Wenn Ritter ihre Schwerter schwingen
In Hüttenheim präsentierten am Wochenende Ritter ihr Schwert: Waffen aus echtem Stahl krachen da auf geschmiedete Rüstungen. Vorbild ist ein historischer Orden, der noch heute existiert.
HÜTTENHEIM. Stahl auf Stahl, Faust auf Faust. Das ist man in Duisburg gewohnt, vor allem in Hüttenheim, denn da residiert mit HKM einer der größten Stahlproduzenten weltweit. Stahl zusammengeschlagen wurde derweil unweit der HKM-Werke in Hüttenheim, dort, wo die Hüttenheymer Ritter am Wochenende ihre Fertigkeiten demonstrierten. Wer aber im improvisierten Burghof mitten in der Schulz-Knaudt-Siedlung Drachen, Trolle und andere Fabelwesen erwartete, wurde enttäuscht. „Wir stellen das echte Ordensleben dar“, erklärt Priesterbru-
Marco Tonak der Robert Steinfurt und meint damit das Leben der Brüder des Deutschen Ordens um 1360. Den Deutschen Orden gibt es heute noch, die modernen Ritter und unmittelbaren Nachfolger des historischen Ordens wissen von der Existenz der Hüttenheimer – und freuen sich über die Geschichtspflege.
Vor passender Kulisse, dem historischen Uhrenturm der Siedlung, führten Steinfurt und seine Ritterbrüder und –schwestern das Leben der historischen Ritter vor. Dabei geht es natürlich nicht nur um Schwertkämpfe, auch wenn der Schauwert besonders hoch ist, wenn die Waffen aus echtem Stahl auf die geschmiedeten Rüstungen krachen. Jeder der Ritter, sei er im Klerus verortet oder ein echter Kämpfer, hat seinen eigenen Knap- pen. Für Robert Steinfurt ist das sein Sohn Max. Der legte am Samstag aber für ein paar Stunden seinen Namen ab und hörte nur noch auf den Ruf „Knappe“. Wo denn die Handschuhe seien, fragt Steinfurt, komplett in Stahl gewandet. „Ver- mutlich noch in der Wohnung“, entgegnet sein Sohn.
Ein altertümlicher Ritterorden bringt in Zeiten des Internets und von 24-Stunden-Supermärkten nun mal das eine oder andere Paradoxon mit sich.
Der modernen Welt zum Trotz befolgen die engagierten Ritter und Burgfräulein ganz genau den Kodex des alten Ordens, zum Beispiel die, diplomatisch formuliert, problematische Frauenrolle. Natürlich durften Frauen im 14. Jahrhundert keine Schwerter schwingen, und wenn eine Dame der Hüttenheymer Ritter trotzdem eine Waffe in die Hand nehmen will, kriegt sie einen Männernamen verpasst – und einen Vollhelm, denn schließlich ist die Offenbarung ihres Geschlechts schon Jeanne d’Arc schlecht bekommen. Mit „Feuer und Flamme dabei“zu sein mag mit Blick auf Jeanne d’Arc eine unglückliche Wortwahl sein, wahr ist sie aber allemal für die Ritter des Deutschen Ordens. Marco Tonak, Mittelalter-Rufname Raoul, erklärt, wie viel Engagement das Rittertum von jedem einzelnen Mitglied des Ordens verlangt. „Beim Schaukampf ist zum Beispiel alles einstudiert, das ist eine richtige Choreographie“, sagt der Anführer des Hüttenheimer Ordens. Beim Vollkontaktkampf allerdings kommt es wirklich auf das Können der Ritter an – zählen tun nämlich nur die spürbaren Treffer, und der Gegner muss entweder entwaffnet oder auf den Boden geworfen werden, um zu gewinnen.
Während die unbeteiligten Hüttenheimer ungläubig aus den Fenstern schauen, feiern die Ordensbrüder und –schwestern im Innenhof die lebendige Verbindung zum dunklen Zeitalter – mit Schwertern, Knappen und Chauvinismus.
„Beim Schaukampf ist
alles einstudiert, das ist eine richtige
Choreographie“
Ordensritter