Der Spitzkohl kommt unter die Haube
Die Kleingärtner im Duisburger Süden läuten in diesen Tagen mit Macht den Frühling ein. Die Radieschen sprießen bereits üppig. Die Blüte der Birnbäume ist schon wieder vorbei.
WANHEIM (kig) Das Brummen eines Rasenmähers hallt über die Kleingartenanlage Feierabend. Rappelnd wird eine Schubkarre durch die schmalen Gassen an den Gärten vorbei geschoben. Ein freundlicher Gruß hier, ein nettes Nicken dort. In der zweitgrößten Anlage im Duisburger Süden mit 87 Parzellen ist die Winterstarre beendet.
Vor rund zwei Wochen hat Kleingärtnerin Inge Wagner Radieschen und Möhren ins Hochbeet gesetzt. Während Letztere sich noch etwas zieren und erst als winzig-kleine Sprösslinge zu sehen sind, wachsen
Inge Wagner die Radieschen bereits in Rekordzeit. „Die wachsen immer sehr schnell. Außerdem überleben sie auch Frost, falls er nochmal kommen sollte“, erklärt Inge Wagner.
Nur die gefiederten Gartengäste könnten den kleinen Pflänzchen zum Verhängnis werden. Die Vögel im Süden sind nämlich wahre Feinschmecker. „Sie picken die jungen Pflanzen aus dem Boden. Wenn man Bohnen einpflanzt, holen sie diese sogar aus der Erde heraus“, so Wagner. Um den Vögeln den Appetit zu verderben, hat sie vorgesorgt. Die bunten Windräder auf den Hochbeeten sind nämlich keine Dekoration, sie sollen Schleckerschnäbel vertreiben – ganz so wie die zwei großen schwarzen Plastikraben.
Diesen Schutz brauchen auch Zwiebeln und Erdbeeren ein Stück weiter. Während die Gärtnerin die Zwiebeln als kleine Samen kaufen und zu Beginn des Jahres einpflanzen muss, kann sie die Erdbeeren aus dem eigenen Bestand nachzüchten. „Aus den Erdbeeren wachsen Triebe heraus, die dann wiederum in den Boden wachsen und selbst eine neue Pflanze bilden“, sagt Jörg Wagner, erster Vorsitzen- der des Kleingartenvereins. Diese sammelt das Gärtnerehepaar ein und säht sie alle zwei bis drei Jahre wieder aus, denn so lange halten sich Erdbeerpflanzen. „Außerdem lassen wir die Pflanzen im Winter stehen. Die Blätter werden dann zwar braun, aber im Frühjahr kommen sie erneut“, ergänzt Inge Wagner. Bei genauem Hingucken sind sogar schon die ersten Vorboten für kleine Erdbeeren zu erkennen.
Doch nicht nur in den Hochbeeten, die seit der Bodensanierung im Jahr 2013 Vorschrift sind, sprießt es – auch in den Beeten drumherum hält der Frühling Einzug. Auf dem Boden dürfen Blumen und Obstbäume wachsen, alle Nutzpflanzen, die direkt aus der Erde gegessen werden, kommen ins Hochbeet.
Das Ehepaar Wagner hat neben Hyazinthen, Narzissen und Phlox auch mehrere Obstbäume nebeneinander stehen. „Der März war so schön, dass die japanische NashiBirne schon verblüht ist“, erklärt Inge Wagner. Ein wahres Blütenmeer hingegen hängt noch an den Apfelbäumen. „Mit viel Glück wird aus jeder Blüte auch ein Apfel“, freut
„Radieschen überleben
auch Frost, falls er noch mal kommen sollte“
Kleingärtnerin Während die Pflänzchen im Beet einen Frosteinbruch überstehen könnten, haben es die Apfel
bäume schwieriger.
sich Jörg Wagner, „aber gerade bei kleinen Bäumen wäre das nicht gut. Je mehr Äpfel, desto kleiner werden sie nämlich auch.“
Der Baum braucht viel Energie, um ausgewachsene Äpfel zu produzieren. Sind es zu viele, schafft er es nicht.
Während die Pflänzchen im Beet einen erneuten Frosteinbruch überstehen könnten, haben es die Apfelbäume schon schwieriger. Bei Minusgraden würden ihre Blüten einfach erfrieren. „Man könnte früh morgens oder sehr spät abends eine Schicht Wasser auf den Baum spritzen. Die dünne Eisschicht, die dann ansteht, schützt den Baum“, gibt Jörg Wagner den Tipp.
Einen anderen Schutz hat GartenNachbar Wolfgang Mierwald. Auf seinem Hochbeet stehen Plastikhütchen. Die kegelförmigen MiniGewächshäuser geben dem Spitzkohl eine Starthilfe. Sie sammeln und speichern die Sonnenwärme und lassen den Kohl dadurch die kühlen Nächte überstehen.
So genießt jedes Pflänzchen den Frühling eben auf seine ganz eigene Weise: ob nun unter der Kuppel oder umringt von bunten Windrädern.