Pflegeheimen in Duisburg droht schon bald ein Platzabbau
Einzelzimmerquote muss bis zum 31. Juli 2018 bei mindestens 80 Prozent liegen. Neun Häuser werden dieses Ziel nicht erreichen.
Bis 31. Juli 2018 schreibt das Wohnund Teilhabegesetz (WTG) für Pflegeheime vor, mindestens 80 Prozent Einzelzimmer für ihre Bewohner bereitzustellen. Rund ein Drittel der insgesamt 64 Duisburger Einrichtungen in Duisburg werden diese Anforderung nicht erfüllen können. In neun Einrichtungen muss die Heimaufsicht daher ab August 2018 Aufnahmestopps verhängen. Durch Umbauten oder Umwidmungen fallen mindestens 130 Pflegeplätze weg. Diese werden erst im Zuge von Neubauten wieder eingerichtet, was sich jedoch zeitlich hinauszögern könnte. Zwar verweist die Heimaufsicht darauf, dass niemand gezwungen werde, eine Pflegeeinrichtung zu verlassen.
Die Folge wird jedoch im kommenden Sommer spürbar werden: Ein Engpass in der Pflegeversorgung. Obwohl die Neuregelung der Qualitätsstandards bereits seit 2003 bekannt sind, zögerten viele Träger, entsprechend zu investieren. „Es herrschte lange Unsicherheit, aus der Politik, kamen stets unterschiedliche Signale“, sagt Michael Harnischmacher als Prokurist der Awocura, die in Duisburg fünf Pflegeheime betreibt mit insgesamt 416 vollstationären Plätzen. In fast allen Einrichtungen erfülle die Awocura die Einzelzimmerquote bereits jetzt. Im Seniorenzentrum Ernst Ermert in Mitte liege man bereits bei 80 Prozent. „Wir haben Glück, dass wir junge Seniorenzentren haben“, sagt Harnischmacher, der weiß, dass viele seiner Kollegen Gebäude älteren Jahrgangs betreiben – und dementsprechend viel in Umbauten investieren müssen. So wie beim Evangelischen Christophoruswerk: Von den rund 800 Pflegeplätzen in zehn Einrichtungen werden bis August 2018 etwa 130 durch die Quote wegfallen.
Dabei investiert das Werk bereits mehrere Millionen in den Aus- und Umbau der Einrichtungen. Etwa in die Modernisierung des Bodelschwingh-Hauses an der Bonhoefferstraße oder den Ersatzbau an der Bronkhorststraße in Meiderich, der allerdings erst im Frühjahr 2019 bezogen werden kann. Durch diese Neu- und Umbauten werden die Plätze zwar wieder geschaffen, jedoch mit zeitlichem Verzug von über einem Jahr. „Ärgerlich ist, dass das Land uns in den Achtziger und Neunziger Jahren genötigt hat, Doppelzimmer zu schaffen“, kritisiert Wilfried Stoll, Vorstand des Christophoruswerks. Nun sollen Objekte, die auf 50 Jahre finanziert sind, umgebaut werden. Die Refinanzierung über Darlehen sei höchst kompliziert.
Um Einzelzimmer zu schaffen, würden nun Betten aus Doppelzimmern geschoben. „Die Fläche und die Kosten für das Zimmer bleiben aber gleich“, erklärt Stoll. „Jedoch können sie dann anstatt auf zwei, nur noch auf eine Person umgelegt werden.“Das führt zur Steigerung der Pflegeplatzkosten. Und hat letztlich finanzielle Folgen für die Kommune: Diese muss in vielen Fällen die höheren Kosten der Bewohner durch „Hilfen zur Pflege“ausgleichen.
Ebenso wirkt sich der Wegfall der Plätze auf die Mitarbeiter des Christophoruswerks aus. „Durch den zeitlichen Verzug müssen wir die Beschäftigung der Mitarbeiter überbrücken“, sagt Stoll. „Diese für uns wichtigen Pflegefachkräfte wollen wir schließlich halten.“