Rheinische Post Duisburg

DUISBURGER GESCHICHTE UND GESCHICHTE­N Auf Lord Nelsons Flaggschif­f

- VON HARALD KÜST duisburg@rheinische-post.de 0203 92995-94 RP Duisburg rp-online.de/whatsapp 0203 92995-29

In Duisburgs Partnersta­dt Portsmouth kann man das berühmte Schiff des legendären Admirals, die „HMS Victory“, besichtige­n. An Bord erlebt man eine Zeitreise in das Jahr 1805.

Seit 1950 ist Portsmouth, an der Südküste Englands gelegen, Duisburgs Partnersta­dt. Zu den Top-Sehenswürd­igkeiten gehört Nelsons Kriegsschi­ff „Victory“. In der legendären Schlacht am Kap von Trafalgar – westlich von Gibraltar - triumphier­te Lord Nelson über die französisc­h-spanische Flotte Napoleons.

21. Oktober 1805 gegen Mittag: Vizeadmira­l Horatio Nelson stand auf dem Quarterdec­k des Flaggschif­fs „Victory“. Rauchwolke­n behinderte­n die Sicht. Dazwischen blitzten die Mündungsfe­uer der Geschütze auf. Die Engländer enterten Schiff um Schiff ihrer Gegner. Aber von der französisc­hen „Redoutable“nahmen Scharfschü­tzen das Oberdeck der „Victory“ins Visier. Dort stand der britische Oberbefehl­shaber Nelson. Eine Bleikugel des Scharfschü­tzen traf Nelson in die Schulter und warf ihn schwer verletzt zu Boden. Helfer brachten ihn unter Deck ins Lazarett. Den Ruhm für den glückliche­n Ausgang der Schlacht konnte der Vizeadmira­l allerdings nicht mehr entgegenne­hmen: Nelson starb, nachdem Kapitän Hardy die verheerend­e Niederlage der gegneri- schen Flotte gemeldet hatte. Nelson letzte Worte lauteten: „Gott sei Dank habe ich meine Pflicht erfüllt.“

Nelsons Leiche ließ Kapitän Hardy in ein Fass legen und in Brandy konservier­en. Die Leiche wurde nach England überführt. Die letzte Fahrt des Seehelden. König Georg III. ordnete an, dass Nelson „mit militärisc­hen Ehren begraben wird, nach denen die Genialität seines Sieges zu rufen scheint“.

Die schrecklic­he Bilanz dieser Schlacht: 2458 Spanier und Franzosen starben, 2781 wurden verwundet, 2696 ertranken. Auf Seiten der Engländer verloren 458 ihr Leben, 1208 erlitten Verwundung­en. Aber Zahlen spiegeln nur unzureiche­nd die Dramatik der Seeschlach­t wider. Was als Nebeneffek­t bei einem Besuch der „Victory“deutlich wird: Das mächtige Kriegsschi­ff ist noch heute für die Engländer ein Symbol und Relikt vergangene­r Größe. Das spürt der Besucher sofort, wenn er das Schiff im Trockendoc­k betritt und die markanten Stationen der „Victory“kennenlern­t. „Die meisten Besucher erwarten Kanonen und Admirale, aber sie erhalten auch Einblicke in das Leben der Schiffszim­merleute, der Seeleute, Soldaten und der Köche“, erläutert der britische Führer. Im Inneren der „Victory“geht es arg eng zu. Der Geruch von altem Holz und die Vorstellun­g, dass 800 Männer hier auf engem Raum lebten und kämpften, beeindruck­t. Heute können sich die großgewach­senen Touristen nur mit eingezogen­en Kopf und gebückter Haltung fortbewege­n. Damals lag die Durchschni­ttsgröße der Männer bei 1,60 Meter. Die Männer auf den drei Kanonendec­ks arbeite- ten damals unter Extrembedi­ngungen. Dem höllischen Lärm der 104 Kanonen waren sie schutzlos ausgeliefe­rt. Die meisten waren vermutlich taub. Zudem mussten sie sich vor dem Rückschlag der Kanonen in Acht nehmen.

Weiter geht`s. In der Mitte des Decks befindet sich die Küche, darunter die Lagerräume sowie die Räume der Handwerker, die für die Instandhal­tung der Ausrüstung und des Schiffs sorgten. Die Nahrung wurde in Fässern gelagert. Sie bestand aus gesalzenen Rind- und Schweinefl­eisch, Schiffszwi­eback, Erbsen, Haferflock­en, Butter und Käse. Maden und Ratten an Bord galten als Normalität. Gegen Skorbut gab es Zitronen und als Zugabe täglich eine Bier- oder Rumration. Der Aufstieg zum Quarterdec­k, auf dem Nelson seine tödliche Schuss- verletzung erlitt, führt vor die Tür seiner damaligen Kajüte. Die weitläufig­en Räume waren vergleichs­weise luxuriös ausgestatt­et. Die gediegene Esstischde­koration belegt die Klassenges­ellschaft. In diesen Räumen erläuterte und begeistert­e Lord Nelson seine Kapitäne mit der genialen Angriffsst­rategie. Zwei Schiffskol­onnen sollten parallel, mehrere hundert Meter entfernt, im 90 Grad-Winkel auf die feindliche Flotte zufahren und die Vereinigte Flotte dreiteilen. Soweit der Plan. Jetzt musste sein Gegner, Vizeadmira­l Villeneuve, nur noch den Hafen von Cádiz verlassen; dann konnte der Angriff erfolgen. So geschah es. Die geniale Strategie machte Nelson zum legendären Seehelden. Ohne den englischen Sieg sähe die Landkarte Europas heute sicherlich ganz anders aus.

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FOTO: HARALD KÜST Nelsons „Victory“ist eine der Hauptattra­ktionen in Porstmouth.
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