Probleme Hochemmerichs nicht gelöst
Im Krupp-Saal des Lene-Reklat-Hauses ging es in einer Podiumsdiskussion um den Zustand von Hochemmerich. Den bedauern viele, Lösungen gibt es dagegen kaum.
HOCHEMMERICH Als es im Dezember des vergangenen Jahres in einem Eckhaus an der Annastraße gebrannt hat, wurde die stadtweite Aufmerksamkeit für eine Weile auf diese Straße in Hochemmerich gerichtet. Plötzlich wurde vielen bewusst, was alteingesessene Rheinhauser schon lange wissen: Vermüllung und Problemhäuser gibt es auch mitten im Stadtzentrum. Die Annastraße ist in Sachen Negativbeispiel ziemlich weit vorne.
Mit Bürgern und Fachleuten aus Rheinhausen wollte der SPD-Ortsverein Rheinhausen-Mitte bei der Veranstaltung „Quo vadis Innenstadt Rheinhausen?“über die Missstände diskutieren. Dazu waren rund 50 Menschen in den KruppSaal des Lene-Reklat-Seniorenzentrums an der Friedrich-Ebert-Straße gekommen. „Wir haben den Stein der Weisen auch nicht“, sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dirk Smaczny gleich zur Begrü- ßung. Damit wolle er verhindern, dass die Bürger sagen, dass die Politik zu einer Veranstaltung einlade und dann doch nichts passiere. Vielmehr wolle man gemeinsam mit den Bürgern Probleme zusammen- tragen und mögliche Lösungen diskutieren. Dazu saßen auf dem Podium Walter Busch, SPD-Initiator der Veranstaltung, Werbering-Chef Karsten Vüllings und Volker Seemann, Vorstandsvorsitzender des Bauvereins Rheinhausen. Busch, der in Hochemmerich geboren und aufgewachsen ist, nannte die Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren „eine einzige Katastrophe“. Der Problembereich Anna- und Bertastraße ziehe sich mit Leerständen und Dreck immer weiter in Richtung Fußgängerzone. Er forderte mehr Ordnungskräfte, Möglichkeiten verkommene Immobilien instandzusetzen – ähnlich wie In den Peschen in Bergheim – und eine bessere Einbindung der Zuwanderer durch Kultur und Bildung.
In Sachen Geschäftsleerstand verwies Karsten Vüllings auf das geänderte Einkaufsverhalten. „Der Einzelhandel, wie wir ihn kennen, ist ein Auslaufmodell.“Mittelfristig glaubt er, dass er sich auf die reine Nahversorgung konzentrieren werde. In den vergangenen Jahren seien in Rheinhausen an die 40 Fachgeschäfte verloren gegangen. Das habe entweder wirtschaftliche Gründe gehabt oder dass die Inhaber im Rentenalter keinen Nachfolger gefunden hätten.
Auch Volker Seemann sieht die goldenen Zeiten vorbei. In den 1980er-Jahren seien die Mietpreise in der Fußgängerzone noch vergleichsweise hoch gewesen. Davon profitierte auch der Bauverein mit seinen 22 zu mietenden Ladenlokalen. Inzwischen sei das anders. Dennoch gebe es aber auch heute nur unter zehn Prozent Leerstand. Auch die Bürger trieb dieser Leerstand in Hochemmerich um, aber auch und gerade Sauberkeit und die Integration der vielen Zuwanderer brannte vielen unter den Nägeln. Gemeinsam war allen, dass sie den Niedergang ihrer Heimat sehr bedauern...
„Der Einzelhandel, wie wir ihn kennen,
ist ein Auslaufmodell“
Karsten Vüllings
Vorsitzender des Werberings