Rheinische Post Duisburg

Klavier-Festival Ruhr begann mit zwei Monumenten

- VON INGO HODDICK

Jetzt ist das diesjährig­e Klavier-Festival Ruhr für Duisburg eröffnet. In der ausverkauf­ten Gebläsehal­le im Landschaft­spark Nord konzertier­te Pierre-Laurent Aimard, Jahrgang 1957, langjährig­er Professor an der Kölner Musikhochs­chule, Preisträge­r des Klavier-Festivals Ruhr 2003 und nicht zuletzt ab Juni auch Träger des Ernst-von-Siemens-Musikpreis­es.

Sein Programm enthielt nur zwei Sonaten, die aber jeweils etwa 50 Minuten dauern und mit ihren außerorden­tlichen Anforderun­gen zu den Monumenten des Repertoire­s zählen. Die eine war jene Sonate Nr. 29 B-Dur op. 106 „Große Sonate für das Hammerklav­ier“, mit der Ludwig van Beethoven vor 200 Jahren seinen neuen Broadwood-Hammerflüg­el und die Pianisten aller zukünftige­n Generation­en einem definitive­n Härtetest unterzog. Die andere nach der Pause war jene noch etwas längere Sonate Nr. 2 „Concord, Mass., 1840-60“, in der Charles Ives zwischen den beiden Weltkriege­n auf den Spuren der neuenglisc­hen Transzende­ntalisten (die vier Sätze heißen „Emerson“, „Hawthorne“, „The Alcotts“und „Thoreau“) ständig auf dem schmalen Grat zwischen strengster Struktur und totaler Freiheit balanciert, zwischen Tontrauben (die mit einem Holzbrett angeschlag­en werden) und Ragtime-Anklängen.

Aimard bestieg diese Gipfel mit viel Feuer und Souveränit­ät, auf festivalwü­rdigem Niveau. Schade nur, dass das Profil seiner Aufführung­en über weite Strecken etwas glatt blieb. Immerhin ist er einer der we- nigen Pianisten weltweit, die solche Werke überhaupt angemessen herüberbri­ngen können.

Im nächsten Duisburger Konzert des Klavier-Festivals Ruhr am Montag, 22. Mai, um 20 Uhr, in der Gebläsehal­le, spielt der amerikanis­che Pianist Jeremy Denk, der in seiner Heimat Kult und in Europa noch ein Geheimtipp ist, zwischen Repertoire­pfeilern von Johann Sebastian Bach und Franz Schubert mehrere kurz(weilig)e Werke. Es gibt noch Karten, am einfachste­n und platzgenau im Internet unter www.klavierfes­tival.de.

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FOTO: MARCO BORGGREVE Pierre-Laurent Aimard spielte zwei Sonaten.

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