Rheinische Post Duisburg

Billigläde­n dringen in die Bestlagen vor

- VON ULLA SAAL

Wer demnächst über den Portsmouth­platz, Duisburgs neuem schicken Einfallsto­r, Richtung Innenstadt schlendert, trifft auf eine Ballung von Billigläde­n. Auf der rechten Seite „lockt“neben einer Spielhalle ein Textiler mit Röcken für 4,99 Euro und Hosen für 9,99 Euro. Links reihen sich nach einem Leihhaus die Woolworth, Kodi und Tedi wie an einer Schnur auf.

Im Averdunkze­ntrum hat sich der Textildisc­ounter Kik auf einer riesigen Fläche im Erdgeschos­s eingemiete­t. Neben dem Bettenhaus Käthe Mandel, ein Fachgeschä­ft, bietet Pien Kopien hochwertig­er Duftwässer­chen zu kleinen Preisen, 400 verschiede­ne Varianten schreit die Werbung in Signalrot auf dem Schaufenst­er. Die Fassade des City Palais’ wird beherrscht von riesigen Werbeaufkl­ebern, die von der baldigen Eröffnung der TK Maxx-Filiale künden. Auf 2100 Quadratmet­ern Angebote „großer Marken“zu 60 Prozent billiger.

Ist das die Innenstadt, die die Bürger gegen die drohende DOC-Konkurrenz am Bahnhof verteidige­n sollen? „Ja“, beantworte­t Wilhelm Bommann, Geschäftsf­ührer des Einzelhand­elsverband Niederrhei­n, diese Frage mit Nachdruck. Und das, obwohl neben Mc Donalds wieder zwei Läden leer stehen. Hier bot noch vor kurzem Cameo Billigprod­ukte vorwiegend aus Ostasien feil. Der Laden ist nun einige Meter weiter Richtung Kuhtor zu finden, nahe der Filiale von Ernsting’s Family, einem weiteren Textildisc­ounter. Zwischen der Bäckerei Bolten und der Fielmann-Filiale gibt es bei Bifaro Accessoire­s für kleines Geld zu ergattern von Uhren für 24,95 Euro bis zu dicken Halsketten für 5 Euro.

Ein-Euro-Läden sind inzwischen von der Königstraß­e verschwund­en. Doch von der Mercatorst­raße bis zum Forum beherrsche­n Discounter das Bild, dazu gesellen sich Selbstbedi­enungsbäck­ereien, Imbisse und Nagelstudi­os. Klassische Einzelhand­elsgeschäf­te sind hier kaum noch zu finden, ebenso wenig wie Filialen mit hochwertig­eren Textilien.

Von der Claubergst­raße bis zum Kuhtor und darüber hinaus ändert sich die Zusammense­tzung. Doch auch hier gibt es schon einige Billiganbi­eter in der ersten Reihe, die von der Hauptlaufr­ichtung der überwiegen­den Mehrheit der Passanten profitiere­n.

„Unabhängig davon, ob einem diese Ballung von Billigmärk­ten ge- fällt oder nicht, ist es eine Erfolgsges­chichte“, betont Bommann. Der Marktführe­r Tedi habe innerhalb von 13 Jahren 1500 Läden in sechs Ländern aufgebaut, allein in NRW 400. Der Neuling auf deutschem Boden, Rusta aus Schweden, ein Konkurrent für Ikea, habe seine erste Dependance in Nürnberg eröffnet und wolle 500 Filialen in deutschen Städten ab 50.000 Einwohnern ansiedeln. „Die Verbrauche­r nehmen diese Angebote gut an. In Duisburg umso mehr, als es 70.000 Menschen in Bedarfsgem­einschafte­n gibt, die wenig Geld zur Verfügung haben.“

In Duisburg komme hinzu, dass die Innenstadt im Zuge des Strukturwa­ndels alteingese­ssene Haushaltsw­arenläden verloren hat. Bommann: „Diese Erfolgstyp­en wie Tedi und Kodi schließen diese Nahversorg­ungslücke zu einem guten Teil.“Gerade in der Innenstadt sei dem Verband ein Anbieter, der hochfreque­nt ist, allemal lieber als ein Leerstand. „Von großem Zuspruch profitiert auch die Nachbarsch­aft. Die Lage wird interessan­ter, auch für Anbieter hochwertig­er Waren“, ist der Verbandsge­schäftsfüh­rer überzeugt.

Allerdings, führt Bommann einmal mehr an, leide die Duisburger Innenstadt an „hausgemach­ten Problemen. Wer keine Planungssi­cherheit hat, geht auch keine langfristi­gen Mietverträ­ge ein oder investiert. In der Duisburger City kommen wir nicht zum Durchatmen.“

Erst habe vor einigen Jahren Multi Casa als Innenstadt­konkurrenz gedroht, dann das FOC in Hamborn, dann Kriegers Möbelhaus mit zu großem zentrenrel­evantem Sortiment und nun das DOC. „Das zieht sich schon seit 1996, und nach dem Aus für das Outlet in Hamborn gab es gerade mal ein halbes Jahr Ruhe, bis Kriegers Pläne für ein DOC am Bahnhof bekannt wurden.“

Noch 1994 sei man „stolz wie Oscar gewesen“, aus der Münzstraße mit den Anbietern Sinn/Leffers, Peek & Cloppenbur­g und auch mit C&A, eine Textilmeil­e gemacht zu haben.

Die ist längst Geschichte, die Münzstraße ist auf dem hinteren Teilstück total verödet. Auf dem Abschnitt zwischen Münzplatz und Steinsche Gasse wird sie von Billigläde­n und Imbiss-Stuben beherrscht.

Dennoch sieht Wilhelm Bommann die Zukunft der Duisburger City optimistis­ch: „Die Lage wird sich verbessern“, ist er felsenfest überzeugt.

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