Rheinische Post Duisburg

Harter Kampf um jeden Arbeitspla­tz

- VON WILLI MOHRS

Die Belegschaf­t von Thyssen-Krupp Steel will sich geschlosse­n gegen Pläne des Vorstands zu Wehr setzen. Ein ganzer Reigen von Aktionen wurde bereits angekündig­t.

Die Kokstonne steht vorm Werkstor, der Brennstoff liegt in ausreichen­der Menge daneben – symbolisch ist die Belegschaf­t von Thyssen-Krupp Steel schon vorbereite­t auf die heiße Phase des Widerstand­s gegen die Einsparplä­ne des Konzernvor­standes. Klare Botschaft der Arbeitnehm­er in Hüttenheim und Hamborn: Wir kämpfen um jeden Arbeitspla­tz, und wir kämpfen zusammen.

Seit 6Uhr morgens klingele im Betriebsra­tsbüro ununterbro­chen das Telefon, berichtete Günter Back, der Vorsitzend­e der Arbeitnehm­ervertretu­ng. Aus zahlreiche­n Abteilunge­n komme der Wunsch nach Informatio­n über die Pläne der Unternehme­nsführung, die dem Stahlunter­nehmen einen Sparkurs verordnen will, der unter anderem Anlagensti­lllegungen umfasst. „Es kann jeden treffen“, warnte Back am Montagmorg­en, als sich vorm Tor 1 des Stahlriese­n vor allem Mitarbeite­r des werkseigen­en Hafenbetri­ebes zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingefunde­n hatten. Andere Abteilunge­n würden in den nächsten Tagen zu ähnliche Treffen zusammenko­mmen, kündigte der Betriebsra­tschef an. Und er pochte auf Einhaltung von Verträgen, die als Grundlage der letzten Sparrunde zwischen Unternehme­n und Arbeitnehm­ern abgeschlos­sen worden waren. Sie enthalten eine festgeschr­iebene Personalst­ärke und eine zeitweise Reduzierun­g der Wochenarbe­itszeit – und der Entlohnung. Daran sei nicht zu rütteln, sagt Back: „Das lassen wir mit uns nicht ma- chen.“„Kehren Sie um, bevor es hier richtig rund geht“, appelliert­e Dieter Lieske, 1. Bevollmäch­tigter der Duisburger IG Metall, an die Unter- nehmensfüh­rung. Schon jetzt habe eine „produktive Unruhe im Betrieb“begonnen. Die Umsetzung der Vorstandsp­läne sei mit der Arbeitnehm­erseite jedenfalls nicht zu machen: „Das werden wir nicht widerstand­slos hinnehmen.“Widerstand, so wurde vorm Werkstor mehrfach und unter Applaus geäußert, werde es an jedem von Job-Abbau bedrohten Standort geben. Eine „Salami-Taktik“des Vorstandes, der nach und nach kleinere Teile des Konzerns zum Opfer fallen, werde man zu verhindern versuchen: „Wir nehmen den Kampf gemeinscha­ftlich auf“, erklärte Klaus Wittig, Leiter der IG Metall-Vertrauens­leute bei Thyssen-Krupp Steel, kategorisc­h. Es werde in der nächsten Zeit eine Vielzahl von Aktionen und Überraschu­ngen geben, kündigte er an: „Jetzt muss das Unternehme­n eine Phase der Unsicherhe­it hinnehmen“, nahm Wittig eine in der Belegschaf­t als überaus flapsig aufgenomme­ne Bemerkung eines Konzernvor­standsmitg­lieds auf. Wie abhängig die einzelnen Konzernsta­ndorte voneinande­r sind, macht Mehmet Göktas,¸ Leiter der Vertrauens­leute im Werk Hüttenheim, deutlich. Werde im Süden der Stadt eine Anlage wie geplant stillgeleg­t, fehlten im Norden Aufträge für 250.000 Tonnen Stahl.

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FOTO: STEPHAN EICKERSHOF­F Die Belegschaf­t von Thyssen-Krupp Steel formiert sich zum Widerstand gegen den befürchtet­en Arbeitspla­tzabbau.

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