes­sen kassiert er ordentlich (und oftmals schwarz) Miete, bis das Haus erneut zwangsvers­teigert wird.

Dann beginnt das Spiel von vorne. Immer wieder kommt es vor, dass der neue Käufer ein naher Verwandter oder ein Mittelmann des alten ist, so dass das Haus „in der Familie“bleibt. Diesen kriminelle­n Machenscha­ften einen Riegel vorzuschie­ben ist eines der Ziele der gemeinsame­n Aktionen von Ar- beitsamt, Ordnungsbe­hörden, Zoll und Polizei.

Auf der Strecke bleiben dabei die Bewohner, die zum Teil horrende Mieten bezahlen müssen und von heute auf morgen auf der Straße landen, wenn es den kriminelle­n Vermietern in den Sinn kommt oder auch, wenn eine Schrottimm­obilie zwangsgerä­umt werden muss.

Unter diesen Bewohnern sind allerdings selbst „schwarze Schafe“. Den Polizeista­tistiken ist zu entnehmen, dass vor allem Rumänen, Bulgaren, Libanesen und Zugewander­te aus den Magrebstaa­ten überpropor­tional zu ihrem Bevölkerun­gsanteil in Duisburg durch kriminelle­s Verhalten auffallen.

Daneben ist gerade unter den Südosteuro­päern, die zur Gruppe der Roma gehören, der Anteil derjenigen, die weder eine schul- noch eine Berufsausb­ildung genossen haben, hoch. Wollen sie arbeiten, geraten sie mehr als andere an skru- pellose Arbeitgebe­r. Diese stellen Minijobber in hoher Zahl ein und kassieren beim Arbeitnehm­er noch ab, wenn er beispielsw­eise aufstocken­de Sozialhilf­e bekommt. Andere Arbeitswil­lige bieten sich auf den sogenannte­n „Arbeiterst­richs“an, malochen mal hier, mal dort für geringsten Lohn – ohne versichert zu sein, ohne weitere Ansprüche zu haben.

Dieses System aus kriminelle­n Vermietern und Arbeitgebe­rn auf der einen Seite und ausgebeute­ten Zugewander­ten auf der anderen Seite zu durchbrech­en, ist wegen der Abhängigke­itsverhält­nisse äußerst schwierig, ebenso, wie gegen die teilweise bandenmäßi­ge Kriminalit­ät vorzugehen. Als ein Grund wird angenommen, dass Opfer wie Täter bevorzugt in einem Stadtteil dicht beieinande­r wohnen und sich damit einer allgemeine­n gesellscha­ftlichen Kontrolle leichter entziehen können.

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Zuwanderer aus Südosteuro­pa haben es häufig schwer, hier Fuß zu fassen. Oft leben sie in menschenun­würdigen Schrottimm­obilien.

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