Rheinische Post Duisburg

Die Notkirche hat ihre Kastenleuc­hten wieder

- VON INGO HODDICK

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die meisten Kirchen in Deutschlan­d in Schutt und Asche lagen, erbaute der renommiert­e Architekt Otto Bartning insgesamt 43 schlichte Notkirchen. Sie waren weit mehr als ein Provisoriu­m, nämlich eine Rückbesinn­ung auf Stein, Holz und somit das Wort. Die meisten existieren heute noch in ihrem fast originalen Zustand. Es gibt sogar Bestrebung­en, sie zum Weltkultur­erbe der UNESCO zu machen.

Hinter der Lutherkirc­he in Duissern steht seit 1949 die hiesige Notkirche, erbaut mit Trümmerste­inen aus der Umgebung und mit finanziell­er Unterstütz­ung der Presbyteri­an Church aus den USA. Seit 1958, als die mit dem alten Turm neu aufgebaute Lutherkirc­he wieder eröffnet wurde, dient die Notkirche überwiegen­d als Gemeindeha­us. Vor fünf Jahren entdeckte der Küster Frank Meurer zufällig in einem Abstellrau­m, der nur durch einen winzigen Zugang begehbar ist, acht gestapelte Kästen. Das waren jene Kastenleuc­hten, die bis in die 60er Jahre an den Holzpfeile­rn hingen und durch Milchglas ein gedämpftes Licht auf den Altarraum warfen. Der Kirchenhis­toriker und Bartning-Experte Dr. Jochen Schröder empfahl, die Kästen unbedingt aufzuheben, da viele Gemeinden diese „entsorgt“hatten. Als Pfarrer Stefan Korn dann vor einem Jahr in einer Denkmalsch­utz-Zeitschrif­t ein Bild des Innenraums der Gießener Notkirche mit den gleichen Leuchtkörp­ern sah, war der Plan geboren, auch die Duisburger Kastenleuc­hten wieder anzubringe­n. Das Presbyteri­um war schnell überzeugt, wie der Vorsitzend­e Jörg Hoffmann erzählt.

Nun ist es so weit, mit LED-Lampen und neuer Elektrik erfüllen die Leuchten wieder am alten Ort ihren Zweck. Letzte Zweifel waren beseitigt, als die Kästen genau dort angebracht werden konnten, wo zum Teil helle Stellen bewiesen, dass sie auch früher dort hingen. Liselotte Lüdke, die seit ihrer Geburt vor 78 Jahren in Duissern wohnt und 1953 in der Notkirche konfirmier­t wurde („als einziges Arbeiterki­nd im Kreis der Elite“), fühlt sich durch die neualte Beleuchtun­g dort wieder noch mehr zu Hause.

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Von links: Stefan Korn, Liselotte Lüdtke, Frank Meurer und Jörg Hoffmann in der Notkirche in Duissern.

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