Bärbel Kobergs liebevoller Rauswurf nach 43 Jahren
Sie hat 43 Jahre den Kindergarten an der Lauenburger Allee in Großenbaum geleitet, jetzt geht sie in den Ruhestand.
GROSSENBAUM Seit Jahren ist es Ritual im evangelischen Kindergarten an der Lauenburger Allee, die Vorschulkinder zum Ende ihrer Kindergartenzeit rauszuschmeißen – selbstverständlich mit einer weichen Matte als Unterlage. Als Bärbel Koberg den Brauch während ihrer 43 Jahre als Leiterin des Kindergartens einführte, war ihr klar, dass auch sie irgendwann einmal den Flug auf die Matte antreten werden würde. Und so kam es am Freitag, als der Kindergarten sie in den Ruhestand verabschiedete.
Nicht nur bei Koberg kullerten die Tränen bei ihrer Verabschiedung, auch einige Erzieherinnen und Eltern wischten sich durchs Gesicht. „Bitte aufpassen, ich will am Sonntag in Urlaub fahren“, rief sie, bevor sie von Kindern und Eltern auf die Matte geworfen wurde.
„Sie hat den ganzen Kindergarten geprägt. Ich hoffe, dass viel von ihr bleibt“, sagt Bianca Vrenegor, deren Söhne Jona und Emilian einst unter den Fittichen von Koberg standen. Die gibt das Kompliment zurück: „Wir hatten eine unheimlich tolle Elternarbeit hier“, sagt Koberg. Mit ihrem Team etablierte sie Martinszüge, Laubsammel-Aktionen und Ausflüge.
„Sie hatte immer ein gutes Herz und ein offenes Ohr“, sagte Kinderpflegerin Nicole Terhaerdt, die 20 Jahre mit Koberg zusammenarbeitete. „Ich habe viel von ihr gelernt und viel mitgenommen.“
Koberg selbst freut sich am meisten, nicht mehr mit dem Wecker aufstehen zu müssen, sagt die NeuRuheständlerin. „Ein wenig Bauchschmerzen habe ich heute Morgen wegen meines letzten Tages aber schon gehabt“, sagt die 65-jährige. Die Kinder sangen zum Abschied einige Lieder, auch ehemalige Mitarbeiter kamen.
Seit dem Jahr 1974 leitete Bärbel Koberg den Kindergarten mit rund 50 Kindern. Erst spät hatte sie sich entschieden, mit Kindern zu arbeiten. Nach ihrer Ausbildung in einer Einrichtung in Duissern wurde sie Leiterin in Großenbaum – mit gerade einmal 22 Jahren.
Eine große Verantwortung für die Berufsanfängerin. „Ich musste damals viel Lehrgeld bezahlen, aber mein Motto war immer: Man wächst mit seinen Aufgaben“, so Koberg.
Insgesamt mehr als 2150 Kinder hat sie in all der Zeit begleitet. „Mittlerweile gehen die Enkel der Kinder von damals hier in den Kindergarten.“Auch ihre eigenen.
Wer Kobergs Nachfolgerin wird, steht noch nicht fest. Die kommissarische Leitung übernimmt zunächst Elisabeth Rogge, die derzeit die Einrichtung Am Böllert in Rahm führt. Sie wird jede Woche einige Tage dort und einige Tage in Großenbaum verbringen. Im Zuge dessen soll die Leitung neu ausgeschrieben werden.
Die Fußstapfen von Bärbel Koberg werden jedoch nur schwer auszufüllen sein.