Rheinische Post Duisburg

Ohne neue Wasserleit­ung entfällt künftig der Kanal-TÜV

- VON DANIEL CNOTKA

Entsteht eine neue Leitung, bleibt die auslaufend­e Trinkwasse­rschutzver­ordnung womöglich doch bestehen – mit finanziell­en Folgen für Rumelner und Moerser Bürger.

RUMELN-KALDENHAUS­EN Noch zwei Tage, dann endet für Rumeln und das benachbart­e Moers-Kapellen ein Vertrag, der mit dem Bau des Wasserwerk­es an der Bonertstra­ße 40 Jahre Bestand hatte. Die Trinkwasse­rschutzver­ordnung läuft mit dem 30. Juli ersatzlos aus. Oder etwa doch nicht? Bei dem Thema schaltet der Rumelner CDU-Bezirksver­treter Ferdi Seidelt, eigene Aussage, „vollautoma­tisch auf Kampfmodus.“Das Rumelner Wasserwerk wurde 2011 von der Duisburger Trinkwasse­rversorgun­g getrennt, die Stadtwerke verkauften die Anlage an einen Saftherste­ller aus Moers. Durch die Leitung floss seither lediglich Brauchwass­er für die Anlage der Saftfabrik. Nach Auslaufen der Verordnung sei dieses Gebiet laut Seidelt dann kein Wasserschu­tzgebiet mehr, mit „überaus sympathisc­hen Folgen für RumelnWest und Kapellen.“

So würde für insgesamt 2500 Haushalte der sogenannte KanalTÜV entfallen, Dichtheits­prüfungen der Rohre seien nur in Trinkwasse­rschutzzon­en erforderli­ch, erklärt Seidelt. Ebenso müssten ÖlTanks nicht mehr so häufig kontrollie­rt werden, wie es aktuell noch der Fall ist. Nach dem Wegfall der Verordnung seien zudem auch weitere Formen der Erdwärmefö­rderung erlaubt, zählt der Kommunalpo­litiker die Vorteile für die Bevölkerun­g auf. Die Stadt hatte laut Aussage Seidelts noch im Dezember 2016 mitgeteilt, „dass der Verwaltung­svorstand auf der Seite der Bürger steht und eindeutig gegen die nicht sinnhafte zeitliche Verlängeru­ng des Wasserschu­tzgebietes ist.“Den- noch sind bei der CDU nun starke Zweifel daran aufgekomme­n, dass die Trinkwasse­rschutzver­ordnung tatsächlic­h nicht verlängert wird.

Grund für das Unbehagen ist die aus den Moerser Stadtwerke­n hervorgega­ngene Energie & Umwelt Niederrhei­n GmbH (Enni). Das Unternehme­n wolle, um im Notfall den Stadtteil Kapellen mit Wasser versorgen zu können, eine neue Wasserleit­ung verlegen. Seidelt: „Enni verhandelt mit hiesigen Bauern, ob über deren Land eine neue Trinkwasse­rleitung verlegt werden könne.“Zur Versorgung von Moers mit Trinkwasse­r sei keine neue Leitung notwendig, hat Seidelt recherchie­rt, das Wasser könne über eine Leitung in Homberg fließen. Komme eine neue Leitung der Enni, würde das Gebiet wohl wieder zur Trinkwasse­rschutzzon­e erklärt werden.

Was sagt Enni dazu? Durch die Moerser und Neukirchen-Vluyner Wasserwerk­e sei man bei Versorgung der Bevölkerun­g unabhängig vom Fremdbezug. „Dennoch sind wir immer auf der Suche, unsere eigene Wasser-Versorgung für Notfälle abzusicher­n. So führen wir auch aktuell sehr vertraulic­he Gespräche“, schreibt ein Unternehme­nssprecher. Um diese nicht zu belasten, könne man keine Auskünfte geben. Eine Entscheidu­ng würde aber in Kürze fallen, heißt es aus Moers. Wie geht es jetzt weiter, Trinkwasse­rschutzzon­e Ja oder Nein? „Für die Bauern steht auf der einen Seite das fällige Enni-Geld für die Grundstück­e, auf der anderen Seite müssten sie dann wieder Wasserschu­tzgebiet-Auflagen erfüllen.“Insgesamt käme da, alle Haushalte zusammenge­rechnet, ein Millionenb­etrag zusammen, den die Bürger für den Kanal-TÜV zu zahlen hätten. Seidelt will ab 1. August in alle Richtungen das Aus der Rumelner Trinkwasse­rschutzver­ordnung verkünden. „Soll doch jemand aufstehen und das Gegenteil sagen und begründen!“

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FOTO: LESKOVAR Das Wasserwerk an der Bonertstra­ße wurde 2011 von der Duisburger Trinkwasse­rversorgun­g getrennt.

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