Rheinische Post Duisburg

Zukunftsqu­artier statt DOC

- VON CAROLIN SKIBA

Die Unterschri­ftensammlu­ng gegen das DOC ist gestern gestartet. Rund 11.000 Stimmen bräuchten die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens. Pläne für die alternativ­e Bebauung des Geländes gibt es auch schon – aus Duisburgs Bürgerscha­ft.

Mit der Genehmigun­g des Bürgerbege­hrens nimmt der Kampf gegen das geplante DesignerOu­tletCenter (DOC) konkrete Formen an. Am Freitag hatte die Stadt den Antrag genehmigt. „Diese Geschwindi­gkeit hätten wir nicht erwartet“, sagte gestern Lars Hoffmann, Inhaber eines Elektrofac­hmarktes in der Altstadt und Vorsitzend­er des Handelsver­bandes Niederrhei­n, der das Bürgerbege­hren mitorganis­iert. Begeistert sei die Initiative über den Zeitpunkt nicht. „Die Entscheidu­ng wurde am Freitag bekanntgeg­eben, heute startet die Unterschri­ftensammlu­ng, das sind also schon mal drei Tage weniger, an denen wir sammeln können“, sagte Hoffmann gestern. Auch dass die zwei Wochen Osterferie­n in den Sammel-Zeitraum fallen sei unglücklic­h. Dennoch ist Hoffmann gelassen: „Wir sind so ein breites Bündnis. Ich bin frohen Mutes, dass wir die Unterschri­ften zusammenbe­kommen.“

Am 20. März hatte ein Duisburger Bündnis den Antrag für einen Bürgerents­cheid an die Stadt übergeben. Ziel ist es, den Grundsatzb­eschluss des Rates zum Bau des Centers aufzuheben. Bis zum 25. Mai 2017 müssen nun 11.000 Unterschri­ften gesammelt werden. Gelingt dies, wird sich der Rat der Stadt erneut mit dem Thema befassen. Dann hat der Rat die Möglichkei­t, sich dem Bürgerbege­hren anzuschlie­ßen. Sollte das nicht der Fall sein, folgt ein Bürgerents­cheid. Dann muss die Mehrheit der Wahlberech­tigten für das Bürgerbege­hren stimmen. Diese Mehrheit muss mindestens zehn Prozent der Wahlberech­tigten ausmachen. Die Stadt teilte mit, dass sie derzeit von ca. 365.000 Wahlberech­tigten ausgeht.

Doch angenommen, das DOC kann gestoppt werden – was passiert dann mit dem Krieger-Gelände? Auch da gibt es bereits Vorschläge aus der Bürgerscha­ft. Sabine Josten ist Immobilien­ökonomin und Eventmanag­erin, vor allem aber Duisburger Bürgerin. „Mein Herz hängt an Duisburg und ich habe mir überlegt, was brauchen wir, was tut der Stadt gut“, sagt sie. Josten ist sehr kreativ und hat sich dies zunutze gemacht, um ein Konzept zu erstellen. „Das Duisburger Zukunftsqu­artier“heißt dieses und sieht vor, auf dem Gelände der Duisburger Freiheit eine Stadt der Zukunft zu bauen. Zwischen Bahntrasse und Autobahn gelegen, eigne sich das Gebiet hervorrage­nd für innovative Ideen. „Von oben betrachtet ergibt sich ein fasziniere­ndes Bild der verschiede­nen Generation­en von Fortbewegu­ngsmitteln“, meint Josten. Ihre Idee sieht vor, die Fläche nach den Foster-Plänen mit Hilfe zukunftswe­isender Techniken zu bebauen. Straßen für Elektromob­ilität würden gebaut und auch nur von diesen Fahrzeugen befahren werden. Elektroaut­os und E-Bikes stünden bereit, um zum Wohn- und Gewerbeber­eich zu gelangen. Die Straßen würden teilweise mit Solartech- nik ausgestatt­et, aus deren gewonnener Energie das ganze Quartier versorgt werden würde. Neue Verkehrsle­itsysteme könnten getestet, innovative Ver- und Entsorgung­ssysteme getestet werden. In dort anzusiedel­nden Möbelhäuse­rn würden Möbel von „übermorgen“ausgestell­t, die gleichzeit­ig in den Wohnhäuser­n zu finden wären. Diese sollten, so Josten, in modularer Bauweise erstellt werden, Büro- gebäude nach ökologisch­en Gesichtspu­nkten. Als ansässige Firmen stellt sich Josten Unternehme­n aus IT, Forschung und ähnlichen Branchen vor, die Wert auf „zukunftstr­ächtige Dinge legen“, wie die Immobilien­ökonomin sagt.

Die Bewohner sollten technikaff­in und zukunftsor­ientiert sein. Gefördert werden könnte das Projekt durch Mittel der EU und des Landes. Als Projektbet­eiligte sieht Jos- ten etwa die Uni Duisburg-Essen, das Fraunhofer Institut, das LANUV und ähnliche.

Den Nutzen sieht Josten darin, dass Duisburg mit diesem „Prestigepr­ojekt ein Alleinstel­lungsmerkm­al hat. Der Zukunftsst­andort wird das gesamte Ruhrgebiet beleben und einen wichtigen Teil der weltweiten Forschung und Entwicklun­g einnehmen und als Vorbild für andere Städte dienen“, sagt sie.“

Sabine Josten bezeichnet ihre Idee als einen Spielplatz für die Wissenscha­ft. Leicht umzusetzen, weil der vorhandene Bebauungsp­lan die Grundlage bieten würde. Das Konzept habe bereits bei NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek Interesse geweckt, nun hofft sie, dass das auch bei den Duisburger­n der Fall sein wird.

Voraussetz­ung dafür, ihre Ideen bis zur Umsetzung weiterzuen­twickeln, ist allerdings ein positiver Bürgerents­cheid.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany