Rheinische Post Duisburg

Liebe auf den ersten Ton

- VON JONAS SCHLÖMER

Organistin Mechthild Dühr feiert ein doppeltes Jubiläum: Seit 40 Jahren spielt sie für die Kirche, 25 davon in Wedau. Mit fünf Jahren stand ihr Berufswuns­ch fest.

WEDAU Als sie die große Orgel in der Ruhrorter Kirche zum ersten Mal hörte, war es Liebe auf den ersten Ton, und die damals fünfjährig­e Mechthild Dühr fasste einen Entschluss: „Ich werde Organistin.“Mit elf Jahren gab es den ersten Klavierunt­erricht, mit 13 ging es an die Orgel, das Kirchenmus­ikstudium nach der Schule war die logische Konsequenz. Die Ruhrorter Kirche und ihre Orgel sind längst nicht mehr da, doch die Liebe zur Königin der Instrument­e besteht nach wie vor.

„Es tut ab und zu einfach gut, in der leeren Kirche zu sitzen

und zu spielen“

Mechthild Dühr

Organistin

Auch nach 40 Jahren im Dienst der Kirche, davon 25 in der Kirche am See in Wedau, übe sie immer noch gerne, sagt Dühr. „Es tut ab und zu einfach gut, in der leeren Kirche zu sitzen und zu spielen.“

Am morgigen Sonntag, 14. Mai, wird das Doppeljubi­läum von Mechthild Dühr gefeiert – erst mit einem Festgottes­dienst in der Kirche am See, dann mit einem Imbiss im Gemeindeha­us, der womöglich auch zur ausgewachs­enen Feier werden könnte. „Man verrät mir aber nichts“, schmunzelt Dühr.

So oder so sind die Jubiläen Grund genug, einen Blick auf die vergangene­n 40 Jahre zu werfen. „Angefangen habe ich in Neudorf- Ost, nur als Organistin“, erinnert sich Mechthild Dühr. Die erste volle Stelle als Kirchenmus­ikerin gab es in Heiligenha­us. Zwischen der Stadt im Niederberg­ischen und Duisburg pendelte Dühr fünf Jahre lang – der Liebe wegen. „Irgendwann ging es dann aber nicht mehr, das Hin und Her war einfach zu anstrengen­d.“

Zufällig suchte die Gemeinde am See aber gerade eine neue Kirchenmus­ikerin – und bis heute ist Mechthild Dühr froh, die Stelle im Januar 1992 bekommen zu haben. „Wenn nichts dazwischen kommt, möchte ich bis zum Ruhestand hier bleiben. Die Zusammenar­beit mit dem Pfarrerehe­paar Sawatzki ist super, und die Gemeinde ist sehr offen.“

Mit der Gemeinde hat die Kirchenmus­ikerin vor allem in ihrer Chorarbeit zu tun. „Zu Beginn meiner Laufbahn war ich sehr auf Orgel und Klavier fixiert, aber mittlerwei­le machen mir Singen und Chorleitun­g genauso viel Spaß“, erklärt Dühr.

Genug Möglichkei­ten, dieser Leidenscha­ft zu frönen, hat die Duisburger­in jedenfalls: Gleich vier Ensembles treffen sich regelmäßig. Neben dem großen Gospelchor, den zwei Kinderchör­en und dem Kindergart­enchor betreut Mechthild Dühr gelegentli­ch auch die Singgruppe der Frauenhilf­e und zur besinnlich­en Zeit des Jahres einen Weihnachts­chor. „Das ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn beim Konzert der Funke zwischen dem Chor und mir überspring­t und man sich selbst loslassen kann. Das ist eine Kraft, die einen trägt.“

Genauso sei das auch im Zusammensp­iel mit anderen Musikern, zum Beispiel mit einer Oboistin der Duisburger Philharmon­iker, die auch Gemeindemi­tglied ist. Ab und zu werde sie auf kirchenunt­ypische Instrument­alisten aufmerksam, einen Saxophonis­ten zum Beispiel. „Mit dem habe ich Gründonner­stag Klezmermus­ik gespielt, das hat wunderbar gepasst.“

Auch nach 40 Jahren kann sie sich keinen anderen Beruf vorstellen, so Dühr. Also alles perfekt? „Nicht ganz“, gibt sie schmunzeln­d zu. In vier Dekaden habe sie immer noch kein Rezept für die Lösung eines großen Problems der Kirchenmus­ik entwickeln können: „Wie bringt man Männer zum Singen?“

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FOTO: UDO MILBRET Die Orgel ist Mechthild Dührs Leben. Sie ist bis heue froh, die Stelle in der Gemeinde im Januar 1992 bekommen zu haben.
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FOTO: DIRK SAWATZKI Seit 25 Jahren spielt Mechthild Dühr auf der Orgel in der Kirche Am See.

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