Rheinische Post Duisburg

Auf der Suche nach der blauen Rose

- VON MONIQUE DE CLEUR

Werner Ruland könnte Rosengesch­ichte schreiben: als weltweit erster Züchter, der eine blaue Rose wachsen lässt. Für seine Neuzüchtun­g „Blue Sky“hat er schon einen Preis bekommen.

RAHM „Die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken“, schrieb schon Novalis. Seit der Romantik gilt die blaue Blume als das Symbol der Sehnsucht schlechthi­n. Eine Sehnsucht, die dabei ist, sich zu erfüllen: In 150 Jahren moderner Rosenzucht ist es noch nie gelungen, der Königin der Blumen eine blaue Krone aufzusetze­n. Bis jetzt. Wird seine Blue Sky ihrem Namen gerecht, wird Werner Ruland Rosengesch­ichte schreiben: als erster Züchter, dem das Unmögliche gelungen ist.

Dafür aber muss die Blue Sky noch blauer werden. An diesem Morgen jedenfalls hüllt sie sich in ein lila Kleid, von Blau ist nur ein Hauch zu erahnen. „Kalte Nächte“, sagt Werner Ruland. Doch selbst so, das Blau ramponiert von der kalten Nacht, ist die Blue Sky eine Rarität. Denn: „Pink gab’s schon immer, Lila nicht.“Blau gibt’s gar nicht. Bis jetzt.

„Blaue Rosen hat die Natur nicht vorgesehen“, sagt Ruland. In ihren Gen-Code ist Blau einfach nicht eingeschri­eben. Deshalb gibt es blaue Rosen bislang nur als Kreation aus dem Labor – ein Veilchen-Gen lässt auch Rosen erblauen. Oder aber ein billiger Trick hat nachgeholf­en: Weiße Rosen werden schon mal mit Tinte eingefärbt.

Ungleich komplizier­ter und länger, man ist versucht zu sagen: dorniger, ist der Weg, den Werner Ruland eingeschla­gen hat. Die Blue Sky wird auf herkömmlic­hem Weg gezüchtet; mit Bienchen, Blümchen und der rosentypis­chen Veredelung. Ihre Eltern sind Pink und Rot, in der Großeltern­generation findet sich auch Weiß. Und damit ist noch lange nicht Schluss. „Da stecken 30, 40 Kreuzungen hinter“, sagt Ruland. Er sagt auch: „Das ist nicht viel.“Für herkömmlic­he Rosenzücht­ung.

Und doch: Fast zehn Jahre Auslese stecken schon in der Blue Sky, 2008 hat die Züchtung ihre Wurzeln. Dass sie es überhaupt auf den Markt geschafft hat, macht sie schon zu einer Königin unter den Königinnen der Blumen: 30. 000 neue Züchtun- gen bringt Kordes und Tantau jedes Jahr hervor, das Unternehme­n, für das Rosen Ruland an der blauen Rose arbeitet. In die Blumengesc­häfte schaffen es davon zwei bis drei.

Die Blue Sky ist eine davon. Der Weg führt also in die richtige Richtung. Aber Werner Ruland weiß auch: Der Weg ist, nach fast zehn Jahren, noch lange nicht zu Ende. „Das ist der erste Schritt, der ver- wertbar ist, der vasentaugl­ich ist.“So nüchtern kann Sehnsucht klingen.

Denn die Sehnsucht nach der blauen Rose, sie treibt den Züchter natürlich an. „Vier, fünf Jahre“, schätzt er, dann wird die Blue Sky tatsächlic­h so blau wie der Himmel sein, den sie im Namen trägt. Und nicht mehr so lila wie das Blütenklei­d, hinter dem sie sich jetzt noch, fast schüchtern, versteckt.

Und dann? Schließlic­h ist es doch gerade das Wesen der Sehnsucht, dass sie sich niemals erfüllt. Das wird auch so bleiben. Selbst dann, wenn Werner Ruland in ein paar Jahren doch das ersehnte blaue Wunder blüht. Seine Träume zeichnet er schon jetzt in anderen Farben: „Wir sind auch dabei, eine grüne Rose zu züchten. Und eine Schwarze.“Beide gibt es noch nicht.

Noch.

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FOTO: STEPHAN EICKERSHOF­F Im Gen-Code von Rosen ist die Farbe Blau eigentlich nicht vorgesehen. Deshalb ist es so schwierig, eine blaue Rose zu züchten, berichtet Werner Ruland.

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