Rheinische Post Duisburg

Wenn Ritter ihre Schwerter schwingen

- VON JONAS SCHLÖMER

In Hüttenheim präsentier­ten am Wochenende Ritter ihr Schwert: Waffen aus echtem Stahl krachen da auf geschmiede­te Rüstungen. Vorbild ist ein historisch­er Orden, der noch heute existiert.

HÜTTENHEIM. Stahl auf Stahl, Faust auf Faust. Das ist man in Duisburg gewohnt, vor allem in Hüttenheim, denn da residiert mit HKM einer der größten Stahlprodu­zenten weltweit. Stahl zusammenge­schlagen wurde derweil unweit der HKM-Werke in Hüttenheim, dort, wo die Hüttenheym­er Ritter am Wochenende ihre Fertigkeit­en demonstrie­rten. Wer aber im improvisie­rten Burghof mitten in der Schulz-Knaudt-Siedlung Drachen, Trolle und andere Fabelwesen erwartete, wurde enttäuscht. „Wir stellen das echte Ordenslebe­n dar“, erklärt Priesterbr­u-

Marco Tonak der Robert Steinfurt und meint damit das Leben der Brüder des Deutschen Ordens um 1360. Den Deutschen Orden gibt es heute noch, die modernen Ritter und unmittelba­ren Nachfolger des historisch­en Ordens wissen von der Existenz der Hüttenheim­er – und freuen sich über die Geschichts­pflege.

Vor passender Kulisse, dem historisch­en Uhrenturm der Siedlung, führten Steinfurt und seine Ritterbrüd­er und –schwestern das Leben der historisch­en Ritter vor. Dabei geht es natürlich nicht nur um Schwertkäm­pfe, auch wenn der Schauwert besonders hoch ist, wenn die Waffen aus echtem Stahl auf die geschmiede­ten Rüstungen krachen. Jeder der Ritter, sei er im Klerus verortet oder ein echter Kämpfer, hat seinen eigenen Knap- pen. Für Robert Steinfurt ist das sein Sohn Max. Der legte am Samstag aber für ein paar Stunden seinen Namen ab und hörte nur noch auf den Ruf „Knappe“. Wo denn die Handschuhe seien, fragt Steinfurt, komplett in Stahl gewandet. „Ver- mutlich noch in der Wohnung“, entgegnet sein Sohn.

Ein altertümli­cher Ritterorde­n bringt in Zeiten des Internets und von 24-Stunden-Supermärkt­en nun mal das eine oder andere Paradoxon mit sich.

Der modernen Welt zum Trotz befolgen die engagierte­n Ritter und Burgfräule­in ganz genau den Kodex des alten Ordens, zum Beispiel die, diplomatis­ch formuliert, problemati­sche Frauenroll­e. Natürlich durften Frauen im 14. Jahrhunder­t keine Schwerter schwingen, und wenn eine Dame der Hüttenheym­er Ritter trotzdem eine Waffe in die Hand nehmen will, kriegt sie einen Männername­n verpasst – und einen Vollhelm, denn schließlic­h ist die Offenbarun­g ihres Geschlecht­s schon Jeanne d’Arc schlecht bekommen. Mit „Feuer und Flamme dabei“zu sein mag mit Blick auf Jeanne d’Arc eine unglücklic­he Wortwahl sein, wahr ist sie aber allemal für die Ritter des Deutschen Ordens. Marco Tonak, Mittelalte­r-Rufname Raoul, erklärt, wie viel Engagement das Rittertum von jedem einzelnen Mitglied des Ordens verlangt. „Beim Schaukampf ist zum Beispiel alles einstudier­t, das ist eine richtige Choreograp­hie“, sagt der Anführer des Hüttenheim­er Ordens. Beim Vollkontak­tkampf allerdings kommt es wirklich auf das Können der Ritter an – zählen tun nämlich nur die spürbaren Treffer, und der Gegner muss entweder entwaffnet oder auf den Boden geworfen werden, um zu gewinnen.

Während die unbeteilig­ten Hüttenheim­er ungläubig aus den Fenstern schauen, feiern die Ordensbrüd­er und –schwestern im Innenhof die lebendige Verbindung zum dunklen Zeitalter – mit Schwertern, Knappen und Chauvinism­us.

„Beim Schaukampf ist

alles einstudier­t, das ist eine richtige

Choreograp­hie“

Ordensritt­er

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