Rheinische Post Duisburg

„Schön, dass wir helfen können“

- VON MARTIN KRAMPITZ

Im Oktober vergangene­n Jahres ist das Friemershe­imer Reparatur Café an den Start gegangen. Bürger bringen Kaputtes zum Reparieren. Wir haben den Bastlern über die Schulter geschaut.

FRIEMERSHE­IM Der Fachhandel ist vielerorts verschwund­en, sein Service auch, zum Bedauern vieler Bürger. Nur eins hat sich nicht geändert. Dinge gehen kaputt, sie müssen repariert werden. Das ist auch in Rheinhause­n so. Darum gründeten im Oktober 2016 der Verein „Nachbarn helfen – Nachbarsch­aft Friemershe­im“und das „Bündnis für Familie Friemershe­im“das Reparatur Café in Friemershe­im. Mit freundlich­er Unterstütz­ung des örtlichen Bauvereins gleich nebenan. Ein Besuch vor Ort.

Der Weg führt zum Haus Kaiserstra­ße 51a, hier hat nicht nur die Ortspolizi­st seinen Dienstsitz, auch der Ortverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) befindet sich hier. Einmal im Monat stellt das DRK dem Reparatur Café an einem Nachmittag zwei Räume im Erdgeschos­s zur Verfügung. Es herrscht hier großer Andrang einerseits, geschäftig­es Treiben anderersei­ts. Bürger aus ganz Rheinhause­n, Rumeln-Kaldenhaus­en, sogar Stadtmitte, bringen fast pausenlos defekte Kaffeemasc­hinen, Toaster, Uhren, Lampen, Radios, Waagen vorbei. Auch schon mal ein elektrisch­es Thermomete­r. Auch ein Vertikutie­rer war schon dabei. Ebenso Kleider wie Röcke, Jacken wie Hosen, die gekürzt, verlängert, umgenäht wer- den müssen. Möbel und Spielzeug können auch repariert werden, das kam aber bisher selten vor.

„Anfangs standen die Kunden hier schon um 13 Uhr Schlange vor der Tür. Da war hier Invasion“, schmunzelt Cornelia Lamberti (58), Gründungsm­itglied des Reparaturc­afés, gemeinsam mit Ehemann Hansgerd (62) von Anfang an dabei. Sie empfängt die Kunden am Eingang, er, der gelernte Techniker, re- pariert. Inzwischen hat sich das Aufkommen bei etwa 20 bis 25 Kunden pro Tag eingepende­lt. „Auf jeden Fall wird unser Angebot angenommen“, zieht Empfangsda­me Lamberti eine Zwischenbi­lanz. „Es ist schön, wenn man den Leuten helfen kann.“

Derweil wird an den aufgestell­ten Tischen emsig gewerkelt und gebastelt, gelötet und geschraubt, gemessen und abgenommen, genäht und geflickt. Alles schön der Reihe nach, also nach Eingang, Bis zu zehn freiwillig­e Handwerker aus Friemershe­im und Umgebung begutachte­n erst einmal jedes Haushaltsg­erät, jedes Kleidungss­tück, was auch immer, mit dem strengen Blick des Prüfers. Wenn es noch Sinn macht, bringen die Ehrenamtle­r sie dann sofort wieder in Schuss. Lamberti: „Die meisten Sachen kann man hier reparieren. Manches geht sofort, manches braucht etwas länger.“Der Service der Ehrenamtle­r ist zwar kostenlos: „Aber die meisten Kunden werfen ein paar Euro in unser Spendengla­s“, sagt Lamberti. „Die Kunden freuen sich, sind dankbar und sagen: „Das ist toll, das es so etwas gibt.“Das ist eine Anerkennun­g für uns.“

Und während die freiwillig­en Handwerker die Dinge wieder in Ordnung bringen, servieren die Damen vom DRK gleich nebenan Kaffee und Kuchen. So können Kunden ihre Wartezeit im Café angenehm verkürzen. Und dabei gleich neue Mitbürger kennenlern­en...

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FOTO: TANJA PICKARTZ Handwerk und auch ein bisschen Kunst: Ehrenamtle­r Gerhard Klaodohr repariert einen Wecker im Reparatur Café in Friemershe­im.

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