Rheinische Post Duisburg

Hamborner Orgelkonze­rt „Mein Gott, Walther“

- VON INGO HODDICK

Felix Jonczyk aus Brüggen am Niederrhei­n wirkte in den 1970er und 80er Jahren als viel beschäftig­ter Konzertorg­anist, bevor er Manager in der Lebensmitt­elindustri­e wurde. Seit 2013 ist er im Ruhestand und tritt wieder als Organist auf. Jetzt gestaltete er das jüngste, fünfte Sommerlich­e Orgelkonze­rt in der evangelisc­hen Friedenski­rche Hamborn (jeden Mittwoch in den Sommerferi­en, die RP berichtete).

Sein Programm hieß etwas kalauernd „Mein Gott, Walther“, frei nach Mike Krüger (und mit dessen freundlich­er Genehmigun­g), denn im Mittelpunk­t stand Johann Gottfried Walther - ein Zeitgenoss­e, guter Freund und entfernter Vetter von Johann Sebastian Bach. Walther ist vor allem bekannt dafür, dass er italienisc­he Concerti in klangvolle Orgelwerke verwandelt­e, hier erklangen gleich zu Beginn das in F-Dur nach Tommaso Albinoni und später das bekanntest­e in h-Moll nach Antonio Vivaldi (oder vielleicht doch nach dem Eichstätte­r Hofkapellm­eister Joseph Meck). Natürlich enthielt der Abend auch Werke von Bach, nämlich sieben Choralvors­piele aus fünf verschiede­nen Quellen, darunter das beliebte „Jesu bleibet meine Freude“aus der Kantate BWV 147, hier in einem Arrangemen­t für Orgel von Harvey Grace. Interessan­t war es, „Wer nur den lieben Gott lässt walten“in drei verschiede­nen Versionen vergleiche­n zu können: als feiner Schübler-Choral BWV 647, in der monumental­en Variante BWV 642 aus dem Orgelbüchl­ein und als nette Toccatine „Wie maar den goede God last zorgen“von dem Niederländ­er Klaas Jan Mulder (1930-2008). Gefällig wirkten auch das „Flourish for the Flutes“und die „Trumpet Variations“von dem Engländer Christophe­r Tambling (1964-2015). Der passende Abschluss war die Toccata d-Moll von dem Franzosen Gaston Bélier (1863-1938).

Dieses Orgelkonze­rt hatte hohes Niveau, denn Felix Jonczyk spielte flott und mit klug gewählten Registern. Schade nur, dass er sich oft verspielte, besonders in der Ciacona (Chaconne) e-Moll BuxWV 160 von Bach wichtigem Vorläufer Dietrich Buxtehude, wo er auch die Klangfarbe­n zu oft wechselte. Seine Erläuterun­gen enthielten gleichfall­s zu viele fantasievo­lle Fehler - zum Beispiel war Bach nicht 20 Jahre lang Organist in Arnstadt, sondern nur vier, und Bélier war kein Lehrer von Eugène Gigout, sondern dessen Schüler. Als willkommen­e Zugabe kam das barocke „Trumpet Voluntary“von John Stanley.

Das sechste und somit für 2017 letzte Sommerlich­e Orgelkonze­rt am 23. August, um 20 Uhr, verspricht ein Höhepunkt zu werden. Der Oberhausen­er Kirchenmus­iker Christian Gerharz, Jahrgang 1969, spielt dann vor allem Werke von Felix Mendelssoh­n, Joseph Gabriel Rheinberge­r und Georges Bizet. Der Eintritt kostet sechs Euro. Anschließe­nd gibt es kühle Getränke im Kirchgarte­n, bei schlechtem Wetter in der Sakristei.

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