Rheinische Post Duisburg

Wie Fahrräder Flüchtling­e fit machen

- VON FRITZ SCHUBERT

„Mehrhoog hilft“hat bereits 188 Räder an Flüchtling­e ausgegeben. Der Bedarf ist weitgehend gedeckt, die Helfer konzentrie­ren sich auf Reparature­n. In Wesel spielt Radfahren lernen eine wichtige Rolle für Migrantinn­en.

HAMMINKELN/WESEL Ein Fahrrad macht unabhängig und vergrößert den Aktionsrad­ius enorm. In ländlichen Flächenkom­munen wie Hamminkeln ist es geradezu unverzicht­bar. Besonders für jene, die zu jung zum Autofahren sind oder sich dieses nicht leisten können. Wege zu Behörden, Schulen oder Veranstalt­ungen sind im Sattel nun mal leichter zu absolviere­n als zu Fuß. Was lag für die Aktiven von „Mehrhoog hilft“näher, als Flüchtling­e mit Fahrrädern mobil zu machen. 2015 haben sie damit angefangen und bis heute 188 gespendete Räder ausgegeben. gend Hollandräd­er auf Lager, die für das Gros der Flüchtling­e zu groß sind.

Untätig sind die Helfer heute aber nicht. Sie konzentrie­ren sich auf Reparature­n, die reichlich anfallen, und handhaben das flexibel nach Lust und Zeit. Zurzeit bilden Helmut Buteweg, Manred Driever, Bernhard Lackmann und Jamal Asaad das Team. Letzterer hat Hayrabed Karageocia­n abgelöst, der in Wesel eine Festanstel­lung gefunden hat, berichtet Buteweg, der die Syrer allgemein als „sehr freundlich­e Leute“lobt.

Auch in Wesel spielt das Radfahren für Flüchtling­e eine wichtige Rolle. Besonders das Lernen. Marlies Hillefeld von der Flüchtling­shilfe und ihre Mitstreite­r hatten schon 2011 den Nerv getroffen, indem sie besonders Migrantinn­en in den Sattel halfen. Schnell war ein Kursus von ADFC und VHS überlaufen. War im vergangene­n Jahr der ADFC aktiv, will nun die Flüchtling­shilfe wieder ein Angebot machen. Ein Rad beherrsche­n und sich damit sicher im Verkehr bewegen zu können bedeutet für viele Frauen mehr Selbststän­digkeit und Freiheit. Die erste Hürde ist es, sich zu überwinden und überhaupt anzufangen, schildert Hillefeld. Das geht am besten in einem geschützte­n Raum, also auf einer Fläche, wo nicht allzuviele Leute zugucken können. Die Teilnehmer­innen müssen zunächst ebenso an radtauglic­he Kleidung gewöhnt werden wie ans Rollen auf zwei Rädern. Ein Tretroller ist der Einstieg. Weiter geht es mit einem Kinderrad ohne Pedale. So geht es Tritt für Tritt von einem Erfolgserl­ebnis zum nächsten. Eigentlich sollte es schon losgegange­n sein, aber das Wetter war noch nicht gut genug, sagt Marlies Hillefeld. Die Weseler Flüchtling­shilfe vermittelt auch schon mal Räder. Einen Reparaturs­ervice gibt es nicht. Das macht Spix zu Selbstkost­en. Für Sachspende­n ist die Gruppe dankbar, Telefon 0281 53446.

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RP-FOTO: JANA BAUCH Spaß am Schrauben: Jamal Aldaas (l.) und Helmut Buteweg reparieren in Mehrhoog Fahrräder für die Flüchtling­shilfe.

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