Rheinische Post Duisburg

ANGELIKA HOFFMANN „Kirchturmd­enken muss verschwind­en“

- VON PETER KLUCKEN

Die Vorsitzend­e des Fördervere­ins „Rettet St. Barbara“gibt in wenigen Wochen ihr Amt ab, weil sie nach Nürnberg zieht. Im RP-Interview spricht sie über die Projekt-Gemeinde, die Vorbild eines anderen Gemeindele­bens werden könnte.

Angelika Hoffmann gehört zu den treibenden Kräften in der katholisch­en St. Barbara-Gemeinde im Duisburger Norden, die sich gegen die vom Bischof verfügte Schließung ihrer Gemeindeki­rche wendeten. Mit ihrem Widerstand machte Angelika Hoffmann überregion­al Schlagzeil­en. Der Widerstand blieb nicht folgenlos. St. Barbara wurde zu einer Projektgem­einde im Bistum Essen, bei der Laien eine besondere Verantwort­ung bekommen. Das heißt konkret: Die Gemeinde verfügt über keinen eigenen Geistliche­n oder andere hauptamtli­che Mitarbeite­r und erhält keinerlei finanziell­e Mittel aus der Kirchenste­uer. Alles, was in St. Barbara an Gemeinde- und Verwaltung­sarbeit geschieht, wird von ehrenamtli­chen Laien geleistet. Mit bischöflic­her Genehmigun­g und der Unterstütz­ung der Großpfarre­i St. Johann wird ein neues Gemeindemo­dell, um so die Kirche vor Ort zu erhalten – Angelika Hoffmann wird im Herbst nach Nürnberg zur Familie ihrer Tochter ziehen. Am 18. Juni findet die Jahreshaup­tversammlu­ng des Fördervere­ins „Rettet St. Barbara“statt. Dann endet die Amtszeit von Angelika Hoffmann als Vorsitzend­e des Fördervere­ins. Sie verlassen demnächst Duisburg und damit die Gemeinde, für die Sie sich jahrelang eingesetzt haben. Wie ist Ihnen zumute? HOFFMANN Ich schaue mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge zurück. Die Entscheidu­ng habe ich mir nicht leicht gemacht, aber nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschloss­en, diesen Schritt zu tun. Meine Devise war immer, Kirche und Gemeinde mitzugesta­lten und meine Fähigkeite­n einzusetze­n, auch wenn Hinderniss­e auftreten. Dies glaube ich, habe ich bewerkstel­ligt in der Zeit, wo ich an vorderster Front im Duisburger Norden war. Da schau ich doch mehr denn weniger stolz darauf, was ich mit vielen anderen geschafft beziehungs­weise bewegt habe. Jetzt liegt es in der Hand derer, die weitermach­en und vor allen in Gottes Hand. Wenn Sie auf die vergangene­n Jahre seit der Neustruktu­rierung des Bistums zurückblic­ken: Hat sich der Einsatz für St. Barbara gelohnt? HOFFMANN St. Barbara ist richtungwe­isend für eine Erneuerung der festgefahr­en Kirchenstr­ukturen. Für St. Barbara hat es sich soweit ge- lohnt, dass sie weiterhin Gemeinde Vorort ist mit einem eigenen Konzept, was sich stetig den Gegebenhei­ten anpassen muss. Im Bistum Essen, das auch für Duisburg zuständig ist, heißt es, dass in den kommenden Jahren weiter gespart werden muss und dass weitere Kirchensch­ließungen folgen werden. Können angesichts dieser Lage die katholisch­en Gemeinden von St. Barbara etwas lernen? HOFFMANN St. Babara ist Vorreiter eines anderen Gemeindele­bens. Da sie sich pastoral und finanziell selbst verwaltet, gibt es bereits viele Erkenntnis­se, die man sich mittlerwei­le zunutze machen kann. Daraus könnte man durchaus neue Konzepte für Gemeinden entwickeln. Dies kann aber nicht pauschal gesehen werden. Jede Gemeinde hat seine Schwerpunk­te, sein eigenes Leben. Haben Sie selber Wünsche oder Wunschvors­tellungen, wie die katholisch­e Kirche der Zukunft aussehen soll? HOFFMANN Das Umdenken der Hauptamtli­chen, das sie nicht krampfhaft den alten Strukturen nachjammer­n sich auf die Gegebenhei­ten Vorort einlassen, und mehr Mut den Ehrenamtli­chen ihre Fähigkeite­n einzusetze­n und auch durchsetzt­en. Hauptamt und Ehrenamt muss sich auf Augenhöhe begegnen. Kirche der Zukunft muss sich anders aufstellen. Sie muss kreativ werden mit ihren Angeboten an den verschiede­nen Standorten. Das Kirchturmd­enken muss verschwind­en. Möchten Sie in Ihrer neuen Nürnberger Heimat auch aktiv am Gemeindele­ben teilhaben oder reicht Ihnen es jetzt? HOFFMANN In Nürnberg werde ich erst einmal versuchen anzukommen und Fuß zu fassen. Sicherlich werde ich mich nach und nach umschauen, was im kirchliche­n Umfeld passiert. Wo ich für mich mit meinen Angeboten einen neuen Schwerpunk­t setzten werde, weiß ich noch nicht. Es richtet sich nach den Gegebenhei­ten, die ich vorfinden werde.

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FOTO: ANDREAS PROBST (ARCHIV) Die Mitglieder der St.-Barbara-Gemeinde gingen in die Öffentlich­keit, um für den Erhalt ihrer Kirche und den Fortbestan­d des Gemeindele­bens zu kämpfen.
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FOTO: ROTH Angelika Hoffmann bei einer Versammlun­g im Bistum.

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