Ohne neue Wasserleitung entfällt künftig der Kanal-TÜV
Entsteht eine neue Leitung, bleibt die auslaufende Trinkwasserschutzverordnung womöglich doch bestehen – mit finanziellen Folgen für Rumelner und Moerser Bürger.
RUMELN-KALDENHAUSEN Noch zwei Tage, dann endet für Rumeln und das benachbarte Moers-Kapellen ein Vertrag, der mit dem Bau des Wasserwerkes an der Bonertstraße 40 Jahre Bestand hatte. Die Trinkwasserschutzverordnung läuft mit dem 30. Juli ersatzlos aus. Oder etwa doch nicht? Bei dem Thema schaltet der Rumelner CDU-Bezirksvertreter Ferdi Seidelt, eigene Aussage, „vollautomatisch auf Kampfmodus.“Das Rumelner Wasserwerk wurde 2011 von der Duisburger Trinkwasserversorgung getrennt, die Stadtwerke verkauften die Anlage an einen Safthersteller aus Moers. Durch die Leitung floss seither lediglich Brauchwasser für die Anlage der Saftfabrik. Nach Auslaufen der Verordnung sei dieses Gebiet laut Seidelt dann kein Wasserschutzgebiet mehr, mit „überaus sympathischen Folgen für RumelnWest und Kapellen.“
So würde für insgesamt 2500 Haushalte der sogenannte KanalTÜV entfallen, Dichtheitsprüfungen der Rohre seien nur in Trinkwasserschutzzonen erforderlich, erklärt Seidelt. Ebenso müssten ÖlTanks nicht mehr so häufig kontrolliert werden, wie es aktuell noch der Fall ist. Nach dem Wegfall der Verordnung seien zudem auch weitere Formen der Erdwärmeförderung erlaubt, zählt der Kommunalpolitiker die Vorteile für die Bevölkerung auf. Die Stadt hatte laut Aussage Seidelts noch im Dezember 2016 mitgeteilt, „dass der Verwaltungsvorstand auf der Seite der Bürger steht und eindeutig gegen die nicht sinnhafte zeitliche Verlängerung des Wasserschutzgebietes ist.“Den- noch sind bei der CDU nun starke Zweifel daran aufgekommen, dass die Trinkwasserschutzverordnung tatsächlich nicht verlängert wird.
Grund für das Unbehagen ist die aus den Moerser Stadtwerken hervorgegangene Energie & Umwelt Niederrhein GmbH (Enni). Das Unternehmen wolle, um im Notfall den Stadtteil Kapellen mit Wasser versorgen zu können, eine neue Wasserleitung verlegen. Seidelt: „Enni verhandelt mit hiesigen Bauern, ob über deren Land eine neue Trinkwasserleitung verlegt werden könne.“Zur Versorgung von Moers mit Trinkwasser sei keine neue Leitung notwendig, hat Seidelt recherchiert, das Wasser könne über eine Leitung in Homberg fließen. Komme eine neue Leitung der Enni, würde das Gebiet wohl wieder zur Trinkwasserschutzzone erklärt werden.
Was sagt Enni dazu? Durch die Moerser und Neukirchen-Vluyner Wasserwerke sei man bei Versorgung der Bevölkerung unabhängig vom Fremdbezug. „Dennoch sind wir immer auf der Suche, unsere eigene Wasser-Versorgung für Notfälle abzusichern. So führen wir auch aktuell sehr vertrauliche Gespräche“, schreibt ein Unternehmenssprecher. Um diese nicht zu belasten, könne man keine Auskünfte geben. Eine Entscheidung würde aber in Kürze fallen, heißt es aus Moers. Wie geht es jetzt weiter, Trinkwasserschutzzone Ja oder Nein? „Für die Bauern steht auf der einen Seite das fällige Enni-Geld für die Grundstücke, auf der anderen Seite müssten sie dann wieder Wasserschutzgebiet-Auflagen erfüllen.“Insgesamt käme da, alle Haushalte zusammengerechnet, ein Millionenbetrag zusammen, den die Bürger für den Kanal-TÜV zu zahlen hätten. Seidelt will ab 1. August in alle Richtungen das Aus der Rumelner Trinkwasserschutzverordnung verkünden. „Soll doch jemand aufstehen und das Gegenteil sagen und begründen!“